Glenn Close feiert am 19. März ihren 75. Geburtstag. Die US-Schauspielerin wusste schon als Kind um ihren Schauspieltraum, doch erst im College ging sie diesem auch nach. Es folgte eine steile Karriere, die nie mit einem Oscar gekrönt wurde. Das stört bis heute vor allem eine Person nicht: Glenn Close selbst.
Trauma in der Kindheit und Jugend
Glen Close wurde 1947 in Greenwich im US-Bundesstaat Connecticut geboren. Ihr Vater war Arzt und wurde 1960 zum Leiter eines kongolesischen Krankenhauses ernannt. So wuchs Close in der Demokratischen Republik auf und besuchte Internate, unter anderem in der Schweiz und Neuengland.
Ein Trauma ihrer Kindheit und Jugend verfolgt sie bis heute, wie sie im Mai 2021 in der Dokuserie „The Me You Can’t See“ von Prinz Harry (37) offenbarte. Close war sieben Jahre alt, als ihre Eltern der erzkonservativen Religionsgemeinschaft Moral Re-Armament beitraten. Unter Tränen beschrieb die Schauspielerin die Organisation als Kult, der es ihr noch heute unmöglich mache, normale Beziehungen zu führen. „Wegen der emotionalen und psychologischen Verwüstung des Kults blieb ich erfolglos in meinen Beziehungen und der Suche nach einem dauerhaften Partner. Und das bedauere ich. Es ist unser natürlicher Zustand, solche Verbindungen zu haben.“
Dreimal war sie verheiratet, alle Ehen gingen in die Brüche. Ihre Tochter Annie Starke (33) stammt aus einer Beziehung zu Produzent John Starke. Bis zu ihrem 22. Lebensjahr habe sie unter ständiger Kontrolle gestanden, erklärte Close. „So wie wir erzogen wurden, galt alles, was man für sich selbst tat, als egoistisch.“ Es habe eine unendliche Liste an Regeln gegeben und sie und ihre Geschwister seien wie die anderen Mitglieder unter ständiger Kontrolle gestanden. Als ihre Familie nach 15 Jahren schließlich ausstieg, habe sie noch lange Albträume von der Zeit dort gehabt und wie ihre Schwester Jessie eine Therapie machen müssen.
Nominierungen und Preise
In Virginia studierte Close Schauspiel und Anthropologie. Schon im letzten College-Jahr trat sie am Broadway auf. 1980 wurde sie erstmals für einen Tony Award nominiert, zwei Jahre später durfte sie den Preis in den Händen halten. Zu dieser Zeit begann auch eine bis heute nicht endende Serie: Close wurde für ihre Darstellung in „Garp und wie er die Welt sah“ für den Oscar als „Beste Nebendarstellerin“ nominiert, ging jedoch leer aus. 1984 und 1985 folgten weitere (erfolglose) Nominierungen in dieser Kategorie.
Weiter ging es mit vier Nominierungen, alle in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“. Im Erotikthriller „Eine verhängnisvolle Affäre“ (1987) spielte Close neben Michael Douglas (77), im Drama „Gefährliche Liebschaften“ (1988) neben John Malkovich (68). In „Albert Nobbs“ (2011) brillierte Close, die einer breiteren Öffentlichkeit als Cruella De Vil in „101 Dalmatiner“ und „102 Dalmatiner“ bekannt wurde, als vermeintlich irischer Butler im 19. Jahrhundert, von dem niemand weiß, dass er eine Frau ist. Die Oscar-Nominierung 2012 war ihr ein weiteres Mal sicher.
Den starken, oftmals komplexeren Frauenrollen blieb sie treu: In „Die Frau des Nobelpreisträgers“ spielte sie 2017 Joan Castleman, die ihren Ehemann zur Nobelpreis-Verleihung begleitet und eigentlich einst selbst eine hoffnungsvolle Nachwuchsschriftstellerin war. Tochter Annie Starke mimte die junge Joan. Ein Goldjunge wurde es auch dieses Mal nicht, Close durfte sich aber immerhin über einen Golden Globe freuen.
Keine Verliererin
Bei den 93. Academy Awards ging Close abermals leer aus, es blieb bei der Nominierung als „Beste Nebendarstellerin“ für ihre Rolle in „Hillbilly Elegy“. Sie ist die überhaupt erst dritte Person der Filmgeschichte, die für dieselbe Rolle sowohl für einen Goldjungen als beste und für eine Goldene Himbeere als schlechteste Schauspielerin nominiert wurde. Nachdem ihre achtmalige Oscar-Nominierung ohne Happy End durch die Presse ging, schrieb Kollegin Sarah Paulson (47) auf Twitter: „Ich wünschte, diese Diskussionen würden aufhören. Sie ist brillant und hat weiterhin eine außergewöhnliche und beneidenswerte Karriere.“
Auch Close machte in einem Interview mit „Associated Press“ deutlich, was sie von solchen Schlagzeilen hält: „Ich glaube nicht, dass ich eine Verliererin bin. Ich bin unter fünf Personen, die für ihre Arbeit geehrt wurden. Was gibt es Besseres? Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass die Presse gerne Gewinner und Verlierer hat. Darum geht es aber nicht.“
Zudem lief es in Sachen Auszeichnungen in der Sparte Fernsehen umso besser. Ab den 1990er-Jahren sah man Close vermehrt in TV-Serien wie „Damages – Im Netz der Macht“. Die Rolle als Star-Anwältin Patty Hewes brachte ihr Emmy Awards und einen Golden Globe ein. 2017 wurde sie beim Zurich Film Festival mit dem Golden Icon Award für ihr Lebenswerk geehrt. Bei der Auszeichnung zitierte Close aus einem Brief, den einst ihr Vorbild Katharine Hepburn (1907-2003) an sie schrieb: „Ich freue mich, dass ich Sie überzeugt habe, als Sie noch ein Kind waren, sich diesem schrecklichen Beruf anzuschließen, diesem fürchterlichen Beruf und, seien wir ehrlich, dieser herrlichen Art, sein Leben zu verbringen.“