Die skurrile Krimi-Komödie „Miss Merkel – Ein Uckermark-Krimi“ zeigt RTL am 21. März um 20:15 Uhr (auch auf RTL+ abrufbar). Der 90-minütige Film basiert auf dem ersten Teil der erfolgreichen „Miss Merkel“-Buchreihe von David Safier (56). Katharina Thalbach (69) mimt die in Rente gegangene Kanzlerin, die mit Mann Joachim und Mops Helmut in eine Kleinstadt in der Uckermark gezogen ist und plötzlich einen Kriminalfall lösen muss.
„Ich kannte die Romane vorher nicht, aber ich habe das Drehbuch gelesen und dachte mir: was für eine ungewöhnliche Idee“, beschreibt Thalbach den Anfang des Projekts im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. „Die Ex-Kanzlerin zu einer Hobbydetektivin im Sinne von Miss Marple mutieren zu lassen, fand ich so undeutsch. Diese Traute kenne ich eigentlich nur von Engländern, die ich sehr bewundere.“ Wenn es eine normale Satire über Merkel gewesen wäre, hätte sie das nicht interessiert, sagt die Schauspielerin. „Aber diese liebenswerte Wendung, einer Ex-Kanzlerin als Rentnerin zuzugucken, wie sie einen Mordfall löst, fand ich herrlich.“
„Werde nie eine perfekte Kopie sein“
Die „Miss Merkel“-Bücher habe sie dann sofort gelesen und sei begeistert gewesen. Sie hoffe nun, „dass das gut läuft mit den Zuschauern“, damit das Team auch den zweiten Teil, „Mord auf dem Friedhof“ drehen könne. „Ich weiß, dass David Safier auch schon an einem dritten Teil schreibt. Also ich wäre begeistert, das weiterzumachen“, betont Thalbach. Bei der Darstellung von Miss Merkel handle es sich klar um eine Kunstfigur, erzählt sie weiter. „Ich bin sicher, dass Frau Merkel nicht in der Uckermark Mordfälle lösen wird. Es gibt natürlich Berührungspunkte, schon rein äußerlicher Natur, aber ich werde nie eine perfekte Kopie von ihr sein. Das ist auch nicht die Intention.“ Es mache ihr Spaß, mit der Kunstfigur zu spielen. „Natürlich habe ich versucht, mich an der originalen Angela Merkel zu orientieren und so viel wie möglich von ihr zu übernehmen. Aber das geht immer nur bis zu einem gewissen Punkt. Man weiß ja auch nicht alles von ihr. Das ist ja das Schöne, dass so Vieles im Dunklen liegt.“
In der Sat.1-Guttenberg-Satire „Der Minister“ verkörperte Thalbach 2013 ebenfalls Merkel, mit leicht verändertem Namen als Angela Murkel. Die Vorerfahrung habe ihr für den „Miss Merkel“-Film sehr geholfen, „weil ich dadurch für die Figur schon ein körperliches Gefühl hatte. Und ihre Blazer und die Frisur hat sie auch nicht gewechselt (lacht). Wir sind nur beide älter geworden, aber das Gute ist, dass wir derselbe Jahrgang sind.“ Mit der Langzeitkanzlerin verbinde die Schauspielerin des Weiteren, dass „wir beide aus der DDR sind und beide eine große Liebe zu Eintöpfen teilen. Und ich habe Physik immer geliebt. Es hat mir sehr gefallen, dass wir auf einmal eine Frau an der Spitze hatten, die aus der Naturwissenschaft kommt und deswegen auch Wissenschaft zu schätzen weiß.“ Auch Merkels protestantischer Hintergrund mit Ihrem Vater, der Pfarrer war, sei ein Berührungspunkt, sagt Thalbach. „Ich war mit großer Begeisterung ein Chor-Mitglied in meiner evangelischen Kirche in Berlin-Mitte. Es gibt also schon durchaus Verbindungen, wo ich das Gefühl habe, ja, vielleicht verstehe ich was von ihr.“
Begegnung mit der „echten“ Angela Merkel
Die Schauspielerin ist der Politikerin vor vielen Jahren auch begegnet. „Kurz nachdem sie gewählt wurde, traf ich sie bei Udo Walz im Friseursalon, wo wir beide zu den letzten Kunden gehörten. Ich konnte ihr gratulieren und wünschte ihr möglichst viel Erfolg als Kanzlerin.“ Dass Angela Merkel sich nun aus der Öffentlichkeit weitestgehend zurückgezogen hat, kann Thalbach nachvollziehen. „Ich verstehe das absolut. Sie hat gesagt, jetzt reicht es nach 16 Jahren und dazu gehört auch der Rückzug aus dem öffentlichen Leben. Umso mehr freue ich mich natürlich, dass man in diese schöne Vermutung reingehen kann, was sie denn derzeit so treiben könnte.“
In „Miss Merkel – Ein Uckermark-Krimi“ wird es der Kanzlerin, die seit kurzer Zeit in Rente ist und mit Mann Joachim und Mops Helmut ein entspanntes Leben in der Uckermark genießen könnte, schnell langweilig. Als Freiherr Philip von Baugenwitz vergiftet in einem von innen verriegelten Schlossverlies gefunden wird, ahnt „Miss Merkel“, dass es kein Selbstmord ist. Da die eingeschaltete Polizei dies nicht wahrhaben will, muss sie eben mit der Unterstützung ihres Bodyguards Mike selbst ermitteln.
„Die Uckermark kenne ich sehr gut“, beschreibt Thalbach ihre Verbindung zum Ort der Handlung. „Mein Bruder hat da ein schönes Grundstück, die Gegend ist mir sehr vertraut.“ Die Dreharbeiten fanden jedoch in erster Linie in Brandenburg statt. „Wir haben dort sehr schöne Flecken ausgesucht, die wir sehr gut als Uckermark verkaufen können (lacht). Nur die Hügel haben ein bisschen gefehlt.“ Eine besondere Herausforderung war der Drehpartner auf vier Beinen, erzählt Thalbach. „Mit Kindern oder Tieren zu drehen, ist immer anstrengend. Wenn sie keine Lust mehr haben, haben sie keine Lust mehr. Da sind sie auch nicht bestechlich. Auf der einen Seite ist das eine wahnsinnig liebevolle und imponierende Eigenschaft, auf der anderen kostet es im Drehalltag Zeit und Nerven, wenn der liebe Mops nicht das macht, was man will (lacht).“
Keine langweilige Rente
Den Dreh konnte sie ansonsten vor allem durch ihre „tollen Kollegen“ wie Judith Engel (Katharina von Baugenwitz) und Thorsten Merten (Joachim Sauer) genießen. „Die großartige Neuentdeckung für mich ist Sascha Nathan, der den etwas nervigen Kommissar spielt und Merkel so gar nicht leiden kann. Das hat sehr viel Spaß gemacht.“ Die Beziehung zwischen der Hobbydetektivin und ihrem Mann sei hingegen von „immer noch großer Liebe und Verständnis“ geprägt. „Wenn man so lange zusammen ist, kennt man sich einfach sehr gut, auch die Schwächen des anderen. Und das wird von David Safier mit sehr viel Humor und sehr viel Liebe behandelt.“
Für Thalbach selbst geht es bei Krimis am liebsten ebenfalls „nicht ganz so finster“ zu. „Ich liebe Agatha Christie, von ihr habe ich fast alles gelesen. Oder ich mag auch Inspector Barnaby. Also mehr die englischen Krimis, die ich für ihren Humor schätze.“ Wenn sie sich nicht gerade der Literatur widmet, ist Thalbach weiterhin als Schauspielerin vielbeschäftigt. „Ich bin schon lange in Rente und mir ist gar nicht langweilig. Ich arbeite genauso viel wie vorher. Ich habe einen Beruf, den ich körperlich noch bewältigen kann. Und solange ich eine Stimme habe und gucken kann, möchte ich auch gerne spielen.“
(jom/spot)
Bild: Katharina Thalbach in „Miss Merkel“. / Quelle: RTL / Maor Waisburd