Guido Maria Kretschmer (56) kennen Fernsehzuschauer als Designer, Moderator und Juror. In „Guidos Wedding Race“ stellt er ab 10. Oktober auf VOX (und online via TVNow) ein weiteres Talent zur Schau: Er hilft Paaren, ihre Traumhochzeit zu feiern. In der Sendung stellen sich sechs Paare in zwei Folgen besonderen Aufgaben. Die Outfits der Gewinnerpaare bekommen vor dem Altar den letzten Schliff durch den Designer verpasst, bevor er die Verliebten persönlich traut. Was für eine besondere Erfahrung das für ihn war und warum ein Paar seine Telefonnummer erhalten hat, verriet der Modedesigner im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Sie haben bereits royale Hochzeiten kommentiert und haben nun eine eigene Show, die sich um Hochzeiten dreht. Was fasziniert Sie so am Heiraten?
Guido Maria Kretschmer: Die Zeit ist reif für Paare. Durch Corona sind die Menschen „unterhochzeitet“, da viele nicht heiraten konnten. Ich bin sozusagen ein Hochzeitsprofi, weil ich schon so lange glücklich verheiratet bin und auch weiß, wie das funktioniert, dass man auf Dauer glücklich ist. Das hat auch mit meinem Beruf zu tun. Ich war seit meiner Jugend als Designer bei Hochzeiten dabei. Ich habe so viele Brautkleider in meinem Leben gemacht – ich kann sie gar nicht zählen. Ich kenne die Sehnsucht, dass man den schönsten Tag so groß machen möchte, dass es zu einer Traumhochzeit wird.
Und so kam Kirsten Petersen, die Unterhaltungschefin von VOX, auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich auf diese Show Lust hätte. Ich dachte schon immer, dass so etwas perfekt für mich wäre. Ich war großer Fan von „Traumhochzeit“ mit Linda de Mol und finde es daher umso schöner, nun selbst Menschen auf der Reise zum Altar zu begleiten.
Was macht „Guidos Wedding Race“ so besonders?
Kretschmer: Es ist anders als andere Hochzeitsformate wie etwa „Traumhochzeit“, weil ich es machen darf. Die Show trägt meine Handschrift. Ich bin als Designer Teil der Show, aber eben auch als Mensch – als jemand, der sehr nah dabei ist. Ich begleite die Menschen nicht nur, sondern bin zum Schluss als Trauredner im Einsatz und vermähle die Paare. Unsere Show ist „Traumhochzeit 2.0“ – im Jetzt angekommen.
In der Show geht es aber auch um die Frage: „Wer bin ich? Und wer ist mein Background?“ Denn du heiratest ja nicht nur einen, sondern du heiratest die ganze Familie. Deswegen war es uns wichtig, auch die Mütter, die Schwiegermütter, die Väter, die Brüder, die Schwestern und die Arbeitskollegen der Paare miteinzubinden.
Es steht also nicht nur die Liebe im Vordergrund, sondern auch die Personen dahinter?
Kretschmer: Ja und dennoch ist die wichtigste Message der Show – und das habe ich immer gesagt, wenn ich gegangen bin: „Lange lebe die Liebe“. Ich sage das auch zu Frank immer, wenn ich das Haus verlasse. Weil ich daran glaube, dass die Liebe alles rettet im Leben und dass man sich daran regelmäßig erinnern muss. Deswegen haben wir viele schöne Momente in die Show eingebaut, damit die Paare, auch wenn ich weg bin und der Alltag kommt, etwas haben, an das sie sich erinnern können. Wir haben ihnen beispielsweise eigene Gedichte geschrieben, die vielleicht bei ihnen bleiben und ein bisschen zur Lebensaufgabe werden können.
Einem Paar habe ich sogar meine Telefonnummer gegeben. Ich habe ihnen gesagt: „Ihr müsst mir versprechen, wenn ihr jemals Probleme habt und ihr denkt, es geht nicht weiter, dann müsst ihr mich anrufen.“
Wie kam es zu der Idee der Liebesgedichte? Schreiben Sie privat ebenfalls Gedichte?
Kretschmer: Bedingt durch meine Großmutter väterlicherseits bin ich sehr poesieaffin. Sie war aus Schlesien und eine sehr intellektuelle Frau, die sehr viele Gedichte gekannt und mir diese beigebracht hat. Von ihr habe ich das Talent. Ich kann sehr gut Auswendiglernen und lerne auch heute noch regelmäßig neue Gedichte. Wenn man einmal Poesie verstanden hat, ist das ein schönes Gerüst, an dem man sich durchs Leben hangeln kann, da es von den großen Dingen spricht.
Die Paare hatten die Chance, für jedes Spiel eine Strophe zu gewinnen. Diese mussten sie lernen und verinnerlichen. Zum Ende gab es dann die letzte Strophe und das Paar musste das Gedicht gemeinsam aufsagen. Das war ein sehr schöner Moment.
Gab es noch andere Momente, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?
Kretschmer: Absolut! Es gab einen Moment, da habe ich mich selbst fast von der Seite betrachtet. Als ich zum ersten Mal gesagt habe: „Möchtest du hier vor den Menschen den hier anwesenden…“ wurde mir bewusst, dass das ein heiliger Moment war und ich jetzt auf ewig mit diesen Paaren verbunden war. Ich führte diese Zeremonie und plötzlich waren alle Blicke – der Eltern, der Freunde, der Familie – auf mich gerichtet und ich wusste, ich muss nun einen Moment schaffen, der für sie alle ewig bleibt. Das war für mich ein großer, emotionaler Moment.
Sie haben den Outfits der Brautpaare „den letzten Schliff“ verpasst. Worauf kommt es für Sie bei einem gelungenen Hochzeitsoutfit an?
Kretschmer: Für die Outfits ist besonders für heterogene Paare, aber auch für gleichgeschlechtliche, wichtig zu wissen, dass beide an dem Tag Hauptpersonen sind. Häufig ist die Frau die große Nummer. Ich habe deswegen darauf geachtet, dass sich auch die Männer wohlfühlen. Mir war es wichtig, dass die Frau ihren Mann das erste Mal in so einem tollen Look sieht und denkt: „Hurra, das ist der Mann meines Lebens! Heute siehst du so gut aus wie noch nie!“
Für Frauen braucht es ein Brautkleid, das nonverbal laut ruft: „Hallo, das bin ich!“ Und wenn dann ein Mädchen, das sonst sehr taff ist, auf einmal mit großem Alarm in einem Cinderellakleid kommt, dann mag ich das auch. Ich bin ein großer Fan von Schleier, da der Look so etwas Heiliges und Neues bekommt. Es vermittelt: „Heute fängt alles neu an.“
Ganz wichtig ist dabei immer: Es muss auch dem Geldbeutel entsprechen. Es macht wenig Sinn, sich zu verschulden und noch Jahre später finanzielle Probleme zu haben, weil man die Hochzeit noch nachbezahlen muss.
Sie haben gerade Ihren dritten Hochzeitstag mit Ihrem Ehemann Frank gefeiert und sind seit 37 Jahren ein Paar. Was ist Ihr Geheimnis für eine lange glückliche Beziehung und Ehe?
Kretschmer: Es gibt viele Facetten, die mit Glück zu tun haben. Es benötigt erst einmal den richtigen Menschen. Ich bin okay mit mir selbst und ich mag mich genug, um mein Leben zu schaffen. Das ist eine gute Grundvoraussetzung. Aber ich finde Frank ein bisschen besser. Ich denke mir oft – und sage es viel zu selten: Ich bin Franks Fan. Und ich bin froh, dass er anders ist als ich. Wir haben uns wirklich bemüht, dass wir dieses Anderssein behalten. Ich habe nie gewollt, dass er so wird wie ich. Da hat er sich aber auch schön geweigert. (lacht) Das ist das Geheimnis: Anders zu sein und begeistert vom anderen zu sein. Denn wenn du wirklich begeistert von jemandem bist, dann verzeihst du mehr und relativierst Dinge. Man sollte nicht vergessen, dass es ein Geschenk ist, dass man bei dem anderen sein darf.
Man kennt Sie als Designer und als Moderator und Juror zahlreicher Sendungen. Mit „Guidos Wedding Race“ starten Sie ein weiteres Projekt. Gibt es etwas im Fernsehen, das Sie noch nicht getan haben, aber Sie noch reizen würde?
Kretschmer: Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, als ich in die Adelswelt eintauchen durfte, weil ich mich da sehr gut auskenne und ich sehr geschichtsaffin bin. Das war ein Traum von mir, weil ich das mit meiner Schwester schon immer stundenlang am Telefon besprochen habe. (lacht) Ich glaube, das wäre mein Traum! Mit meiner Schwester zusammen eine Adelssendung zu machen. Aber das mache ich ja bereits mit Frauke [Ludowig] und das freut mich sehr. Ich glaube, ich bin der Letzte im deutschen Fernsehen, der sagen müsste: Ich hätte noch gerne das und das. Ich will nicht mehr und würde das auch gar nicht schaffen.
Der Tag hat eben auch für einen Guido Maria Kretschmer nur 24 Stunden…
Kretschmer: (lacht) Das stimmt leider. Dafür freue ich mich über freie Tage umso mehr. Ich fühle mich manchmal wie eine alleinerziehende Mutter mit fünf Kindern und Doppel-Job, auch wenn ich natürlich das Glück habe, dass mich viele unterstützen. Aber ich genieße die wenigen freien Tage, die ich habe, viel mehr als es Menschen tun, die öfter frei haben. Es gibt für mich nichts Schöneres als einen freien Sonntag.