Schauspieler Bjarne Mädel (54) feierte zuletzt große Erfolge mit „Geliefert“ und „Sörensen hat Angst“. Für beide Filme wurde er mit Grimme-Preisen ausgezeichnet. Nun ist er in der Fortsetzung der ebenfalls für einen Grimme-Preis nominierten satirischen Impro-Serie „Kranitz – bei Trennung Geld zurück“ von Drehbuchautor und Regisseur Jan Georg Schütte (59) zu sehen. Erneut schlüpft Mädel in die Rolle des kriminellen Kumpels Manni, der mithilfe des unkonventionellen Therapeuten Klaus Kranitz (Schütte) zu sich selbst finden will. Die vier neuen Episoden der zweiten Staffel werden ab dem heutigen Mittwoch (30.11., mittwochs, 22:30/22:45 Uhr) im NDR ausgestrahlt.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news gibt Bjarne Mädel Einblicke in die hohe Kunst des Improvisierens, bei der die Schauspieler und Schauspielerinnen vorab lediglich ihre Rollenprofile bekommen, aber keine ausgearbeiteten Sätze und Dialoge.
Was halten Sie privat von Paartherapeuten und Therapeutinnen?
Bjarne Mädel: Ich finde die professionelle Hilfe von außen durchaus sinnvoll. Wenn man als Paar oder auch allein in einer Situation festhängt, die unglücklich macht, aus der man sich nicht befreien kann, dann kann eine gute Therapeutin oder ein guter Therapeut mit den richtigen Fragen zur Lösung von Verkrampfung und Knoten in der Beziehung oder im eigenen Kopf beitragen.
Haben Sie persönlich schon mal mit dieser Berufsgruppe zu tun gehabt?
Mädel: Nur als Spieler in dem Film „Wellness für Paare“ und da hat der Therapeut, gespielt von Jörg Pannenbäcker, extrem tolle Fragen gestellt, die eine passende Emotionalität in unserem Spiel angestoßen haben.
Was macht für Sie den Zauber am Improvisieren aus?
Mädel: Ein beglückender Vorgang für mich ist es, wenn wie jetzt, wie es bei dem Dreh von „Kranitz“ in den Szenen mit Aleksandar Jovanovic, Jan Georg Schütte und mir passiert, ein Rhythmus entsteht, den ich auch inhaltlich, neudeutsch, als „flow“ bezeichnen würde. Man erzählt gemeinsam eine Geschichte und eine Replik erzwingt die nächste, oder einzelne Sätze bauen aufeinander auf und greifen so ineinander, dass sich der Moment organisch und leicht anfühlt.
Man begibt sich gemeinsam aufs Glatteis und schlittert dann zusammen hellwach und freudvoll in eine Richtung. Der „Zauber“ ist dann, dass alles zueinander passt und man das beim Entwickeln und Erfinden zeitgleich spüren kann. Man ist im besten Sinn: im Moment, im Hier und Jetzt.
Kann man Improvisieren üben?
Mädel: Ja. Es gibt bestimmte Regeln, an die man sich halten muss, um zusammen vorwärtszukommen.
Was zeichnet gute Impro-Künstler und Künstlerinnen aus?
Mädel: Dass er oder sie diese Regeln kennt. Die Künstler und Künstlerinnen denken erstens voraus und zweitens nicht nur an sich, sondern gibt Spielvorlagen, mit denen die Kollegen und Kolleginnen etwas machen können. Das macht für mich einen Großteil des Spaßes aus. Spielvorlagen zu geben und zu erhalten. Improvisation beim Schauspiel ist somit für mich vergleichbar mit Fußball. Es ist ein Mannschaftssport. Man kann natürlich auch einen Monolog improvisieren, aber spannender finde ich den Doppelpass.
Sie haben im Impro-„Tatort: Das Team“ mitgespielt und vielleicht auch die Diskussion um die Ludwigshafener Impro-„Tatorte“ mitbekommen. Die letztgenannten kamen gar nicht gut an. Was halten Sie als Spezialist von der Kritik?
Mädel: Ich habe weder die Diskussion mitbekommen noch habe ich die Filme gesehen. Bei unserem improvisierten „Tatort: Das Team“ sind wir deutlich an Grenzen gestoßen. Ich glaube, dass sich das Genre Krimi – zumal mit bereits bestehenden Ermittler-Figuren aus anderen Formaten – nicht für eine Gruppen-Improvisation geeignet hat. Da hätte man wirklich ein über Jahre eingespieltes Team gebraucht und das war „Das Team“ nicht.
Worauf dürfen Ihre Fans sich als nächstes freuen?
Mädel: Auf mehr Interviews. Und auf das Hörbuch „Bin nebenan – Monologe für zuhause“ von Ingrid Lausund (57), das ich gemeinsam mit Speak Low produziert und mit unfassbar tollen Kollegen und Kolleginnen wie beispielsweise Matthias Brandt (61), Lina Beckmann (41), Bastian Pastewka (50), Fritzi Haberlandt (47) aufgenommen habe. Außerdem drehe ich ja grade einen zweiten „Sörensen“-Film, auf den ich selber extrem gespannt bin.