Johannes Oerding (39) feiert am 7. Oktober seine Premiere als Coach von „The Voice of Germany“. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät der Sänger, warum er anfangs zu Recht aufgeregt war, warum Coach-Kollegin Sarah Connor (41) seine größte Konkurrentin ist und was seine Partnerin Ina Müller (56) zu seinem neuen Job gesagt hat.
Wie haben Sie Ihren Einstieg bei „The Voice of Germany“ erlebt?
Johannes Oerding: Ich war sehr aufgeregt und das zu Recht. Hier passiert wirklich viel, die Spots gehen an und an allen Ecken warten neue Eindrücke. Das ist erst einmal eine Reizüberflutung, aber ich habe mich langsam in die Aufgabe reingefuchst und habe auch Unterstützung von den anderen Coaches bekommen, wenn man mal Fragen hatte.
Welche Vor- und Nachteile hat man bei „The Voice“ als Coach-Neuling?
Oerding: Der Nachteil ist natürlich, dass die Talente einen noch nicht aus dem „The Voice“-Kosmos kennen. Dann kann es eben sein, dass sie eher zu jemandem wie Mark Forster gehen, den sie viele Jahre schon im Fernsehen gesehen haben und wissen, wie der so tickt. Aber: Sie haben auch gesehen, dass Mark Forster noch nie gewonnen hat. (lacht) Da sagen sich manche Talente vielleicht lieber: Da gehe ich zu Oerding, der ist frisch, der hat Elan und der hat Bock.
Ist ein Nachteil vielleicht auch, dass Sie Musik auf Deutsch machen, viele Talente aber auf Englisch singen wollen?
Oerding: Ja, das fällt durchaus auf, dass die Talente sich ihre Gedanken machen, zu wem sie gehen. Wer international an den Start kommen will, geht eher zu Nico Santos, weil er genau dafür steht. Sängerinnen und Sänger, die R’n’B und Soul mögen, fühlen sich scheinbar eher zu einer Sarah Connor hingezogen, weil sie bewiesen hat, dass sie da eine große Expertise hat. Zu mir kommen dafür Leute, die gerne auf Deutsch singen, die selber schon eigene Songs schreiben, die Instrumente spielen, die also wirklich schon ein Stück weit gemachte Artists sind. Das finde ich ganz schön, dass ich schon eine so erfahrene Truppe habe.
Wen sehen Sie als stärksten Konkurrenten unter den Coaches?
Oerding: Ich glaube, für uns alle ist die größte Konkurrenz Sarah Connor, weil sie das stärkste gesangliche Team hat. Da sind wirklich viele, viele große Stimmen dabei. Wo so eine Stimme schon fast ausreicht, um auch zu gewinnen. Aber ich sage immer zu meinem Team: Wir haben vielleicht nicht die großen Mariah-Carey-Stimmen unter uns, aber wir haben Personality, Authentizität, Charakter und Erfahrung. Das ist, was hier zählt und letztlich beim Publikum ankommt.
Sarah Connor konnte nach einem positiven Corona-Test nur virtuell bei den Battles dabei sein. Wie haben Sie von dem Testergebnis erfahren?
Oerding: Ich hatte auf meinen Plan geguckt und mich gewundert, dass Sarah an dem Tag gar nicht antreten musste. Man hat uns dann informiert und erklärt, dass man bereits an Lösungen arbeite. Auf mich machte sie dann vom Homeoffice aus wieder einen sehr starken und fitten Eindruck.
Wie haben Sie sonst die Drehs unter Corona-Bedingungen erlebt?
Oerding: Mittlerweile habe ich mich an die Produktionen gewöhnt, wo man tagtäglich getestet wird, wo man vielleicht vorher auch mal drei bis vier Tage in Quarantäne muss, damit wirklich alles rundläuft. Es ist mittlerweile bei uns in der Veranstaltungsbranche auch gelernt, dass das ein kleines Übel ist, das einfach jeden Morgen mit dazugehört. Da ist es umso trauriger, wenn dann doch so was wie bei Sarah ist. Bei ihr ist es ja nicht vor Ort, sondern außerhalb passiert. Man hat es eben nicht unter Kontrolle.
Wie war es für Sie, auf dem roten Stuhl nur auf die Stimmen zu hören?
Oerding: Sehr ungewöhnlich, weil für mich bislang bei Auftritten die visuelle Ebene eine große Rolle spielte. Ich bin auch der Meinung, dass das zum Gesamtbild einer künstlerischen Darbietung gehört, weil das noch mal ganz andere Möglichkeiten herstellt und ganz andere Ebenen bedient. Trotzdem fand ich die Erfahrung lustig – wie oft wir uns fragend angeguckt haben: Ist das eine Frau? Ist es ein Mann? Ist es ein Kind? Wie viele sind das? Man muss sein eigenes Gehör wirklich sensibilisieren, um dann die Feinheiten und das gewisse Etwas herauszuhören. Präferenzen entwickelt man auch, ich mochte sehr, wenn jemand auf Deutsch gesungen hat und da,s was er gesungen hat, glaubhaft rübergebracht hat. Da war ich relativ schnell und oft mit dabei. Es gab auch jemanden, der einen Song von mir gesungen hat und ich wünschte, er hätte ihn ein bisschen besser gesungen. Da musste ich als Coach ehrlich und objektiv bleiben.
Schade an dem Format ist, dass die Gewinner nach ihrem Sieg oftmals nicht ganz so durchstarten…
Oerding: Ich glaube, selbst wenn man hier als Gewinner rausgeht oder eben als jemand, der auf halber Strecke rausfliegt: Von da an ist alles möglich, alles machbar. Das hat nicht immer unbedingt nur was mit der Fernsehshow zu tun, sondern mit dem eigenen Charakter und dem eigenen Drive, wie und ob man weitermachen will oder ob man sich mit den richtigen Leuten danach trifft. Es gab Leute, die durchaus dann auch eine Zeit lang am Start waren, vielleicht sogar noch sind. Spannend ist, dass das nicht nur Gewinner waren, sondern Ex-Talente wie Michael Schulte oder Max Giesinger. Was die Show jedem liefern kann, ist, dass man hier viel erlernen, viel mitnehmen und sich auch inspirieren lassen kann.
Letztes Jahr war die Jubiläumsstaffel mit einigen Doppelstühlen besetzt. Hätten Sie sich auch einen Coach-Partner neben sich gewünscht?
Oerding: Im Gegenteil, ich hatte mir gewünscht, alleine da zu sitzen (lacht). Mir war das in der vergangenen Staffel ein bisschen zu viel Action. Mit vier Leuten ist es jetzt wieder ein bisschen aufgeräumter. Wenn ich nicht die Wahl hätte, würde es aber schon Menschen geben, mit denen ich gerne Platz nehmen würde. Wincent Weiss zum Beispiel, mit dem verbringe ich gerne meine Zeit und habe immer Spaß mit ihm. Der ist schnell in der Birne und ist schlagfertig. Zusammen können wir auch ganz schön provokant sein. (lacht)
Was hat Ihre Partnerin Ina Müller zu Ihrem neuen Job gesagt?
Oerding: Wir teilen diese Momente immer miteinander. Wenn etwas Neues entsteht und passiert, sind wir Fans voneinander und unterstützen uns. Sie ist, genau wie ich, ein Stück weit stolz, dass man es so weit geschafft hat, dass man gefragt ist und bei so einer Show dabei sein kann. Manchmal kriegt man das gar nicht mehr mit, was alles passiert ist in den letzten Jahren. Ich denke dann immer noch, ich bin 14 und spiele in einer Schülerband.
Wie ist es für Sie, durch Corona-Lockerungen wieder auf der Bühne stehen zu können?
Oerding: Bei meinen bisherigen Shows war alles mit dabei: Strandkorb- oder Picknick-Konzerte, bestuhlte Konzerte, Modellversuche mit vielen Tausend Menschen, mit Maske und ohne Maske, 3G, 2G… Alle Konzepte hatten etwas für sich, die schönsten waren aber dann doch die, wo man die Leute wirklich sieht und sie ein Stück weit wieder zusammenstehen und mitmachen können. Aber es ist alles nicht wie es mal war. Das ist nach wie vor traurig und schade. Wir fiebern alle darauf hin, dass irgendwann jemand sagt: Passt auf Leute, alles ist wie früher.
Ihr sechstes Album „Konturen“ hat kürzlich Platin bekommen. Gibt es Pläne für neue Songs oder ein neues Album?
Oerding: Das ist etwas, was leider gerade aufgrund der Live-Shows und TV-Arbeit so ein bisschen hinten rüber fällt. Ich vergesse oft, mich auch mal hinzusetzen und Dinge aufzuschreiben. Aber irgendwann muss ich mal den Anfang finden. Es gibt ein, zwei, drei Ideen. Und ich kenne mich, wenn ich den ersten Song geschrieben habe und den für gut befinde, dann gerät die Maschinerie ins Rollen - zwar langsam wie eine alte Dampflok, aber immerhin.