Elena Uhlig über ihre schlimmste TV-Erfahrung: „Unter der Gürtellinie“

Elena Uhlig über ihre schlimmste TV-Erfahrung: „Unter der Gürtellinie“

„Das war wirklich fürchterlich“: Ein Auftritt in der TV-Show „Verstehen Sie Spaß?“ zu Beginn ihrer Karriere wirkt bei Elena Uhlig (49) bis heute nach, wie sie der Nachrichtenagentur spot on news verrät. In ihrem neuen Buch „50 ist kein Tempolimit“ (Knaur TB, ab 21.7.) lässt Uhlig kurz vor ihrem runden Geburtstag am 31. Juli die zurückliegenden 50 Jahre Revue passieren. „Es hat mich bestärkt, zu sehen, wer ich bin“, sagt sie im Interview und verrät gleichzeitig auch, dass sie heute hauptberuflich nicht mehr Schauspielerin ist.

In Ihrem Buch „50 ist kein Tempolimit“ blicken Sie auf Ihre bisherigen Lebensjahre zurück. Wie schwer war es, all diese Erinnerungen wieder hervorzukramen?

Elena Uhlig: Das war tatsächlich nicht ganz ohne. Ich habe viel mit meiner Mutter telefoniert – was sehr schön war. Plötzlich hatten wir Gespräche über früher, wie wir sie seit Jahren nicht mehr geführt hatten. Man setzt sich ja nicht einfach so hin und sagt: „Lass uns mal über Australien reden. Was war da eigentlich los?“ Aber genau das haben wir gemacht – und es war eine echte Bereicherung. Ich war richtig froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin.

Ihre Mutter und Ihre Großmutter waren die Personen, die Sie stark geprägt haben. Was war das Wichtigste, das Sie von ihnen fürs Leben mitbekommen haben?

Uhlig: Dass man als Frau auf eigenen Beinen stehen sollte – das war der elementarste Punkt, den mir diese beiden starken Frauen mitgegeben haben. Natürlich ist es schön, einen Weg mit einem Partner zu gehen. Aber meine Mutter und meine Großmutter haben mir beigebracht: Verlass dich nicht darauf. Bleib unabhängig. Verdiene dein eigenes Geld. Steh zu dir.

Apropos Geld: Sie haben eine Menge Follower in den sozialen Medien. Sind Sie jetzt hauptberuflich Influencerin?

Uhlig: Ja, ganz klar. Das kann man wirklich sagen.

Bietet das mehr Freiheiten als Ihre anderen Karrierewege als Schauspielerin und Geschäftsfrau?

Uhlig: Nur solange keine Kooperation läuft. Dann gibt es klare Vorgaben. Man denkt ja immer: Ach, Influencerin – bisschen posten, fertig. Aber ich mache zum Beispiel regelmäßig feste Formate wie „Die Wechsel-Woche“ – da müssen Termine abgestimmt, Gespräche vorbereitet werden, da steckt viel dahinter. Und selbst, wenn keine Kooperation läuft: Die Community will Content. Man ist wie ein eigener kleiner Fernsehsender. Und ein Sender, der nichts bietet, wird irgendwann weggeschaltet. Die Follower erwarten außerdem Interaktion. Am Anfang habe ich wirklich alles geliked oder mit kleinen Kommentaren versehen. Heute schaffe ich das schlicht nicht mehr. Dann beschweren sich die Leute.

Hinzu kommt, dass die User alles umsonst wollen auf Social Media – und es gleichzeitig unverschämt finden, wenn Werbung auftaucht. Aber ohne geht es nicht. Die Firmen finanzieren meine Arbeit. Wie bei einem richtigen TV-Sender: Da bekomme ich auch Honorar fürs Moderieren – nur dass da zusätzlich Redaktionen mitarbeiten, vorbereiten, Themen liefern. Auf Instagram mache ich alles selbst.

Sie schreiben im Buch auch ausführlich über Ihre Schauspielkarriere. Gab es da eine Rolle, die für Sie besonders heraussticht?

Uhlig: „Mit Herz und Handschellen“ hat mich sehr geprägt. Ich mochte die Serienformate generell sehr – vor allem, weil man eine Figur über längere Zeit entwickeln kann. Auch „Die Familiendetektivin“ habe ich geliebt. Aber „Mit Herz und Handschellen“ war für mich definitiv eine der wichtigsten Rollen.

Mit 26 waren Sie ohne Vorwarnung Teil eines „Verstehen Sie Spaß?“-Streichs, mit dem Ihr Kollege Holger Daemgen reingelegt werden sollte. Das beinhaltete, dass Sie sich vor laufender Kamera für eine Bettszene ausziehen sollten. War das die bisher unangenehmste Erfahrung in Ihrem Job?

Uhlig: Ja, das war wirklich fürchterlich. Ich habe später bei „Verstehen Sie Spaß?“ auch mal meinen Mann reingelegt. Davor habe ich lange überlegt und letztlich zugesagt, aber nur unter der Bedingung: Mein Mann darf nicht bloßgestellt und vorgeführt werden, und ich möchte in die Ideen eingebunden sein. Ich mag keine dummen Pranks, über so was kann ich nicht lachen. Man kann in so einem Format auch großartige Sachen machen. Aber es kann eben auch unter die Gürtellinie gehen. Und genau das ist bei mir damals passiert. Ich war jung und habe das so hingenommen. Man hat mir noch gesagt, wie toll das für meine Karriere ist, dass ich in einer Samstagabendshow in der ARD auftreten darf. Dass es die Geschichte in mein Buch geschafft hat, zeigt aber: Offenbar beschäftigt sie mich bis heute. Nicht ständig, aber doch spürbar. Es war einfach keine gute Erfahrung.

Sie beschreiben auch andere schwierige Erfahrungen, wie etwa den Dreh mit einem Regisseur, der Sie am Set sehr herablassend behandelte.

Uhlig: Ja, der Regisseur war ganz schrecklich, das war Machtmissbrauch. So ein Verhalten bleibt hängen.

Sie haben sich davon aber nicht kleinkriegen lassen.

Uhlig: Ich bin eine starke Frau. In meinem Buch erzähle ich, wie ich zu der geworden bin, die ich bin. Und das hat mir enorm gutgetan. Es hat mich bestärkt, zu sehen, wer ich bin. Ich hoffe, dass auch meine Leserinnen und Leser anfangen, über ihr eigenes Leben nachzudenken.

Ab wann hatten Sie das Gefühl, als Schauspielerin wirklich ernst genommen zu werden?

Uhlig: Das habe ich bis heute nicht. Aber ich nehme mich heute selbst ernst. Ich weiß genau, was ich machen will – und was nicht. Es gibt Anfragen für Rollen, da sage ich ganz klar: Für das Geld arbeite ich nicht. Das kann ich mir aber nur leisten, weil ich mir neben der Schauspielerei etwas anderes aufgebaut habe. Wenn man in einer finanziellen Notlage ist, hat man diese Freiheit nicht und andere können das ausnutzen.

Im Buch erzählen Sie, dass Sie einmal ein Drehbuch für alle „Tatort“-Kommissarinnen und -Kommissare geschrieben haben. Was war der Plot?

Uhlig: Das Projekt hieß „Gondel zum Schafott“. Wir hätten alle Ermittlerinnen und Ermittler in die Berge geschickt – abgeschnitten von der Außenwelt. Und dann passiert ein Mord. Dass daraus nichts geworden ist, hat mich damals sehr verletzt. Es wäre natürlich ein riesiges, teures Unterfangen geworden, alle Kommissare unter einen Hut zu bekommen – das sind ja durchweg beschäftigte Leute. Aber die Grundidee, dass alle Kommissare aus verschiedenen Städten zusammenkommen, finde ich nach wie vor großartig.

(hub/spot)

Bild: Elena Uhlig hat mit „50 ist kein Tempolimit“ ein neues Buch geschrieben. / Quelle: (c)Petra Stadler

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