Paula Kalenberg (38, „Krabat“) spielt in dem märchenhaft unterhaltsamen Bodyswitch-Weihnachtsfilm „Zitronenherzen“ (16. Dezember, 20:15 Uhr, ZDF) die Hauptrolle Carla, TV-Reporterin und Weihnachtshasserin. Leslie Malton (66, „Endlich Witwer“) verkörpert ihre Mutter Marlene von Osterburken, Groschenromanautorin und Weihnachtsfan. Beim Bodyswitch wird Carla zu einer ihrer Romanfiguren: „Die sanfte, selbstlose und beliebte Alpenbäckerin Lilia LeClerk“ muss noch vor Weihnachten heiraten, um ihr Dorf Glocksberg zu retten …
Im Weihnachtsinterview zum Film erzählt Schauspielerin Paula Kalenberg von einem eigenen unerklärlichen Weihnachtserlebnis. Außerdem verrät sie, warum das Familienfest bei ihr nicht in Streit ausartet.
Mögen Sie die Adventszeit oder finden Sie es eher stressig?
Paula Kalenberg: Ich liebe die Adventszeit. Wenn’s nach mir ginge, würde sich der Advent über drei Monate bis Februar erstrecken. Diese Fülle an Events, Festivitäten, Ritualen und Unmengen an deftigem Essen und Leckereien in einen einzigen Monat gequetscht, arten auch bei mir in unnötigen Stress aus. Ich schätze, dieser Rahmen könnte die ein oder andere Winterdepression im Januar und Februar effektiv verhindern. Dann käme nach Weihnachten quasi schon der Frühling.
Welcher Film ist Ihr persönlicher Weihnachtsklassiker?
Kalenberg: Zu „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ habe ich die schönsten Kindheitserinnerungen. Und der Film „Die Geister, die ich rief“ („Scrooged“) mit Bill Murray hat mich schon immer sehr aufgewühlt. Was ich vermutlich schon als Kind an dieser Erzählung geliebt habe, ist dieser ehrliche Umgang mit den schmerzhaften Gefühlen auf dem Weg zum Happy End. Wie auch in unserem Film „Zitronenherzen“ und im echten Leben, liegt vermutlich in dem Erkennen der eigenen Not und der seiner Liebsten, der Schlüssel zu einem wahrhaft harmonischen Weihnachtsfest.
Wie feiern Sie Weihnachten?
Kalenberg: Über die Jahre habe ich Weihnachten sehr unterschiedlich gefeiert, auch mal mit engen Freunden. Dieses Jahr werden wir wieder im Allgäu mit meiner Familie feiern und ich freue mich schon wie Bolle alle wiederzusehen.
Welche Weihnachtstraditionen dürfen bei Ihnen nicht fehlen?
Kalenberg: Unser Weihnachtsstern an der Spitze des Baums hat ein kleines Gesichtchen und schläft das ganze Jahr in einer kleinen gepolsterten Kiste. An Heiligabend wird der Stern dann mit Glöckchen, einem Lied und sanftem Klopfen von den Kindern geweckt und an den Baum gehängt. Das ist immer ein schöner Moment des Innehaltens bevor die Bescherung beginnt.
Welche Rolle spielen die Geschenke – haben Sie die Weihnachtsgeschenke schon zusammen?
Kalenberg: Wir Erwachsene wichteln glücklicherweise reihum, so dass wir da jeweils nur ein Geschenk besorgen müssen. Und bei der Anzahl der Kindergeschenke versuchen wir uns auch abzusprechen, um die Geschenkeflut etwas einzudämmen. Ich liebe es, bereits früh alles beisammen zu haben, ein Einkaufszentrum vor Weihnachten ist mein persönlicher Albtraum.
Mit welchem Geschenk kann man Ihnen eine Freude machen?
Kalenberg: Gemeinsame Erlebnisse – kein Gegenstand der Welt, könnte mich glücklicher machen.
Wie bleibt das Weihnachtsfest friedlich, wie vermeiden Sie den typischen Streit in dieser Zeit?
Kalenberg: Mir persönlich ist es wichtig, Konflikte immer möglichst sofort aus dem Weg zu räumen. Ich denke, wenn man das ganze Jahr auf diese Weise miteinander lebt, nimmt das schon das meiste Stresspotential aus den Feiertagen. Aber wie Carla in unserer Geschichte „Zitronenherzen“ muss auch ich immer wieder aufs Neue lernen, mich in die anderen wirklich einzufühlen. Ein Weihnachtswunder [Bodyswitch mit der Romanheldin, Red.] ermöglicht Carla einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt ihrer Mutter zu bekommen, aber auch ihre Mutter versteht dadurch zum ersten Mal die Verletzungen ihrer Tochter.
Was kommt an Weihnachten bei Ihnen auf den Tisch und wer kocht?
Kalenberg: Das kommt sehr darauf an, wo und wie wir feiern. Meistens bin ich die Beauftragte für das vegetarische Essen. Über die letzten 20 Jahre habe ich es perfektioniert, sehr deftig auf pflanzlicher Basis zu kochen. Ich liebe es immer sehr, mir eine Alternative zu Wildgulasch oder der obligatorischen Gans mit Klößen zu überlegen.
Achten Sie an den Weihnachtsfeiertagen auf Ihre schlanke Linie?
Kalenberg: Nein, ehrlich gesagt kann ich diese Gedanken ziemlich gut verdrängen. Aber, wenn ich es während der Feiertage rausschaffe, um joggen zu gehen, tut mir das immer extrem gut. Vor allem, um mal kurz für mich zu sein in dem ganzen Trubel, aber auch körperlich fühle ich mich dann tausendmal besser.
Was wäre Ihr Weihnachtswunsch, wenn Sie einen freihätten?
Kalenberg: Die weltweite Überwindung des Patriarchats. Dieses strukturelle Machtgefälle, bringt meiner Meinung nach, die Unterdrückung aller Geschlechter mit sich. Ich wünsche mir, dass sich selbst die vermeintlich privilegierten Männer aus eigenem Interesse diesem Befreiungskampf anschließen.
Welches unvergessliche Erlebnis verbinden Sie mit Weihnachten?
Kalenberg: Mit Anfang 20 habe ich die Feiertage auf einem walisischen Bauernhof verbracht. Ich habe dort etwa ein Jahr in der biodynamischen Landwirtschaft und der Betreuung von Jugendlichen mit Behinderungen gearbeitet. Nach Einbruch der Dunkelheit haben wir eine Wanderung zu einer einsamen kleinen Kapelle gemacht, und dort im Kerzenschein Weihnachtslieder gesungen. Dieses Erlebnis habe ich damals als unglaublich magisch empfunden – und es kam der weihnachtlichen Stimmung des Bergdorfs in unserem Film sehr nah.
Was ist bei Ihnen an Weihnachten schon mal so richtig schiefgegangen?
Kalenberg: Bei uns in der Familie wird immer wieder die Geschichte der verschwundenen Klöße erzählt. Auf dem Balkon gab es bei uns früher eine Holzkiste, in der unter anderem im Winter die Getränke kaltgestellt wurden. Die fertig geformten Kartoffelklöße lagen bedeckt mit einem Tuch auf einem Tablett auf dieser Kiste. Als diese dann gekocht werden sollten, waren sie wie von Geisterhand verschwunden. Wir haben die Klöße dann irgendwann zwischen Spinnweben und Laub hinter der Kiste gefunden. Es gab den ganzen Abend lustig wilde Spekulationen, wem das wohl wie passiert sein konnte.
Nach Weihnachten steht schon das nächste Fest an. Wie feiern Sie Silvester am liebsten, eher laut oder leise?
Kalenberg: Im besten Fall laut und leise. Tarotkarten ziehen und besinnlich die Raunächte ausklingen zu lassen, gehört für mich ebenso dazu, wie sich grölend in den Armen zu liegen und seinen Freunden liebestrunken zu sagen, wie unfassbar gern man sie hat.
Was kommt bei Ihnen an Silvester auf den Tisch?
Kalenberg: Nach der Völlerei an Weihnachten gibt es an Silvester meistens eher etwas Leichteres. Dieses Jahr feiere ich mit Freunden auf dem Land und ich schätze, es wird ganz unkompliziert und jeder bringt etwas mit.
Welche Vorsätze haben Sie fürs kommende Jahr?
Kalenberg: Ich habe den Vorsatz, mich im realen Leben, jenseits von Social Media politisch stärker zu engagieren. Wir alle müssen gerade schmerzlich erkennen, wie fragil unsere Demokratien sind und wir brauchen starke demokratische Beteiligung, um diese zu schützen. Ich möchte die politischen Kräfte in unserem Land unterstützen, die sich der Komplexität der Weltlage stellen, statt sich mit einfachen Antworten zufriedenzugeben. Demokratie ist keine Dienstleistung. Jeder, jede ist selbst in der Verantwortung.
Worauf freuen Sie sich schon jetzt im kommenden Jahr?
Kalenberg: Im vergangenen Sommer und Herbst habe ich zwei knallharte Krimis für RTL auf der fiktiven Insel „Öd“ gedreht, die dieses Frühjahr ausgestrahlt werden. Ich bin superglücklich darüber, wie unterschiedlich die Projekte sind, die ich drehen darf. Wobei unser Weihnachtsfilm „Zitronenherzen“, ehrlich gesagt, eher meinen eigenen Sehgewohnheiten entspricht. Drama, Mord und Totschlag zu spielen, kann intensiv und auf eine Art sehr erfüllend sein. Aber als Zuschauerin kann ich nach einer klassischen Romantikkomödie deutlich besser schlafen. Ich persönlich liebe Filme mit ganz viel Emotion und einer großen Portion Magie, ganz so wie unser Weihnachtsfilm „Zitronenherzen“.
(ili/spot)
Bild: „Zitronenherzen“: Die Zitronenherzen wecken Erinnerungen bei Carla (Paula Kalenberg). / Quelle: ZDF / Stefanie Leo