Das Erste zeigt am Mittwochabend (16.3.) den Spielfilm „Bis zum letzten Tropfen“ (20:15 Uhr). Am Schluss heißt es: „Die Handlung, Personen und Unternehmen in diesem Film sind frei erfunden. Alles andere leider nicht.“ Was mit „alles andere“ gemeint ist, erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer in der Doku, die im Anschluss an die Spielfilm-Ausstrahlung gezeigt wird.
Darum geht’s im TV-Film „Bis zum letzten Tropfen“
Martin Sommer (Sebastian Bezzel), Bürgermeister von Lauterbronn, hat Probleme. Das Kleinstädtchen im süddeutschen Taubertal ist idyllisch, aber strukturschwach und stark von der Landwirtschaft abhängig. Je mehr Betriebe verloren gehen, desto größer werden die Sorgen des alleinerziehenden Vaters einer Teenagertochter, Ava Sommer (Hannah Schiller), um die Zukunft des Ortes und die kommunalen Finanzen.
Silberstreif am Horizont ist das Angebot eines international agierenden Getränkeherstellers. Denn Lauterbronn verfügt über eine kommerziell nutzbare Ressource: ausgedehnte Grundwasservorkommen von sehr guter Qualität. Die Firma PureAqua in Gestalt ihres Deutschland-Repräsentanten Dr. Rainer Gebhard (Ulrich Tukur) macht ein lukratives Angebot für Entnahmerechte, sichert Arbeitsplätze zu und wird von der Landespolitik unterstützt, für die Julia Roland (Karoline Schuch), Referentin für Wasser im Umweltministerium, im Einsatz ist.
Mit einem Gutachten, das Lauterbronn quasi unerschöpfliche Tiefenwasservorräte bescheinigt, werden mögliche Einwände beruhigt, auch die von Bürgermeister Sommer. Er setzt sich für den Deal ein und gibt Land für eine Probebohrung frei. Trotzdem formiert sich Widerstand, der immer heftiger wird. Ava stellt sich vehement gegen die Pläne ihres Vaters und wird zur Frontfigur einer Bürgerinitiative.
Der Protest gegen den Ausverkauf der Wasserrechte ist lautstark und kämpferisch. Ganz besonders erbittert ist er bei dem Bauern Bernhard Schultz (Michael Roll), der nicht verhindern konnte, dass auf von ihm gepachteten Land der Brunnen gebohrt wird. Sein Hof leidet ohnehin unter der zunehmenden Trockenheit, die Privatisierung der Grundwasservorkommen ist für ihn ein Skandal, auf den er mit drastischen Mitteln aufmerksam macht.
Mit so viel Gegenwind hat Martin Sommer nicht gerechnet. Auch von der Politik fühlt er sich im Stich gelassen. Und so erwägt er, zurückzurudern. Aber ist das überhaupt noch möglich?
Sebastian Bezzel, Ulrich Tukur und Karoline Schuch im Cast
Die Filmemacher konnten für „Bis zum letzten Tropfen“ eine Reihe deutscher Schauspielstars gewinnen. Einer von ihnen ist Ulrich Tukur (64). Der gebürtige Hesse und heutige Wahl-Berliner, der so ziemlich jeden renommierten Schauspielpreis zuhause stehen hat, sorgt seit 2010 als „Tatort“-Kommissar Felix Murot für besonders skurrile Fälle.
In „Bis zum letzten Tropfen“ spielt er einen gewissenlosen Manager eines US-Großkonzerns, der nur auf Profit aus ist. „Menschliche Gier und Dummheit sind unausrottbar, und gegen die Macht des Geldes und korrupte Politiker ist nur schwer anzukommen“, sagt Tukur. Es sei aber nicht unmöglich. Und er fährt fort: „Zivilcourage und bürgerliche Verantwortung bewegen manchmal Dinge in die richtige Richtung, auch wenn sie schon verloren scheinen.“
Der bayerische Schauspieler und Wahl-Hamburger Sebastian Bezzel (50) ist im Film als Dorfbürgermeister zu sehen. Die einen kennen ihn als ehemaligen Konstanzer „Tatort“-Kommissar Kai Perlmann (2004-2016), die anderen verehren ihn als Titelfigur der Eberhofer-Kultkrimireihe (seit 2013).
Über das Dilemma, in dem seine Rolle im Film steckt, sagt er: „Genau aufgrund solcher Fragen und Entscheidungen habe ich mich nie für politische Ämter wie zum Beispiel das des Bürgermeisters beworben und werde es wohl auch niemals tun“, so Bezzel. Er verstehe Martin Sommer insofern sehr gut, als der sich sehr bemühe, der Region und den Menschen eine Zukunftsperspektive zu geben. „Der Verkauf von Wasser an einen Großkonzern ist jedoch ein Menschenrechtsverstoß und Martins Handeln trotz seiner guten Absichten entsprechend für mich persönlich ein absoluter Tabubruch“, sagt der Schauspieler. Und er wird noch deutlicher: „Wasser ist für alle da und darf kein Spekulationsobjekt sein oder werden.“
Auch Karoline Schuch (40) dürfte dem Fernseh- und Kinopublikum nicht unbekannt sein. Sie spielte die Titelrollen in sehenswerten Filmen wie „Hannas Reise“ (2014) oder „Katharina Luther“ (2017) und war auch Teil von Bullys (53) überaus erfolgreichem Thriller-Debüt „Ballon“ (2018).
In „Bis zum letzten Tropfen“ bekleckert sie sich als Vertreterin der Politik nicht mit Ruhm. Über die Verkäufe der Wasserrechte in Deutschland wusste die in Jena geborene Schauspielerin vor der Arbeit für diesen Film „so gut wie gar nichts“. Heute hat auch sie eine klare Meinung dazu: „Ich finde die nicht nachhaltig gedachte Abgabe der Wasserrechte an internationale Großkonzerne hochbedenklich und besonders in den real bedrohlichen Zeiten des Klimawandels fahrlässig und falsch“, so Schuch. Wasser sei ein Menschenrecht und „die wichtigste Ressource unseres Planeten“.
Eingebettet in den ARD-Themenschwerpunkt „Unser Wasser“
Eingebettet ist der Film in den ARD-Themenschwerpunkt „Unser Wasser“. Unter anderem wird im Anschluss an den Spielfilm ab 21:45 Uhr die Dokumentation „Bis zum letzten Tropfen – Die Doku“ gezeigt. Verantwortlich dafür ist kein Geringerer als der vielfach ausgezeichnete Autor, Regisseur und Produzent Daniel Harrich (38). Seine Filme wie „Der blinde Fleck – Das Oktoberfestattentat“ (2013) oder „Meister des Todes – Tödliche Exporte“ (2015) sind nicht nur preisgekrönt, sie brachten auch Bewegung in die Auseinandersetzung mit den entsprechenden Themen.
Harrich zeigt in „Bis zum letzten Tropfen – Die Doku“ die Wirklichkeit hinter der fiktiven Filmgeschichte: Jahrelang hat ein internationaler Getränkekonzern sich bemüht, für seine Abfüllanlage bei Lüneburg, Niedersachsen, ein großes Grundwasserreservoir zu erschließen. Am Gutachten des Konzerns über die Unbedenklichkeit der Wasserentnahme gibt es schon lange Zweifel. Eine örtliche Bürgerinitiative will das Genehmigungsverfahren stoppen.
Während der Dreharbeiten kündigte der Konzern laut dem Sender an, dass er das Vorhaben „vorerst“ einstellen will. Die Bürgerinitiative glaubt das nicht. Wie der Streit um das Wasser bei Lüneburg ausgeht, bleibt demnach möglicherweise weiter offen …