Kassel, 07.10.2024 (lifePR) – Der Langwarder Groden auf der Nordsee-Halbinsel Butjadingen hat sich in einer achtwöchigen Online-Abstimmung, die am 3. Oktober endete, gegen acht weitere Naturschönheiten in Deutschland durchgesetzt.
In einem Herzschlagfinale hat der Langwarder Groden in Niedersachsen mit 10.530 Stimmen (31,9 Prozent) die diesjährige Wahl zum „Naturwunder des Jahres“ knapp für sich entschieden. Auf dem zweiten Platz folgt der Rochlitzer Berg in Sachsen mit 10.254 Stimmen (31 Prozent). Die Vogelsberger Bergmähwiesen in Hessen bekamen 2.959 Stimmen (9 Prozent) und landen damit auf Platz 3.
Insgesamt stimmten 33.040 Naturbegeisterte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für einen der neun zur Wahl stehenden Kandidaten ab. Damit konnte die von der Heinz Sielmann Stiftung und dem Deutschen Wanderverband veranstaltete Publikumswahl einen neuen Teilnehmerrekord verzeichnen.
Wo erfolgreicher Naturschutz erlebbar wird
Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß, Präsident des Deutschen Wanderverbands, erklärt: „Das Niedersächsische Wattenmeer ist zweifellos einer der beeindruckendsten und wertvollsten Naturschauplätze Deutschlands. Am Langwarder Groden wird dieser Naturschatz auf einzigartige Weise erlebbar. Der dort begehbare Bohlenweg darf zurecht als Teil einer der schönsten Rundwanderwege unseres Landes gelten, der 2019 bereits als Qualitätswanderweg Wanderbares Deutschland durch den Deutschen Wanderverband zertifiziert worden ist. Wir danken dem Touristik Butjadingen e.V. für die erfolgreiche Bewerbung bei der Naturwunderwahl und gratulieren herzlich zum Sieg.“
„Der Langwarder Groden ist nicht nur für alle Natur- und Wanderbegeisterten ein echtes Highlight. Er ist auch ein leuchtendes Beispiel für erfolgreichen Naturschutz“, sagt Dr. Fritz Brickwedde, Vorsitzender des Stiftungsrats der Heinz Sielmann Stiftung: „Dank der 2014 erfolgten Renaturierung des Gebiets kann sich die Natur im Langwarder Groden durch den Einfluss der Gezeiten wieder natürlich entwickeln. Es ist ein Wunder für sich, zu erleben, wie sich die Tier- und Pflanzenwelt nach einer erfolgten Renaturierung langsam wieder erholt. Wir freuen uns sehr, mit dem Langwarder Groden in diesem Jahr ein Naturwunder auszeichnen zu können, das Naturerlebnis und Naturschutz auf vorbildhafte Weise verbindet.“
Ein Stück Weltnaturerbe Niedersächsisches Wattenmeer
Der Langwarder Groden liegt an der Nordseeküste auf der Halbinsel Butjadingen an der Wesermündung im Nationalpark des UNESCO-Weltnaturerbes Niedersächsisches Wattenmeer. Die im Groden gelegenen Salzwiesen vor dem nördlichen Hauptdeich wurden ab 1930 auf rund vier Kilometer Länge durch einen Sommerdeich vom Gezeiteneinfluss abgetrennt, um die Fläche für die Landwirtschaft besser nutzbar zu machen. Ohne die steten Überflutungen durch Ebbe und Flut ging allerdings auch die natürliche Entwicklung des Watts und der Salzwiesen verloren.
Als Ausgleichsmaßnahme für den Bau des Jade-Weser-Ports wurde im Sommer 2014 im Langwarder Groden ein umfassendes Renaturierungsprojekt gestartet. Der Sommerdeich wurde auf einer Länge von 900 Metern geöffnet und 140 Hektar wieder den Tiden ausgesetzt. Zusätzlich wurden weitere aufwendige Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt, um die Entstehung von neuen Salzwiesen und der dazu gehörigen Flora und Fauna zu ermöglichen. Von Robben über zahlreiche typische Küstenvögel bis hin zu Krebsen, Muscheln und dem berühmten Wattwurm findet eine enorme Vielfalt an Tieren eine Heimat im Langwarder Groden und ist dort auch gut zu beobachten. Im Frühjahr und Herbst ist der Groden zudem ein bedeutendes Rastgebiet für viele Zugvögel.
Der natürliche Heilungsprozess der Landschaft wird wahrscheinlich noch Jahrzehnte dauern. Ein vier Kilometer langer Rundwanderweg sowie ein zwei Kilometer langer, barrierearmer Naturlehrpfad ermöglichen es, diese Entwicklung hautnah mitzuverfolgen. Auf dem 400 Meter langen Bohlensteg gelangt man nicht nur trockenen Fußes über zeitweise überflutete Flächen, sondern die Besucher werden auch zum Schutz des wertvollen Wattbodens auf diesem Weg gelenkt. Beobachtungsstände, Stege und eine Brücke, die auf den Vordeich führt, bieten spektakuläre Ausblicke auf die Landschaft des Wattenmeers. Der ganzjährig frei zugängliche Wanderweg wurde 2019 im Rahmen der Qualitätsinitiative „Wanderbares Deutschland“ als Qualitätsweg vom Deutschen Wanderverband zertifiziert und bietet überall die Möglichkeit des Wattbadens, die gesunde salzhaltige Luft durch den Körper strömen zu lassen.
HINTERGRÜNDE
Die Naturwunderwahl
Die Naturwunderwahl ist eine Initiative der Heinz Sielmann Stiftung und des Deutschen Wanderverbands, bei der Menschen aufgerufen sind, ihre Lieblings-Naturwunder aus Deutschland zu wählen. Die Initiative soll das Umweltbewusstsein und den Schutz der Natur stärken.
Vorab können Vorschläge eingereicht werden. Unter allen Bewerbungen wählt eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Heinz Sielmann Stiftung und des Deutschen Wanderverbands neun Naturwunder aus, die anschließend in den offiziellen Wettbewerb gehen. In einer achtwöchigen Online-Abstimmung auf der Webseite der Heinz Sielmann Stiftung entscheidet am Ende das Publikum, welche Naturschönheit als „Naturwunder des Jahres“ ausgezeichnet wird.
Die „Naturwunder“ – oft das Ergebnis von geologischen, atmosphärischen, biologischen oder ökologischen Prozessen – beziehen sich auf außergewöhnliche und beeindruckende Naturphänomene oder eine natürliche Erscheinung, die aufgrund ihrer Schönheit, Einzigartigkeit oder ihrer Seltenheit Bewunderung und Staunen hervorruft. Sie sind meist auch wichtige Rückzugsorte oder Lebensräume für seltene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten.
Mehr erfahren unter:www.sielmann-stiftung.de/naturwunder
Heinz Sielmann Stiftung
Die Natur ist beeindruckend, magisch und wunderschön zugleich. Ihre Vielfalt zu bewahren und zu fördern, bildet die Grundlage der Arbeit der Heinz Sielmann Stiftung. 1994 von dem Tierfilmpionier Heinz Sielmann und seiner Frau Inge Sielmann gegründet, widmet sich die Stiftung seit mittlerweile 30 Jahren dem Naturschutz und setzt sich durch den Erwerb großer unzerschnittener Landschaften aktiv für den Erhalt seltener Lebensräume ein.
Mehr erfahren: www.sielmann-stiftung.de