Der Durchbruch gelang ihm als Film-Nazi in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ – für die Rolle gewann er als erster deutschsprachiger Schauspieler seit Maximilian Schell 1962 den Oscar. Am 4. Oktober feiert Christoph Waltz seinen 65. Geburtstag. Zwölf Jahre nach seinem internationalen Durchbruch ist der Deutsch-Österreicher heute aus der Hollywood-Elite nicht mehr wegzudenken – ein Rückblick auf seine Karriere.
Durchbruch als Film-Nazi in „Inglourious Basterds“
2009 spielte sich Waltz mit seiner Rolle des SS-Standartenführers Hans Landa in „Inglourious Basterds“ quasi über Nacht in die Elite der Superstars. Über 20 Preise räumte er mit seiner Performance ab, darunter einen Bambi, den British Academy Award und einen Oscar. Damals passte Waltz zufällig in das von Regisseur Quentin Tarantino (58) gesuchte Raster, heute schreibt der Filmemacher dem Wiener die Rollen sogar auf den Leib. Seither wird Waltz international gefeiert.
Nur folgerichtig, dass er vor einiger Zeit mit einer ganz besonderen Ehrung endgültig in Hollywoods höchste Star-Riege aufgenommen wurde. Der Wiener Schauspieler ist inzwischen Teil des „Walk of Fame“, sein Name steht seit 2014 auf dem 2536. Stern auf dem wohl berühmtesten Boulevard von Los Angeles, wenn nicht sogar der Welt. Die Laudatio hielt – wer sonst – Kult-Regisseur Quentin Tarantino: „Ich bin total happy, hier dabei zu sein für meinen Lieblings-Oscar-Star.“
Ein langer Weg an die Karrierespitze
Der Weg des gebürtigen Österreichers zum Erfolg war durchaus steinig, der ganz große Ruhm kam relativ spät. Geboren wurde Christoph Waltz am 4. Oktober 1956 in der Hauptstadt Österreichs als Sohn des Bühnen- und Kostümbildner-Ehepaares Elisabeth Urbancic und Johannes Waltz. Er wuchs mit seinen zwei Brüdern Martin und Johannes auf und maturierte an einem Wiener Gymnasium. Das Schauspieler-Blut liegt ihm in den Genen. Seine Großeltern mütterlicherseits, Maria Mayen und Emmerich Reimers, waren Schauspieler am Wiener Burgtheater. Auch sein aus Hamburg stammender Urgroßvater Georg Reimers war Schauspieler. Nach seiner Schauspielausbildung am Max Reinhardt-Seminar in Wien und am Lee Strasberg Theatre Institute New York folgten erste Theaterengagements in Wien, Zürich, Hamburg, Salzburg, Frankfurt und Köln.
Theater- und Fernsehlaufbahn
Seit Ende der 1970er-Jahre wirkte Christoph Waltz in zahlreichen Fernseh- und Kinofilmen mit und übernahm Episodenrollen in Krimiserien wie „Derrick“, „Der Alte“, „Schimanski“, „Kommissar Rex“, „Polizeiruf 110“, „Rosa Roth“, „Unter Verdacht“ oder „Stolberg“. Doch diese Rollen stellten den ehrgeizigen Schauspieler nicht zufrieden. Waltz verriet in einem Interview mit dem österreichischen Radiosender Ö1 einmal, dass er sich im deutschen Fernsehen unterschätzt fühlte. Seine Jahre als wenig bekannter TV-Darsteller in Deutschland seien „eine fade und frustrierende Angelegenheit“ gewesen. Doch für den Schauspieler ging es kontinuierlich aufwärts.
Ab Anfang der 1990er Jahre spielte er vermehrt internationalen Produktionen, zum Beispiel neben Ian Richardson (1934-2007) in „Der große Reibach“ und in Krzysztof Zanussis Filmen „Leben für Leben“ und „Die Farbe des Lebens“. 1993 wurde Waltz in Tom Toelles Historien-Zweiteiler „König der letzten Tage“ für die Rolle des Täufers Jan van Leiden besetzt und 1995 spielte er in der Fernsehproduktion „Katharina die Große“ mit. Für seine Rolle des Schlagerstars Roy Black im Film „Du bist nicht allein“ (1996) von Regisseur Peter Keglevic wurde Waltz mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bayerischen Fernsehpreis.
Im Jahr 2000 führte Waltz erstmals selbst Regie bei dem Fernsehfilm „Wenn man sich traut“ und schrieb auch am Drehbuch mit. 2002 erhielt er gemeinsam mit Regisseur Peter Keglevic und seinen Schauspielkollegen Sebastian Koch (59) und Tobias Moretti (62) den Adolf-Grimme-Preis – für den Fernsehfilm „Der Tanz mit dem Teufel“ über die Entführung von Richard Oetker.
Hollywood war immer sein Ziel
Waltz hatte größere Ambitionen. „Hollywood ist immer das Ziel, für jeden. Wer etwas anderes behauptet, dem glaube ich nicht“, sagte er einmal in einem Interview mit „Spiegel Online“. Dieses Ziel erreichte er durch ein Zusammentreffen mit Kult-Regisseur Quentin Tarantino, der ihm die Rolle seines Lebens anbot und ihm damit die Türen in die Traumfabrik von Hollywood öffnete. In der Rolle des SS-Standartenführers Hans Landa in „Inglourious Basterds“ wurde Waltz zum international gefeierten Star. Für diese Rolle erhielt er über ein Dutzend Auszeichnungen, darunter den Golden Globe und den Oscar.
So entfernte er sich von seinem Image als TV-Bösewicht und wurde zu einem Gesicht, das Regisseure unter anderem für große Produktionen wie „The Green Hornet“, „Wasser für die Elefanten“, „Die drei Musketiere“ und „Der Gott des Gemetzels“ casteten. Gekrönt wurde die Hollywood-Karriere 2013 mit „Django Unchained“. Für die Rolle des deutschstämmigen Zahnarztes Dr. King Schultz war Waltz mehr als nur die Optimalbesetzung. Tarantino hatte die Rolle extra für Waltz geschrieben und bescherte ihm den zweiten Oscar für eine Nebenrolle. Spätestens jetzt durfte er sich „Hollywood-Star“ nennen. Es folgten Filme wie „Legend of Tarzan“ (2016), „Tulpenfieber“ (2017), „Downsizing“ (2017), „Alita: Battle Angel“ (2018) und „Georgetown“ (2019). Bei letzterem führte er auch die Regie.
Waltz gilt derzeit wohl als der gefragteste deutschsprachige Schauspieler weltweit und spielt an der Seite Hollywood-Größen wie Brad Bitt (57), Cameron Diaz (49), Orlando Bloom (44), Jodie Foster (58), Milla Jovovich (45) oder Reese Witherspoon (45).
Seit Anfang September 2021 ist Waltz an der Seite von Liam Hemsworth (31) und Sarah Gadon (34) in „Most Dangerous Game“ auf Amazon Prime zu sehen.
Hello, Mister Bond
Natürlich gehört es für einen deutschen Ausnahme-Darsteller zum guten Ton, den Bösewicht in einem „Bond“-Streifen zu mimen. Waltz durfte in „Spectre“ nicht nur irgendeinen Widersacher des Doppelnull-Agenten verkörpern, er spielte in der Rolle des Ernst Stavro Blofeld den ärgsten und kultigsten Widersacher von 007. In dieser Rolle ist er seit Ende September 2021 erneut im neuesten 007-Abenteuer, „Keine Zeit zu sterben“, zu sehen.
Er ist ein Multitalent
Waltz überzeugt neben seinen schauspielerischen Fähigkeiten auch durch seine Sprachkenntnisse. Er spricht neben Deutsch fließend Englisch, Französisch und Italienisch. 2018 war Waltz unter anderem neben der Schauspielerin Naomi Watts (53) Jurymitglied bei den 75. Internationalen Filmfestspielen von Venedig, eine besondere Ehre, die nicht vielen Schauspielern zuteilwird.
Zeitweise lebte Waltz in London, heute verbringt er seine Zeit jedoch vorwiegend in Los Angeles und Berlin, wo er seinen Hauptwohnsitz hat. Aus seiner ersten Ehe mit der US-amerikanischen Psychotherapeutin Jackie Waltz hat er drei Kinder, einen Sohn sowie zwei Töchter. Die Ehe zerbrach nach 17 Jahren. Kurz danach lernte Waltz seine jetzige Ehefrau, die Kostümbildnerin Judith Holste, kennen, mit der er eine Tochter hat.