Die Verleihung des Bayerischen Kabarettpreises am Montag im Münchner Lustspielhaus war lustig, emotional und ein bisschen ernst. Am heutigen Donnerstagabend (30. Oktober) wird die Gala ab 21 Uhr im BR Fernsehen gezeigt. Durch die Sendung führt Kabarettist und Moderator Martin Frank (33), für den musikalischen Rahmen sorgt die Frauen-Band Desperate Brasswives. Darauf darf sich das TV-Publikum freuen.
Verzweifelter Hauptpreisträger
Hauptpreisträger Claus von Wagner (47), der seit 2014 an der Seite von Max Uthoff (58) die Satiresendung „Die Anstalt“ (ZDF) moderiert und im Februar sein sechstes Kabarettprogramm „Projekt Equilibrium“ vorstellte, freute sich zwar sehr. Er überraschte dann aber auch mit offenen Worten über den immer größeren Frust des Kabarettistendaseins. In Anbetracht des weltweiten Wahnsinns fragte er: „Wer braucht denn da noch eine Kunstform, die sagt: Ich arbeite mit Übertreibung?“
Die Laudatio auf den Münchner hielt sein langjähriger Weggefährte Philipp Weber (51). Gemeinsam mit ihm und Mathias Tretter (gib. 1972) war von Wagner bereits mit 26 Jahren Mitglied des Trios „Erstes deutsches Zwangsensemble“ – aus dieser Zeit packt Weber in seiner Lobrede so manche Anekdote aus.
Austro-Star Verena Altenberger und neue Talente
Den Senkrechtstarter-Preis erhielt die 29-jährige Lara Ermer aus Fürth. Die Psychologin und Kabarettistin überzeugte die Jury mit ihrer Fähigkeit, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge komisch zu erklären. Laudator Markus Barth (geb. 1977), der seit 2024 die BR-Sendung „Kabarett aus Franken“ moderiert, überreichte ihr die längst überfällige Auszeichnung, wie er fand.
Zur besten Creatorin des Jahres wurde die Österreicherin Toxische Pommes (Juristin Irina, geb. 1990) gekürt und von ihrer Landsfrau, Schauspielerin Verena Altenberger (37), herzlich geehrt – für ihren lakonischen Humor über Hass, Selbsthass und Parallelen zwischen Wien und Bayern, den die Social-Media-Künstlerin in pointierte 15-Sekunden-Clips auf TikTok und Instagram zum Besten gibt.
Ringsgwandl: „Jetzt hat’s doch noch geklappt“
Besonders berührend war der Moment, als Georg Ringsgwandl (76) den Ehrenpreis entgegennahm. Der Musikkabarettist, der seit den späten 1970er-Jahren auf Bayerns Bühnen steht und 15 Jahre lang als Arzt im Operationssaal und abends auf der Bühne stand, zeigte sich bereits im Vorfeld der Veranstaltung bewegt. „Als ich vor ein paar Jahren bei der Ehrenpreisverleihung für Helge Schneider die Laudatio hielt, konnte ich mir nicht vorstellen, auch mal so etwas Edles verliehen zu bekommen. Jetzt hat’s doch noch geklappt. Was will der Mensch mehr?“, sagte der 1948 in Bad Reichenhall geborene Künstler.
Die Laudatio auf den schrillen Performer hielt Schauspielerin Gisela Schneeberger (77). Sie würdigte einen Mann, der mit seinem Zitherspiel „frühkindlichen Erfolg bei älteren Damen“ hatte und später auf der Bühne gerne Lippenstift und Frauenkleider trug.
Ringsgwandl – diesmal in Trachtenhut und gedeckten Farben – lauschte der Laudatio und wirkte trotz aller Frotzelei gerührt, als er auf die Bühne ging, um mit seiner Band das Schlusslied des Abends, „Der Konsumverweigerer“, anzustimmen.
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Bild: Einige der Gewinner und Laudatoren beim Bayerischen Kabarettpreis (v.l.): Georg Ringsgwandl, Claus von Wagner, Gisela Schneeberger, Philipp Weber und Verena Altenberger. / Quelle: BR/Raphael Kast

