Donald Trump beruft Reality-Star in Vorstand eines Holocaust-Museums

Donald Trump beruft Reality-Star in Vorstand eines Holocaust-Museums

US-Präsident Donald Trump (78) hat mit einer ungewöhnlichen Personalentscheidung für Aufsehen gesorgt: Die ehemalige Reality-TV-Darstellerin Siggy Flicker (57) wurde in den Aufsichtsrat des US-Holocaust-Museums in Washington berufen. Die Ernennung ist Teil einer umfassenden Neubesetzung des Rates, nachdem Trump Ende April die von seinem Vorgänger Joe Biden (82) ernannten Mitglieder kurzerhand entlassen hatte.

Die israelisch-amerikanische Heiratsvermittlerin, Podcasterin, Fernsehpersönlichkeit und Autorin Sigalit „Siggy“ Flicker, die durch ihre Auftritte in der TV-Sendung „The Real Housewives of New Jersey“ bekannt wurde, gehört zu insgesamt fünf neuen Mitgliedern, die Trump am Montag für den U.S. Holocaust Memorial Council nominierte. „Sie sind alle starke Unterstützer Israels und werden sicherstellen, dass wir niemals vergessen“, schrieb Trump laut „The Washington Post“ in seinem Ernennungspost auf der Plattform „Truth Social“.

Umstrittene Verbindung zum Kapitolsturm

Die Ernennung sorgt nicht nur wegen Flickers Reality-TV-Hintergrund für Kontroversen. Ihr Stiefsohn Tyler Campanella wurde im April 2024 im Zusammenhang mit dem Kapitolsturm vom 6. Januar 2021 verhaftet und wegen fünf Vergehen angeklagt. Wie die US-Tageszeitung berichtet, bezog sich das FBI in seiner Anklageschrift sogar auf einen Instagram-Beitrag Flickers, der ein Foto von Campanella im Kapitol zeigte, versehen mit dem Kommentar: „Ich liebe Patrioten so sehr. Pass auf dich auf, Tyler. Wir lieben dich.“ Der Post enthielt zudem den Hashtag #StopTheSteal (Stoppt das Stehlen).

Die Anklage gegen Campanella wurde fallengelassen, nachdem Trump an seinem ersten Amtstag Begnadigungen für Personen ausgesprochen hatte, die im Zusammenhang mit dem Kapitolsturm angeklagt oder verurteilt worden waren.

Tochter eines Holocaust-Überlebenden

Flicker, die laut eigenen Angaben während des Sechs-Tage-Krieges 1967 in Jerusalem geboren wurde und in Cherry Hill, New Jersey, aufwuchs, ist die Tochter des Holocaust-Überlebenden Mordecai Paldiel. Ihr Vater war ein Direktor am Holocaust-Gedenkzentrum in Jerusalem.

Im März postete sie ein Video auf Instagram, in dem sie beschreibt, wie ihr Vater sie vor Antisemitismus gewarnt habe: „Antisemitismus ist wie Krebs. Er kann jahrelang schlummern, und manchmal, wenn er zurückkommt und sein hässliches Gesicht zeigt, musst du bereit sein, ihm in die Augen zu schauen und ihn zu besiegen.“

Kritik an Trumps Entscheidung

Trumps beispielloser Schritt, die von Biden ernannten Ratsmitglieder vor dem Ende ihrer Amtszeit zu entlassen, hat Besorgnis bei einigen Unterstützern des Museums ausgelöst. Die Anti-Defamation League, eine gemeinnützige Organisation, die Antisemitismus und Hass bekämpft, warnte bereits vergangene Woche: „Das Holocaust-Museum ist nicht nur ein Denkmal für die Vergangenheit, sondern auch eine Warnung für die Gegenwart“, erklärte die Organisation in einer Erklärung. „Wir müssen sicherstellen, dass es überparteilich bleibt und seiner Kernaufgabe verpflichtet ist, dafür zu sorgen, dass ‚Nie wieder‘ wahr bleibt.“

Der demokratische Abgeordnete Jamie Raskin aus Maryland bezeichnete Trumps Entscheidung gegenüber der „Washington Post“ als „eine zutiefst spaltende Maßnahme gegen eine wirklich wichtige Institution“.

Treue Trump-Anhängerin

Flicker ist seit langem eine glühende Unterstützerin des ehemaligen und nun wieder amtierenden Präsidenten. Als Mitglied seines Mar-a-Lago-Clubs in Florida erklärte sie der Tageszeitung im vergangenen Jahr, dass sie den Club drei- bis viermal pro Woche besuche, um an einem Ort zu sein, der sich anfühle wie „das Amerika von früher“, bevor das Land von „Dschihadisten“ und Kriminellen „überrannt“ worden sei.

Nach ihrer Ernennung teilte Flicker auf Instagram mit: „Vielen Dank für das Privileg und die Ehre, zu repräsentieren und niemals zu vergessen.“ Ihr Profilbild zeigt sie mit einer israelischen Flagge neben dem Präsidenten.

Der US Holocaust Memorial Council besteht aus insgesamt 68 Mitgliedern, von denen 55 vom Präsidenten ernannt werden. Die Mitglieder dienen in der Regel für fünfjährige Amtszeiten.

(ili/spot)

Bild: Ex-„Real Housewives of New Jersey“-Star Siggy Flicker hört mit geschlossenen Augen zu, als Donald Trump während einer Kundgebung an der Coastal Carolina University am 10. Februar 2024 in Conway, South Carolina, spricht. / Quelle: ddp / Polaris / Andrew Theodorakis / getty/Win McNamee/Getty Images

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