Im Mittelpunkt von Folge drei der „Höhle der Löwen“ (montags, 20.15 Uhr, bei Vox oder bei RTL+) steht die Nachhaltigkeit. Ob vegane Sneaker aus Obstresten, stylishe Elektro-Motorräder mit recycelten Akkus oder Kinderbrillen aus dem Öl von Pflanzensamen – die Löwen sind begeistert von der Innovationskraft der meisten Gründerinnen und Gründer. An einem Kinderbrillen-Pitch scheiden sich allerdings die Geister. Und dann erleben die Löwen noch den „schlechtesten Pitch“ der Geschichte.
„Eure Bikes sind mega, aber Ihr seid giga!“
Motorräder sind die Leidenschaft der beiden besten Freunde Marvin Rau (30, aus Bargteheide) und Michael Szpitalny (29, aus Hamburg). In der Höhle der Löwen stellen sie ihr Elektro-Bike-Label Metorbike vor. Ihre stylishen E-Bikes im Retrolook werden von recycelten Akkus aus dem Automobilbau angetrieben. Der Clou: Ein einzigartiges Soundsystem sorgt für waschechten Verbrennerklang – vom klassischen Moped-Sound bis zum Röhren einesV12ers. Bei einer Maximalgeschwindigkeit von 50 Km/h kann jeder mit einem Pkw-Führerschein sofort aufsteigen und Beschleunigung und Sound genießen. Für 500.000 Euro bieten die Gründer 17 Prozent ihres Start-ups.
Ralf Dümmel (57) und Nils Glagau (48) fackeln nicht lange und drehen ein paar Runden vor dem Studio – mit nachhaltiger Wirkung. Ralf Dümmel nach Pitch und Spritztour: „Ich feier‘ Euch so ab. Was Ihr mit dem bisherigen Investment erreicht habt. Sensationell.“ Als Investor sieht er sich jedoch nicht. Anders Nils Glagau: Er lässt die Bremsen glühen und scheint Feuer und Flamme für einen Deal. Spontan kauft er den Gründern per Handschlag ein Bike ab. Aber er will noch mehr. Gemeinsam mit Carsten Maschmeyer (65) ist er von den zwei studierten Ingenieuren begeistert. Beide bieten die geforderten 500.000 Euro, jedoch für 25 Prozent an Metorbike. Die Reaktion der Gründer: „Da brauchen wir gar nicht diskutieren.“ Sie schlagen spontan ein. Carsten Maschmeyer schwärmt: „Eure Bikes sind mega, aber Ihr seid giga. Ihr seid mustergültige Gründer.“
„Ihr wisst noch gar nicht, wer die Zielgruppe ist“
Tofu kennt heute jedes Kind. Aber Tempeh? Das aus Asien stammende, vegane Produkt wird ursprünglich aus fermentierten Sojabohnen hergestellt. Höchst proteinreich ist es eine bissfeste, leicht zuzubereitende Ernährungsalternative. Jana Klauke (28) und Luca Menke (33) möchten ihre Marke Tämptästic mit Hilfe der Löwen in Deutschland zum Marktschlager machen – auch in Varianten aus Kichererbsen, grünen Erbsen oder Quinoa. Für 40.000 Euro bieten Sie zehn Prozent ihres Unternehmens.
Den Löwen ist Tempeh bislang kein Begriff. Die Notwendigkeit der Kühlung der Produkte sehen sie als Hürde an. Und nach der Verkostung kommen sie zu äußerst unterschiedlichen Urteilen. Carsten Maschmeyers Tempeh-Fazit: „Es schmeckt nicht. Ich verstehe es nicht. Deshalb bin ich raus.“ Judith Williams (52) hingegen konstatiert: „Mir schmeckt das Zeug.“ Die Zielgruppe für ihr Produkt sehen die Gründer jedoch bei Käufern jenseits der vierzig, „weil die mehr Geld haben“. Judith Williams reagiert fassungslos und gibt den Gründern ihre Hausaufgaben mit auf den Weg: „Wer seid ihr? Was ist Tempeh? Und wer ist die Zielgruppe?“ Den Reifegrad der Antworten auf diese Fragen sieht sie bei den Gründern noch als gering an. Deshalb verlassen beide die Höhle ohne Deal, aber um wertvolle Erfahrungen reicher.
„Du bist mein Weihnachten und Geburtstag zusammen“
Der Markt für Sneaker in Deutschland ist riesig. Die meisten Modelle werden allerdings immer noch aus echtem Leder gefertigt. Gründerin Viola Weller (28) aus Ludwigshafen will mit ihrer Marke Vlace Themen wie Tierleid und schlechte Arbeitsbedingungen ein für alle Male aus den Schuhregalen verbannen. Mutig und wild entschlossen zog sie durch Europa auf ihrer Mission, ethisch korrekte und gleichzeitig stylishe Sneaker zu produzieren. 40 erfolglose Termine später hatte sie in einer familiengeführten, portugiesischen Schuhmanufaktur den richtigen Partner für ihre Vlace-Sneaker gefunden. Die Schuhe bestehen aus Orangen-, Zitronen-, Trauben-, Apfel- und Maisabfällen aus Italien. „Der ökologische Fußabdruck meiner Vlace Sneaker beträgt im Vergleich zu einem herkömmlichen Ledersneaker nur noch ein Fünfzehntel“, so die Gründerin stolz. Für zehn Prozent ihrer Firmenanteile rief sie 200.000 Euro auf.
Das modische und bequeme Obst an den Füßen begeisterte die gesamte Löwen-Riege. Die „Regal-Könige“ Tillman Schulz und Ralf Dümmel bezeichnen das Schuh-Business allerdings als äußerst heißes Pflaster und steigen aus. Janna Ensthaler (40) lässt sich von den Einwänden der Kollegen nicht abschrecken: „Mein Herz klopft so sehr. Dein Sneaker bringt den USP mit. Aber an erster Stelle investiert man in die Gründer. Und du bist mein Weihnachten und Geburtstag zusammen.“ Nach einem Telefonat mit ihrem Vater gewährt Gründerin Viola Janna Ensthaler 23 Prozent an Vlace. Damit steht der Deal mit ihrer „Wunschlöwin“ auf soliden Füßen.
Löwinnen-Zoff über Kinderbrillen
Die Manti-Manti-Gründerinnen Susann Hoffmann (42, aus Berlin) und Philippa Koenig (36, aus Hamburg) wollen das Image der Kinderbrillen nachhaltig aufpolieren: von der „Brillenschlange“ zum Hingucker. Ihre Premium-Brillengestelle sind nicht nur schön und superflexibel, sie bestehen auch aus einem nachhaltigen, biobasierten Rohstoff aus dem Samen des Wunderbaums. Um weiter wachsen zu können, erhoffen sich die Gründerinnen von einem Löwen Unterstützung im Bereich Vertrieb und Marketing. Ihr Angebot: 500.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile.
Von den nachhaltigen und flexiblen Gestellen sind die Löwen zunächst angetan. Der Preis von 198 Euro pro Gestell trübt jedoch ihren positiven Blick auf Manti Manti. Tijen Onaran (39) findet dieses Geschäftsmodell „privilegiert“ und wünscht sich zumindest ein Produkt, das sozial benachteiligte Familien anspricht.“ Judith Williams kann darüber nur den Kopf schütteln. Über die Frage des Unterstützungsbedarfs seitens der Gründerinnen entspinnt sich zwischen Tijen Onaran und Janna Ensthaler die nächste Diskussion, dann ist Tijen Onaran raus. Judith Williams ist der Kinderbrillenmarkt „zu nieschig“, auch sie verabschiedet sich. Für Janna Ensthaler stimmt „die Mathematik“ hinsichtlich der Firmenbewertung nicht. Als letzte Löwin steigt sie aus dem Deal aus.
„Der schlechteste Pitch, den ich hier gesehen habe“
Ob beim Bezahlen, dem Ruf eines Taxis oder in einem einzigartigen Foto-Moment: ein leerer Handy-Akku kommt immer ungelegen. Genau dafür haben Denise Ossenberg (31) und Thomas Hühne (34) aus Frankfurt am Main ihre Powerbank-Ausleihstation FiniBee entwickelt. „Der Nutzer lädt sich die FiniBee-App herunter und kann dann über den QR-Code an der Station eine Powerbank samt Ladekabeln entnehmen“, erklärt Hühne, der im Bienen-Kostüm präsentiert. Das Duo will deutschlandweit expandieren und ruft 100.000 Euro für 15 Prozent an FiniBee auf.
Dagmar Wöhrl findet das Konzept „etwas kompliziert“ und schätzt den Finanzbedarf weit höher ein: „Ich glaube nicht an das Modell und bin raus.“ Auch die 700 aktuellen Nutzerinnen und Nutzer und der Jahresumsatz von 3.500 Euro überzeugt die Löwen nicht: „Wenig Ausbeute für ein Jahr Testzeit“, findet Nils Glagau. „Ihr baut ein Vertriebssystem auf, seid aber beide keine Vertriebler. Das ist, als ob man mit einem Fußball-Team ohne Torwart antritt“, so Janna Ensthaler. „Das ist mit Abstand der schlechteste Pitche, den ich hier gesehen habe“, stellt Judith Williams fest. Sie steigt ebenso aus wie ihre Mit-Löwen.
(jök/spot)
Bild: Bleifuß vor dem E-Bike-Deal: Ralf Dümmel und Nils Glagau (r.). / Quelle: Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer