Von Floridsdorf am Wiener Stadtrand gelegen aus eroberte Andy Borg (60) ab den frühen 1980er Jahren die Herzen der Schlagerfans. Zum 40-jährigen Bühnenjubiläum lässt ihn der SWR mit einer Jubiläumsausgabe seiner regulären Musikshow „Schlager-Spaß mit Andy Borg“ am Samstag (25.9., 20:15 Uhr) hochleben. Stars der Szene wie Florian Silbereisen (40) und Thomas Anders (58), Stefan Mross (45), Ireen Sheer (72) oder Peter Kraus (82) haben Überraschungen für den Gastgeber und Jubilar vorbereitet.
„Wir werden singen, wir schauen ein bisschen zurück auf 40 Jahre und wir feiern, dass wir zu so einem schönen Anlass zusammenkommen dürfen – so wie man das unter Freunden eben mag“, sagt Andy Borg im Interview mit spot on news. Dabei verrät er auch, wann er wirklich seinen ersten Auftritt hatte, bei welchem Moment es ihm kalt den Rücken hinunterlief und über welche eigene Styling-Sünde er heute lacht.
Herzlichen Glückwunsch zum 40-jährigen Bühnenjubiläum. Sie blicken auf eine beeindruckende Karriere zurück: vom Sieger in der österreichischen Talentshow „Die große Chance“ bis hin zum erfolgreichen Gastgeber und Entertainer in Musikshows wie dem „Musikantenstadl“ (2006-2015) und „Schlager Spaß mit Andy Borg“ (seit 2018). Wie lautet Ihre Bilanz?
Andy Borg: Das Leben hat es gut mit mir gemeint. Als ich bei „Die große Chance“ auf die Bühne gegangen bin, habe ich noch als Mechaniker gearbeitet und in jeder freien Minute Musik gemacht. Bis heute kann ich es manchmal selbst nicht glauben, dass ich mein Hobby und meine Leidenschaft zum Beruf machen durfte, und dass ich mit meiner Musik die Menschen unterhalten darf und davon meinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Was hatte ich als Jugendlicher am Wiener Stadtrand denn schon zu erwarten, außer Schule, Lehre, Heiraten, Kinder und Sterben? Was ich dann in den vergangenen 40 Jahren erleben durfte, seitdem mir damals das Lied „Adios Amor“ [1982, Red.] auf den Leib geschrieben wurde, hätte ich so nicht für möglich gehalten.
An welchen Moment aus den vergangenen Jahren erinnern Sie sich besonders gerne zurück?
Borg: Am 19. September 2006 fuhr ich zu meinem ersten „Stadl“ [„Musikantenstadl“] nach Wiener Neustadt. Es war fast zwei Uhr nachts als wir ankamen und erfuhren, dass unser Regisseur Prof. Kurt Pongratz noch bei einer Besprechung war. Meine Frau und ich wollten kurz „Hallo“ sagen und dann schnell ins Bett, obwohl ich nicht wirklich wusste, worauf ich mich da einlasse. Doch der Kurti hatte die Idee, mir mein neues „Wohnzimmer“ zu zeigen – so nannte er die Deko – und das mitten in der Nacht. Als wir dann um halb drei Uhr nachts die Halle betraten, lief es mir kalt den Rücken hinunter. An die 200 fleißige Menschen bauten zum ersten Mal den ganz neuen „Stadl“ auf, sie hämmerten, schraubten, bauten den Ton und das Licht ein. Es war überwältigend, dieses Schauspiel zu erleben und zu wissen, dass ich der Moderator sein werde – diesen Augenblick werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Ich werde aber auch die ganze „Stadl“-Zeit und vor allem das Publikum nicht vergessen.
Und was war ein lehrreicher Tiefpunkt?
Borg: Als dann der Abschied vom „Stadl“ anstand, habe ich über viele Wochen Zuspruch in einem Ausmaß bekommen, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte. Auf Tournee, bei meinen Auftritten und vor allem im Internet in Foren, Gästebüchern und Fan-Initiativen sprangen mir viele Tausend Menschen bei. Zu erleben, wie sehr die Leute die ganze Geschichte anfasst, hat meine Sichtweise auch etwas verändert und am Ende dann zu dieser wunderschönen Zugabe, dem „Schlager-Spaß“, geführt. Mir wurde bewusst, dass es nicht um mich geht, sondern allein um die Menschen: um ein treues, reiferes Publikum, das seine Sendung und diese Musik wirklich mag.
Welches Erinnerungsstück vom „Musikantenstadl“ haben Sie zuhause?
Borg: Eine Kuckucksuhr: die „Stadl“-Zeit ist mir geblieben – und die Sendung „Schlager-Spaß“, die ich seit einigen Monaten moderiere. Das ist meine neue Musiksendung, die absolut zu mir passt. Jede einzelne Sendung, die ich bisher moderieren durfte, hat mir viel Freude gemacht und ich hatte schon viele tolle Gäste: Engelbert Humperdinck, Karel Gott, Bernd Clüver, Drafi Deutscher, Costa Cordalis, Dieter Thomas Heck, Roy Black, Rex Gildo, … Ich habe viel mehr Persönlichkeiten kennenlernen dürfen, als ich es mir als Schlagersängernachwuchs damals je erträumt hätte – und die wirklich Großen sind die umgänglichsten.
Von welchem Auftritt oder Künstler haben Sie ein Foto aufgehängt?
Borg: Das Foto von David Hasselhoff mit mir, das beim „Musikantenstadl“ in Salzburg aufgenommen wurde, sehe ich immer, wenn ich ins Studio gehe. Auch Dieter Thomas Heck, gewissermaßen mein Moderations-Vater, und „J.R. Ewing“ [US-Schauspieler Larry Hagman] haben einen der Ehrenplätze.
Über welche eigene Styling-Sünde – aus heutiger Sicht – können Sie am meisten lachen?
Borg: Mein ge-borg-ter cremefarbener Anzug beim Auftritt für „Die große Chance“ … der war damals noch eine Nummer zu groß.
Was sagen Ihre Frau und Ihre Kinder zum großen Jubiläum?
Borg: Die freuen sich natürlich mit mir. Aber ohne den Rückhalt meiner Familie hätte ich auch gar nicht 40 Jahre auf der Bühne stehen können. Die Sendungen und Auftritte sind immer auch ein Erlebnis für uns alle. Gerade weil ich beruflich viel unterwegs bin, sind das auch immer wieder tolle Gelegenheiten, sich zu sehen, wenn ich in die Nähe komme.
Haben Sie schon mal ans Aufhören gedacht?
Borg: Als Wiener habe ich die Gemütlichkeit erfunden und lasse mich nicht stressen. Wenn die Zeit zu schnell läuft und ich nicht mehr hinterherkomme, dann mache ich Pause. Und wenn ich mich dann daran erinnere, was ich schon alles erleben durfte, dann fühlt sich das so an, als wenn das gerade in dem Moment passiert. Und dann ist die Zeit von früher wieder da. Und das macht mir gerade so richtig viel Spaß. Zu viel Spaß, um damit so einfach aufzuhören. Ich würde mir schon wünschen, dass das noch ein bisschen so weitergeht.
Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich gerne sagen oder raten?
Borg: Solange du deinen eigenen Träumen folgst, wird immer eine neue Tür aufgehen, wenn eine andere zufällt.
Der SWR schmeißt für Sie eine große TV-Party. Unter anderem werden die Zuschauerinnen und Zuschauer Ihren allerersten Auftritt zu sehen bekommen. Woran erinnert Sie das?
Borg: Wenn wir als Kinder im Wald Schwammerl suchen waren, haben meine Mutter und ich schon immer zweistimmig Lieder gesungen. Damals hat mich Heintje auf die Schlagerfährte gelockt und ich habe seine Lieder nachgesungen. Meinen allerersten Auftritt hatte ich als Bub vor meiner Oma. Gespielt habe ich Akkordeon und dazu gesungen. Und weil sie sich so sehr darüber gefreut hat, habe ich das am nächsten Tag gleich nochmal gemacht. Später habe ich bei Familienfesten aufgespielt und bei so ziemlich jeder Feier bei uns in der Nachbarschaft – und es wurde viel gefeiert bei uns in Floridsdorf.
Nachdem ich dann bei „Die große Chance“ gewonnen hatte und mein erstes Lied „Adios Amor“ als Tonbandaufnahme aus dem Studio nach Hause geschickt bekam, habe ich mich einfach nur gefreut und das Päckchen den ganzen Abend angeschaut und ganz festgehalten. Abspielen und anhören konnte ich das Band nicht, dafür hatte ich damals noch gar kein Gerät daheim. Aber das war mir völlig egal. Ich war so stolz, weil ich jetzt tatsächlich meine erste eigene Single hatte. Der Titel war mein erster großer Hit, „Adios Amor“ habe ich meine Karriere zu verdanken, viele tolle Erlebnisse, Konzertreisen, Bekanntschaften und deshalb singe ich das Lied auch immer wieder gerne. Wie sehr diese paar Minuten mein Leben und das meiner Lieben so sehr zum Positiven verändert haben, das vergesse ich nie.
Welches Ritual haben Sie, bevor Sie die Bühne betreten?
Borg: Bevor ich auf die Bühne gehe, gibt mir meine Frau ein Busserl, und wenn ich wieder runterkomme, geb ich’s ihr zurück.