Wolfgang Bahro (61) spielt am Donnerstag, den 12. Mai, zur Feier des 30-jährigen „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“-Jubiläums den Jo Gerner in Spielfilmlänge. Das Serienurgestein ist seit fast drei Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Serie, die montags bis freitags um 19:40 Uhr bei RTL und RTL+ ausgestrahlt wird. In der Jubiläumsfolge rückt Bahro als Hauptdarsteller in den Mittelpunkt – für den Schauspieler „eine große Ehre“, wie er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt. Zudem verrät er, warum er sich beim Dreh wie ein Action-Star gefühlt har, wie viel Mitspracherecht er hat und welche Szene ihn in den vielen „GZSZ“-Jahren am meisten berührt hat.
Herr Bahro, hätten Sie damals gedacht, dass Sie so lange bei „GZSZ“ bleiben?
Wolfgang Bahro: Nein, überhaupt nicht. Ich dachte, dass ich vielleicht zwei Monate dableibe, und dann mache ich etwas anderes. Dass daraus fast 30 Jahre werden, hätte ich damals nicht gedacht.
Als Sie anfingen, waren Sie 33 Jahre alt. Sind Sie und Ihre Rolle gemeinsam erwachsen geworden?
Bahro: Also sagen wir mal so, Gerner hat in der Zeit sehr viel durchgemacht und ist vielleicht weiser geworden. Ob das Wolfgang Bahro in der Zeit geworden ist – vielleicht (lacht).
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie in Deutschland ein echter Star sind? Gab es einen Moment, an den Sie sich erinnern?
Bahro: Als ich merkte, dass vor der Tür Leute waren, die Autogramme wollten. Außerdem haben Leute herausgefunden, wo ich wohne und vor der Tür gewartet. Mein Freund Oliver Kalkofe hat mich mal in die Sendung „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ eingeladen. Dort sollte ich in der 100. Folge vor Live-Publikum den Bösewicht spielen.
Das war damals in einer großen Halle in Berlin, in die mehrere Tausend Menschen gepasst haben. Als ich die Kapuze meiner Kutte herunternahm, hörte ich einen Aufschrei von Tausenden Menschen, die jubelten, klatschten und trampelten. Dann dachte ich: ‚Was ist denn jetzt los?‘ So muss sich ein Weltstar fühlen. Prince oder die Beatles.
Sind Ihre Fans inzwischen auch älter geworden?
Bahro: Früher waren es die jungen Mädchen, die mir aufgelauert haben. Das Auflauern passiert mir nicht mehr. Wenn die jungen Mädels jetzt kommen und Autogramme wollen oder ein Selfie, dann meistens für ihre Mütter und nicht für sich selbst.
Schauen Sie „GZSZ“ manchmal noch selbst an, zum Beispiel als Qualitätssicherung zwischendurch?
Bahro: Ja, das mache ich schon. Besonders, wenn es spektakuläre Sachen gibt, um zu schauen, wie das rüberkommt. Ob wir alles richtig gemacht haben. Und da gucke ich dann schon noch mal drüber. Ich bin auch sehr gespannt, wie das Special wird.
Sind Sie mit den Drehbüchern immer einverstanden? Wie viel Mitspracherecht haben Sie?
Bahro: Wir haben sehr viel Mitspracherecht. Also nicht nur ich, sondern auch meine Kollegen. Wenn wir mit den Drehbüchern nicht einverstanden sind, dann können wir jederzeit zu den Autoren oder Produzenten gehen und unsere Bedenken sagen. Das machen wir auch und das ist toll.
Bald sehen Fans Ihre Jubiläumsfolge. Wie fühlt es sich an, dass es endlich mal nur um Sie geht?
Bahro: Das war für mich eine große Ehre. Als unsere Produzentin gesagt hat, dass sie dieses Special mit Gerner in der Hauptrolle schreibt, habe ich mich gefreut. Da fühlte ich mich natürlich schon sehr geehrt und dachte: ‚Toll, dass da endlich mal ein Special ist, indem ich so richtig zeigen kann, was ich draufhabe. Und das wird auch lustig. ‚
Sie sind auf der Flucht und tauchen unter. Hat sich das angefühlt, als wären Sie der neue Action-Star?
Bahro: Das war schon ein bisschen so als wäre ich der Bruce Willis von RTL.
Sind Sie am Set allgemein für eine bestimmte Marotte von sich bekannt?
Bahro: Ich versuche möglichst am Set auch mal mein Späßchen zu machen und die Stimmung aufzulockern, dass die Leute auch mal was zu lachen haben und nicht alles so bierernst sehen.
Welche Szene haben Sie im Laufe der Jahre im Gedächtnis behalten? Was hat Sie am meisten berührt?
Bahro: Die Szene mit Raúl Richter, der meinen Sohn Dominik spielte, war sehr schlimm. Er hatte einen Motorradunfall und war danach hirntot. Gerner musste dann entscheiden, ob die Geräte abgeschaltet werden oder nicht. Er hat sich erst geweigert. Aber dann wurde ihm klargemacht, dass der Junge eigentlich tot ist. Dann gab es eine Szene, in der Gerner auf dem Flur sitzt, während seinem Sohn die Organe für eine Spende entnommen werden. Damit ist definitiv klar, dass er tot ist. Als Gerner sieht, wie die Sanitäter mit den Organen an ihm vorbeikommen, bricht er zusammen und weint in den Armen seiner damaligen Freundin. Diese Szene ist mir sehr nah gegangen. Weil ich persönlich mir immer vorstellte, wie das wäre, wenn mein leiblicher Sohn in dieser Situation wäre. Und wie es wäre, wenn die Organe von meinem Sohn an mir vorbeigetragen werden.
Stehen bei Ihnen in nächster Zeit noch weitere Projekte an?
Bahro: Ich werde im September in Beelitz bei den Jedermann Festspielen mitmachen. Dort spiele ich den Teufel.