Guido Maria Kretschmer (56) engagiert sich seit vielen Jahren für wohltätige Zwecke. Ganz besonders liegt dem Mode-Designer die gemeinnützige Organisation DKMS Life am Herzen, die unter anderem Kosmetikseminare für krebskranke Frauen anbietet. Ihre alljährliche Spendengala Dreamball wurde angesichts der Corona-Pandemie in diesem Jahr wieder zum virtuellen Dreamday. Die DKMS Life nutzte das von Barbara Schöneberger (47) moderierte digitale Presse-Event, um über ihre Arbeit für Krebspatientinnen und -patienten und das Engagement ihrer Unterstützer und Sponsoren zu informieren. Für Kretschmer „eine schöne Alternative, da wir so die Möglichkeit haben, auf digitalem Weg viele Menschen zu erreichen“. Im Interview spricht der beliebte Designer über seine Herzensprojekte und seinen persönlichen Herzensmenschen.
Angesichts der Corona-Pandemie fand der Dreamball leider auch in diesem Jahr nicht in der gewohnten Form statt. Wie traurig sind Sie darüber?
Guido Maria Kretschmer: Ich bin sehr traurig darüber, vor allem weil der Dreamballl ja auch Gelder bzw. Spenden generiert, die wir für die wichtige Arbeit der DKMS Life dringend brauchen. Und es ist auch ein guter Moment, um zusammenzukommen. Neben den Menschen, die sich engagieren, natürlich auch die Patientinnen und Patienten. Das unterscheidet diesen Ball von vielen anderen Veranstaltungen. Umso schöner ist es, dass die DKMS Life die Alternative des Dreamday geschaffen hat und wir so die Möglichkeit haben, auf digitalem Weg viele Menschen zu erreichen. Es waren einige Menschen vor Ort: Botschafter, Unterstützer wie L’Oréal Paris, Patientinnen und Patienten, und die große Masse konnte alles online verfolgen. So wird die schöne und wichtige Tradition doch weitergetragen, bis im nächsten Jahr hoffentlich alles wieder stattfinden kann.
Sie engagieren sich seit vielen Jahren für die DKMS Life. Wie sehr erschwert Corona die sozialen Projekte?
Kretschmer: Das war sehr schwierig. Die Patienten-Programme der DKMS Life haben ja viel mit Präsenz zu tun und das ging natürlich nicht. Daher musste eben eine neue Möglichkeit in Form von Online-Seminaren gefunden werden, was Gott sei Dank auch funktioniert hat. Dennoch ist dieser menschliche Kontakt sehr wichtig und dazu zählt auch der direkte Austausch mit den Patientinnen. Aber das hat die DKMS Life gut hinbekommen und die Betroffenen weiterhin tatkräftig unterstützt. Ich weiß aber auch, dass es für viele sehr schwer war, in dieser Pandemie überhaupt ihre Behandlungen durchziehen zu können. Deswegen haben wir auch die DKMS Life Kampagne ins Leben gerufen mit der wichtigen Message „Krebs macht keine Pause“ – was ja genauso war.
Viele prominente Frauen gingen oder gehen offen mit Ihrer Krebserkrankung um und wollen damit Mut machen. Welches Schicksal hat Sie besonders berührt?
Kretschmer: Prominente Frauen sind genauso Frauen wie andere. Ich weiß auch von einigen, von deren Erkrankung die Öffentlichkeit nichts weiß. Mich berühren die Schicksale alle gleichermaßen. Bei einem DKMS Life Patientenseminar hat mich eine junge Frau einmal ganz besonders beeindruckt: Eine junge Mutter, die nach der Entbindung erfuhr, dass sie Krebs bzw. einen Tumor in der Brust hatte, der hochaggressiv war. Eine Woche später ist sie zudem von ihrem eigentlich zukünftigen Mann verlassen worden. Er sagte zu ihr, es tue ihm leid, das Leben habe er sich so anders vorgestellt. Er sei ein schlechter Mensch, aber er habe sich eine gesunde Frau und ein gesundes Kind gewünscht und das sei in seinem Plan nicht vorgesehen. Ich war erschüttert. Bei diesem Schicksal sind mir einfach die Tränen gekommen. Sie muss weiterhin kämpfen und alles allein durchstehen. Ich habe höchste Achtung vor dieser Frau, die mich in dem Moment sogar noch in den Arm genommen hat.
Sie engagieren sich auch für viele weitere soziale Projekte. Welche liegen Ihnen aktuell besonders am Herzen?
Kretschmer: Das ist auf jeden Fall unsere L’Oréal Paris Kampagne „Stand up“. Ich bin sehr glücklich, ein Teil davon zu sein, da ich ja ein frauenaffiner Mensch bin. Es ist so wichtig, sich gegen Gewalt und gegen all die negativen Momente aufzulehnen, die Frauen erleben. Solidarisch zu sein und Frauen das Rüstzeug zu geben, um „Nein“ zu sagen, wenn Probleme auftauchen. Dann ist für mich auch die Deutsche Schlaganfallhilfe sehr wichtig. Hier findet regelmäßig der Rosenball von Liz Mohn statt, den ich sehr mag, weil man spürt, dass das Menschen sind, die gerne unterstützen. Jeder, der dort ein Ticket kauft, gibt sehr viel Geld dafür aus – und das geht dann 1:1 an die Organisationen. Ich bin immer stolz und glücklich, so etwas machen zu dürfen.
Gerade Corona hat bei vielen in Sachen Gesundheit zu einem Umdenken geführt. Haben auch Sie Veränderungen gewagt?
Kretschmer: Nein, das habe ich nicht. Ich habe nichts verändert, weil ich auch früher reflektiert gelebt habe. Ich habe vorher schon gewusst, dass die Zeit etwas Kostbares ist und dass es wichtig ist, aufzupassen. Es hat aber auf jeden Fall mein Bewusstsein geschärft, dass unser Leben von Kleinigkeiten abhängig ist, die groß und massiv um die Ecke kommen können. Ich glaube, das war ein Weckruf für mich und die ganze Welt. Seitdem weiß ich einfach, dass das Leben an einem dünnen Faden hängt und dass es auch kein Entfliehen vor dieser Pandemie gab, die einfach überall war und immer noch ist. Das hat es in so einer Form in meiner Zeit noch nicht gegeben.
Viele Ehen werden während Corona auf die Probe gestellt, wie kommen Sie als Paar durch die Pandemie?
Kretschmer: Wir sind gut durch die Pandemie gekommen, weil wir einfach zusammenstehen. Ich wusste schon immer, dass ich mich mit Frank gut zu Hause ausruhen kann. Das ist natürlich ein großes Glück. Viele hat diese Situation getrennt, weil sie gespürt haben, dass sie eigentlich gar nicht zusammen sein können, sondern eher ein Parallelleben führen. Auf der anderen Seite hat es viele Corona-Paare gegeben, die sich in der Zeit gefunden haben. Ich weiß zwar nicht wie, aber sie haben sich darauf eingelassen. Was manche in vielen Jahren erlebt haben, haben diese Paare in dieser Pandemiezeit im Schnelldurchlauf erlebt und eine unglaubliche Nähe zueinander aufgebaut.
Sie haben Anfang September Ihren dritten Hochzeitstag gefeiert. Wie haben Sie ihn verbracht, sind Ihnen solche Jahrestage wichtig?
Kretschmer: Mir überhaupt nicht. Meine Mutter, mein Vater und meine Schwester haben uns angerufen und dann wusste ich es auch und habe gesagt: „Frank, es ist so weit!“ Ich vergesse sowas meistens, weil es mir egal ist und man die Liebe nicht nur am Jahrestag feiern sollte. Aber ich bin froh, dass ich genügend Menschen um mich herum habe, die mich immer daran erinnern und die das dann feiern.