Jason Giuranna ist Moderator, Künstler und Erzieher – und er ist gehörlos. Im BR präsentiert er die inklusive Sendung „Sehen statt Hören“ in Gebärdensprache, wofür er 2024 mit dem Stuttgarter Moderationspreis ausgezeichnet wurde. Jetzt stattet er als erster gehörloser Gastdarsteller Lansing einen Besuch ab. Anlässlich des 50. Jubiläums von „Sehen statt Hören“ hat er in zwei Folgen der BR-Serie „Dahoam is Dahoam“ einen Gastauftritt.
„Für mich bedeutet das sehr viel – nicht nur persönlich, sondern auch für viele taube Kinder da draußen“, sagt der Moderator im Interview mit spot on news. „Sie brauchen Vorbilder, um zu sehen, dass alles möglich ist, auch im Fernsehen oder Film.“ Oft werde ihnen gesagt, dass sie vieles einfach nicht schaffen könnten. „Aber das stimmt nicht“, betont Giuranna, der selbst Vater von drei Kindern ist. Er stammt aus einer Familie, die seit fünf Generationen gehörlos ist. Der Halbitaliener wurde 1997 in Palermo geboren, heute lebt er mit seiner Familie in Berlin und beherrscht sowohl die deutsche als auch die italienische Gebärdensprache.
Jason Giuranna bedauert „zu wenig Inklusion in Film und Medien“
Der Künstler ist überzeugt: „Man kann alles erreichen, wenn die Gesellschaft offen genug ist, gemeinsam neue Wege zu gehen.“ Trotzdem sieht er in Sachen Inklusion in Film und Fernsehen noch viel Luft nach oben. „Leider gibt es noch zu wenig Inklusion in Film und Medien. Das finde ich schade und hoffe, dass sich das bald ändert.“ Dabei gehe es nicht nur um gehörlose Darstellerinnen und Darsteller vor der Kamera. Inklusion bedeutet für Giuranna, „dass auch im gesamten Prozess – vom Drehbuch bis zur Nachbearbeitung – taube Perspektiven mitgedacht werden“. Die unterschiedliche Kultur von hörenden und tauben Menschen müsse dabei immer berücksichtigt werden.
Er selbst würde auch gerne öfter in Serien oder Filmen mitspielen. Der Dreh am „Dahoam is Dahoam“-Set bei Dachau „war eine sehr schöne Erfahrung“ für den Künstler. Obwohl er die Arbeit vor der Kamera gewohnt ist, waren viele Abläufe neu für ihn. „Bei ‚Dahoam is Dahoam‘ gibt es Schminke, Kostümproben, Leseproben und feste Abläufe – das ist alles sehr professionell organisiert.“ Bei seinen Sendungen seien die Abläufe anders, „weil alles viel freier ist“. Neben dem Magazin „Sehen statt Hören“ moderiert er auch die Sendung „Jason und die Haustiere“ für den KiKA.
„Viele Dialekte in der Gebärdensprache“
Giuranna spielt sich bei seinem Gastauftritt selbst und kommt als alter Bekannter von Vera (Sybille Waury, 55) nach Lansing. „Ich musste eigentlich gar nicht spielen, weil ich mich selbst darstelle“, so Giuranna. „Es gab nur ein paar kleine Szenen, in denen ich wirklich spielen musste – aber das hat Spaß gemacht.“ Die bayerische Vorabendserie zeichnet sich dafür aus, dass sie zu großen Teilen im Dialekt ist. In Interview verrät Giuranna, dass auch die Gebärdensprache Dialekte hat. „In Deutschland gibt es viele Dialekte in der Gebärdensprache – genau wie in der Lautsprache.“
Die beiden „Dahoam is Dahoam“-Folgen mit Jason Giuranna werden am 3. und 4. November jeweils ab 19:30 Uhr im BR Fernsehen ausgestrahlt und stehen bereits in der ARD-Mediathek auf Abruf zur Verfügung.
(sv/spot)
Bild: Jason Giuranna mit Sybille Waury (l.) und Anita Eichhorn in der BR-Serie „Dahoam is Dahoam“. / Quelle: BR/Marco Orlando Pichler

