Ein Blutbad im Kinosaal, amputierte Körperteile und eine ganze Armee wildgewordener „Good Guy“-Puppen: Für Fans der horrenden Gangart war das Finale der ersten Staffel „Chucky“ ein einziger Höhepunkt. Doch auch generell wusste die acht Folgen umfassende Premierenstaffel Publikum wie Kritiker zu überzeugen – nicht nur dank des beachtlichen Killcounts der Mörderpuppe, die sich nun schon seit 35 Jahren durch die Popkultur meuchelt.
[youtube https://www.youtube.com/embed/Qk3X_Ku8DfY&w=480&h=360]Die Serie „Chucky“, die einmal mehr aus der Feder von Franchise-Schöpfer Don Mancini (59) stammt, verbindet brandaktuelle Themen wie Mobbing, Homophobie und (sexuelle) Identität mit dem tiefschwarzen Humor der Filmreihe. Auch liefert sie alte Fanlieblinge und neue Erkenntnisse über den Antagonisten Charles Lee Ray aka Chucky, einmal mehr von Urgestein Brad Dourif (72) verkörpert. Die erneut acht Episoden von Staffel zwei, die ab 26. Januar immer donnerstags um 20:15 Uhr beim Pay-TV-Sender SYFY und auf Abruf u.a. bei Sky ihre Deutschland-Premiere feiern, schlagen mit diebischer Freude in dieselbe Kerbe.
Was war und wie geht es (spoilerfrei) weiter?
Durch die Fülle an Charaktere, beinahe ebenso viele Tode sowie diverse Cliffhanger ist es durchaus anspruchsvoll, die erste Staffel zusammenzufassen. Im Laufe der Geschichte hat sich ein junges Trio als treibende Kraft für das Gute herauskristallisiert: Jake Wheeler (Zackary Arthur, 16), ein Schüler im Teenageralter, der durch seinen Flohmarkt-Fund der Chucky-Puppe die Handlung überhaupt erst in Gang gebracht hat. Devon Evans (Björgvin Arnarson, 17), Jakes Klassenkamerad und späterer Partner. Sowie Lexy Cross (Alyvia Alyn Lind, 15), die sich von Jakes Mobbing-Nemesis zu einer wichtigen Verbündeten im Kampf gegen Chucky gemausert hat. Hilfe bekommen die drei unter anderem von Andy Barclay (Alex Vincent, 41), Chuckys erstem Besitzer aus dem Originalfilm von 1988.
Auf der Gegenseite befindet sich neben besagter Mörderpuppe noch dessen „konbrutale“ Braut Tiffany Valentine – wie in den Filmen und in abgedrehter Doppelrolle von Jennifer Tilly (64) gespielt. In der ersten Staffel zeigte sich Tiffany zwar so verrückt und bösartig wie eh und je. Ihr Wahnsinn richtete sich mit Verlauf des Finales jedoch zunehmend gegen ihren mordlustigen Puppenfreund.
Das Aufeinandertreffen aller Parteien im Showdown der ersten Staffel fiel standesgemäß blutig aus: Chucky war es gelungen, eine ganze Armee an Mörderpuppen auf die Beine zu stellen. Tiffany demonstrierte, dass es noch schlimmere Schicksale als den Tod gibt. Und das Heldentrio sah sich einer höchst ungewissen Zukunft entgegen.
Staffel zwei setzt nun rund ein halbes Jahr nach diesen Geschehnissen an. Vollwaise Jake ist inzwischen in einer neuen Pflegefamilie untergekommen und lebt nicht mehr im Örtchen Hackensack, sondern in Salem, ebenfalls im Bundesstaat New Jersey. Doch weder er noch Devon oder Lexy bleiben lange von der Vergangenheit verschont. Immer wieder drangsaliert Chucky sie mit Drohanrufen. Folgerichtig dauert es nicht lange, ehe der nächste geliebte Mensch als Leiche endet – und das Trio zur Strafe in einer katholischen Einrichtung landet, in der einst schon ein gewisser Charles Lee Ray sein Unwesen trieb.
Einmal mehr macht es die Mischung
Mit der sowohl nostalgischen wie progressiven Ausrichtung der „Chucky“-Serie ist es Don Mancini gelungen, ein ungewöhnliches Fanlager zu erschaffen. Anhänger der langlebigen Filmreihe feiern die Serie für ihre zahlreichen Verweise an die sieben Streifen (das Remake von 2019 ausgenommen) sowie für das Kunststück, Chucky noch immer kreative Mordweisen finden zu lassen. Vom überzeichneten Charme des Originals und vulgären One-Linern der Titelfigur ganz zu schweigen. Die LGBTQ+-Community zeigt sich derweil von der prominenten Repräsentation, etwa durch die homosexuelle Hauptfigur der Serie, begeistert.
Ohne zu viel verraten zu wollen: Staffel zwei legt in beiden Bereichen noch einmal auf innovative Weise nach und greift die Handlung von „Seed of Chucky“ aus dem Jahr 2004 auf. In Summe dürfen Fans dadurch eine non-binäre Figur, dargestellt vom non-binären „Chilling Adventures of Sabrina“-Star Lachlan Watson (21), willkommen heißen. Wer die Serie lieber im englischen Original schaut, kann sich außerdem auf die Stimme eines berühmten Hobbits freuen. Und Filmfans im Allgemeinen werden die ein oder andere liebenswerte Hommage an einen Klassiker erspähen – etwa zu „A Clockwork Orange“ oder „Apocalypse Now“.
Viel zu entdecken – oder nachzuholen
Quereinsteiger in den „Chucky“-Kosmos, das sollte keine Überraschung sein, müssen mindestens die erste Staffel der Serie gesehen haben, sonst sind sie hoffnungslos verloren. In Anbetracht unzähliger Eastereggs und Rückkehrern aus der Filmreihe darf die zweite Staffel jedoch auch als guter Anlass betrachtet werden, im Vorfeld zum launigen „Chucky“-Film-Marathon einzuladen. Dann kann die Serie ohne Reibungsverlust ihr volles Nostalgie-Potenzial entfalten.
Dass es sich lohnt, beweist ein Blick in die USA, wo die zweite Season bereits vollständig ausgestrahlt wurde. Im direkten Gegenzug zum US-Finale trendete das Hashtag „RenewChucky“ („Verlängert ‚Chucky'“) in den sozialen Netzwerken. USA Network und SYFY erhörten diesen Wunsch inzwischen und gaben unlängst bekannt, dass das Plastikscheusal in der Tat wiederkehren wird: „Wir sehen uns im Jahr 2023 zu dem, was Chucky selbst verspricht, seine gruseligste Staffel aller Zeiten zu werden“, verkündet Mancini stellvertretend für seine Kultfigur. Die morbide Faszination für das blutrünstige Püppchen scheint nach genau 35 Jahren so groß wie lange nicht mehr zu sein.