Unter den größten TV-Produzenten der Geschichte des US-amerikanischen Fernsehens hat er seinen Ehrenplatz sicher. Auf das Konto des am 22. April 1923 in Dallas, Texas, geborenen Aaron Spelling (1923-2006) gehen legendäre Hochglanz-Erfolgsserien wie „Beverly Hills, 90210“, „Melrose Place“, „Der Denver-Clan“ oder „Charmed – Zauberhafte Hexen“.
Der Mega-Produzent, der ganz nebenbei auch seine Tochter Tori Spelling (49) in „Beverly Hills, 90210“ besetzte und dadurch zum Star machte, schaffte es sogar ins Guinness-Buch der Rekorde. Ganze 218 Mal hat Spelling in seiner jahrzehntelangen Karriere bei TV-Produktionen aus ausführender Produzent fungiert – ein absoluter Rekord.
„Starsky & Hutch“ und „Drei Engel für Charlie“: Aaron Spellings frühe Welterfolge
Bereits im Jahr 1959 wurde Spelling mit der für den Sender CBS produzierten Western-Show „Johnny Ringo“ (1959-1960) erstmals zum Serienschöpfer. Nach einigen heutzutage eher vergessenen Erfolgen wie „The Mod Squad“ (1968-1973) produzierte der äußerst umtriebige Spelling ab Mitte der 1970er Jahre in kurzer Abfolge die TV-Klassiker „Starsky & Hutch“ (1975-1979) „Drei Engel für Charlie“ (1976-1981), das US-amerikanische „Traumschiff“ mit dem Titel „Love Boat“ (1977-1987), „Fantasy Island“ (1977-1984) sowie „Hart aber herzlich“ (1979-1984).
Alle letztgenannten Titel erschienen auf dem US-Kanal ABC, dessen Primetime Spelling in den frühen 1980er Jahren zu fast zwei Dritteln befüllte. Spitze Zungen tauften den Sender daher in dieser Zeit süffisant „Aaron’s Broadcasting Company“.
Von „Der Denver-Clan“ zu „Beverly Hills, 90210“
Auf diesen Lorbeeren ruhte sich der nimmermüde Spelling jedoch nicht aus, und produzierte in den 1980er Jahren mit „Der Denver-Clan“ (1981-1989) eine der Serien des Jahrzehnts. Die Hochglanz-Soap-Opera befeuerte nicht nur den Trend um die für die Achtziger Jahre so charakteristischen Schulterpolster. Die Popularität der Serie wurde in Deutschland wohl nur noch vom ganz ähnlich gelagerten Erfolgs-Import „Dallas“ (1978-1991) rund um den von Larry Hagman (1931-2012) verkörperten Bösewicht J.R. Ewing übertroffen.
Der „Der Denver-Clan“ war dann auch eine ziemlich unverhohlene Kopie von „Dallas“, nur dass die Serie statt in Texas im US-Bundesstaat Colorado spielte, und Larry Hagman durch die legendäre Joan Collins (89) ersetzt wurde. Die sagte einmal über ihre wohl bekannteste TV-Serie: „Jede einzelne Person in ‚Der Denver-Clan‘ sah gut aus. Man wollte sehen, wie wohlhabende, attraktive Menschen miteinander kämpfen“.
„Das Publikum will Eskapismus“
Gegen Ende der 1980er stand Superproduzent Spelling nach der Absetzung von „Der Denver-Clan“, „Love Boat“ und „T. J. Hooker“ (1982-1986) mit William Shatner (92) und Heather Locklear (61) in den Hauptrollen plötzlich zum ersten Mal seit Menschengedenken ohne eine erfolgreiche Primetime-Show im US-Fernsehen da. Doch sein wohl größter Erfolg lag zum damaligen Zeitpunkt noch vor dem TV-Macher.
„Ich glaube nicht, dass die Fernsehsender dem Publikum geben, was es will“, erklärte Spelling einmal selbst, um hinzuzufügen: „Sie wollen Eskapismus. Das ist es, was ‚Love Boat‘, ‚Fantasy Island‘ und ‚Der Denver-Clan‘ ihnen gaben – eine Flucht vor der Härte des Alltagslebens“.
Im Jahr 1990 startete dann auf dem damals noch jungen Kanal Fox mit „Beverly Hills, 90210“ (1990-2000) eine legendäre Teenie-Serie, die zu Beginn des Jahrzehnts gemeinsam mit der nicht von Spelling produzierten Rettungsschwimmer-Show „Baywatch“ (1989-2001) das mediale Bild von Los Angeles und Kalifornien neu definierte – und für spätere Teenie-Erfolgsserien wie „O.C., California“ (2003-2007) prägend wurde.
Mit der Serie „Melrose Place“ (1992-1999) produzierte Spelling bereits kurze Zeit später so etwas wie eine direkte Kopie seines eigenen Mega-Erfolges „Beverly Hills, 90210“ rund um die Zwillinge Brandon (Jason Priestley, 53) und Brenda (Shannen Doherty, 52), die aus Minnesota in den Nobelvorort Beverly Hills in Kalifornien umziehen, und dort Charaktere wie den von Luke Perry (1966-2019) gespielten Dylan kennenlernen.
„Eine himmlische Familie“ und „Charmed – Zauberhafte Hexen“
Auch nach diesem Doppel-Erfolg der 1990er Jahre setzte sich Spelling, dessen Vermögen von „Forbes“ bereits in den Achtzigern auf 300 Millionen US-Dollar geschätzt wurde, nicht zur Ruhe. Um die Jahrtausendwende herum produzierte der damals bereits Mitte 70-Jährige noch die beiden beliebten Serien „Eine himmlische Familie“ (1996-2006) und „Charmed – Zauberhafte Hexen“ (1998-2006).
Das Guinness-Buch der Rekorde errechnete im Jahr 1999, dass Spelling sagenhafte 3.842 TV-Stunden produziert hat – genug, um für dreieinhalb Jahre an sieben Wochentagen die Primetime zu füllen, ohne eine einzige Wiederholung ausstrahlen zu müssen.
Daneben wurde Spelling in seiner langen Karriere mit zwei Emmys ausgezeichnet – für die beiden Fernsehfilme „… und das Leben geht weiter“ (1993) und „Die Bombe“ (1989). Am heutigen 22. April wäre der produktivste Produzent der US-amerikanischen TV-Geschichte 100 Jahre alt geworden.
(lau/spot)
Bild: Aaron Spelling mit seiner Tochter Tori Spelling im Jahr 2002. / Quelle: Featureflash Photo Agency/Shutterstock.com