„Mein Kind“: Familiendrama um eine Leihmutter aus der Ukraine

„Mein Kind“: Familiendrama um eine Leihmutter aus der Ukraine

Der TV-Film „Mein Kind“ von Regisseurin Christine Hartmann (geb. 1968, „Charité“, Staffel 3) feierte seine Weltpremiere mit dem zweisprachigen Titel „Mein Kind – МОЯ ДИТИНА“ im Sommer 2024 beim Filmfest München. Am heutigen Montag (28. Oktober) wird das Familiendrama um 20:15 Uhr im ZDF gezeigt.

Darum geht es in „Mein Kind“

Das Ehepaar Judith (Lisa Maria Potthoff, 46) und Niclas Koch (Maximilian Brückner, 45) will seinen Herzenswunsch, Eltern zu werden, über eine Leihmutter in der Ukraine verwirklichen. Als dort jedoch der Krieg ausbricht, steht das Paar unter Schock. Die Sorgen um Leihmutter Oksana Smirnova (Alina Danko, geb. 1996) und das noch ungeborene Kind sind groß.

In ihrer Verzweiflung bieten Judith und Niclas Oksana an, nach München zu fliehen. Ein paar Tage später steht die Schwangere zusammen mit ihrer neunjährigen Tochter tatsächlich vor ihrer Tür. Doch die Sicherheit in Deutschland ist nur von kurzer Dauer.

Die Agentur, über die die Leihmutterschaft arrangiert wurde, besteht auf die Einhaltung der Verträge und droht mit rechtlichen Konsequenzen. In Deutschland ist Leihmutterschaft illegal, und das Baby muss in Kiew zur Welt gebracht werden. Oksana kehrt in ihre Heimat zurück. Kurz nach der Geburt des Kindes machen sich Judith und Niclas auf eine gefährliche Reise in das Kriegsgebiet, um ihr Baby abzuholen …

„Die Ukraine hat sich zum weltweiten Zentrum für Leihmutterschaften entwickelt“ – Wissenswertes zu dem Thema

„Die Idee zu unserem Film entstand vor zwei Jahren. Es war gerade Kriegsbeginn“, erzählt Produzentin Anna Oeller. „Ich erinnere mich gut an eine ‚SZ‘-Geschichte, die Fotos von den Leihmüttern mit deren Babys in den Kellern von Kiew zeigte, die wegen des Krieges nicht abgeholt werden konnten. Wir entschlossen uns, darüber eine Geschichte zu erzählen. Ein schweres Thema“, fasst Oeller zusammen.

„Rund 15 Prozent aller deutschen Paare sind ungewollt kinderlos. Für sie bleibt nach deutschem Recht nur die Adoption oder ein Pflegekind aufzunehmen. Aber eine Adoption dauert oft Jahre und die Aufnahme eines Pflegekindes trauen sich viele Paare nicht zu“, berichtet Autorin Katrin Bühling von ihren Recherchen. Weil oft jahrelang versucht werde, ein Kind zu bekommen, schwinde mit steigendem Alter auch die Chance, ein Baby zu adoptieren. Was bleibe, sei die Leihmutterschaft, doch die sei in Deutschland verboten, sagt Bühling.

„Seit 2015 hat sich die Ukraine zum weltweiten Zentrum für Leihmutterschaften entwickelt, weil der Ablauf dort professionell, unkompliziert und vor allem preiswert ist“, erzählt sie weiter und nennt Details: „Agenturen vermitteln Leihmutterschaften schon ab 40.000 Euro im Standardpaket, ein sogenanntes VIP-Paket (man kann sich hier das Geschlecht des Kindes aussuchen) kostet zirka 65.000 Euro. In Amerika zahlen Wunscheltern dafür das Dreifache.“ Die Leihmutter erhalte für das Austragen eines Babys ungefähr ein Drittel der Summe.

Die ethische Seite der Leihmutterschaft

Obwohl sich junge Ukrainerinnen freiwillig dazu entscheiden, als Leihmutter zu „arbeiten“, weil sie damit viel Geld verdienen, „oft das Dreifache eines durchschnittlichen Jahresgehaltes“, wie Bühling weiß, gebe es ethische Bedenken. „Eine Schwangerschaft verlangt dem Körper einer Frau viel ab, die Geburt ist alles andere als schmerzarm. Welche Frau würde sich dafür ohne Not entscheiden?“

Hier setzt auch die Kritik von Maximilian Brückner an: Er könne zwar nachvollziehen, dass kinderlose Paare ihren sehnlichen Kinderwunsch mithilfe einer Leihmutter erfüllen wollen, sagt der Schauspieler. „Ob man es deswegen tun sollte, weiß ich nicht. Es verkommt halt zum Geschäft. Denn nur Leute, die sich das auch wirklich leisten können, kommen in den zweifelhaften Genuss dieser Transaktion. Wenn man dann auch noch sieht, mit welchem Spottbetrag die Leihmütter von den Agenturen abgespeist werden, ist es eigentlich nicht mehr zu rechtfertigen – wenn das überhaupt möglich ist“, sagt Brückner, der selbst Vater ist.

Auch Lisa Maria Potthoff, Mutter von zwei Töchtern, kann Paare verstehen, die als letzten Ausweg eine Leihmutter engagieren. „Auch mein Wunsch, Kinder zu bekommen, war sehr groß. Ich weiß nicht, ob es mein Weg gewesen wäre, aber Mutter oder Vater werden zu wollen, kann eine sehr archaische Sehnsucht sein“, sagt die Schauspielerin.

Die Leihmutter im Film sollte von einer Ukrainerin gespielt werden

Die ukrainische Leihmutter im Film wird von einer ukrainischen Schauspielerin verkörpert. „Der Casting-Prozess für die ukrainische Leihmutter Oksana dauerte ein bisschen länger, denn von Anfang an stand für uns fest, dass die Rolle auf jeden Fall von einer Ukrainerin gespielt werden sollte. Siegfried Wagner nahm bundesweit Kontakt zu Agenturen, Theatern, Schauspielschulen und Theaterakademien auf, um ukrainische Schauspielerinnen zu finden“, erinnert sich Produzentin Anna Oeller. Nach E-Castings und Live-Castings entschied die Produktion sich für Alina Danko: „Für sie war es ihre erste große Rolle in Deutschland. Während des Krieges 2022 war sie nach Salzburg gekommen und konnte dort am Mozarteum ihre Schauspielausbildung abschließen“, erzählt Oeller.

Und Alina Danko? Die schwärmt von den „sehr angenehmen“ Dreharbeiten und den „unglaublich netten, freundlichen und hilfsbereiten Kollegen“ bei diesem für sie persönlich sehr realitätsnahen Projekt. „Die Szene, die mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist die, als Oksana die Nachricht über Butscha [Kiewer Vorort, in dem nach dem Rückzug russischer Truppen Hunderte Leichen entdeckt wurden, Red.] sah und ihr Mann nicht ans Telefon ging, und alles in ihr kalt wurde. Dies ist für mich der wortreichste Moment. Derjenige, der keiner Übersetzung oder Erklärung bedarf“, so Danko.

(ili/spot)

Bild: „Mein Kind“: Durch den Krieg in der Ukraine müssen Niclas (Maximilian Brückner) und Judith (Lisa Maria Potthoff) ihr Kind persönlich in Kiew abholen, nachdem Leihmutter Oksana (Alina Danko, M.) es dort zur Welt gebracht hat. Doch kann Oksana das Baby loslassen? / Quelle: ZDF / Alexander Fischerkoesen

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