Was haben die Männermagazine „Playboy“ und „Penthouse“ sowie die Striptease-Gruppe „Chippendales“ gemein? Die offensichtliche Antwort auf diese Frage lautet – nackte Haut und das Erfolgsrezept „Sex sells“. Das Selbstbild hierbei: Männer wie Hugh Hefner (1926-2017) haben der US-Prüderie erfolgreich den Kampf angesagt, den Ritterschlag als „sexuelle Befreier“ verdient in Empfang genommen. Doch ein Blick hinter die (vornehmlich von ihnen selbst) so schillernd angestrichene Fassade ihres jeweiligen Imperiums lohnt sich.
Denn noch etwas eint die drei weltberühmten Nackedei-Marken: Nach den vielbedachten Dokumentationen „Secrets of Playboy“ und „Secrets of Chippendales“ widmet sich nun „Secrets of Penthouse“ dem gleichnamigen, 1965 von Bob Guccione (1930-2010) gegründeten Erotikmagazin. Die vierteilige Doku-Serie, die ihre Deutschland-Premiere ab dem 10. Januar auf Crime + Investigation (verfügbar unter anderem über Sky, Telekom und Vodafone) feiert, kommt wie seine beiden Vorgänger zu einer erschütternden Wahrheit: Es mag stimmen, „Sex sells“. Nicht selten kostete es die zur Schau gestellten Personen jedoch alles.
Wer hochfliegt, kann umso tiefer fallen
Jede der vier Episoden widmet sich einer anderen Facette der Entstehungsgeschichte der bis heute erscheinenden Zeitschrift. Teil eins („Der Visionär“) handelt vom rasanten Aufstieg Gucciones, der „Penthouse“ etwas über zehn Jahre nach Hefners „Playboy“ gründete und sich in den 80er Jahren als dessen schärfster Konkurrent auf dem US-Markt etablierte. Diesen Höhepunkt des Erfolgs zeichnet Episode zwei („Der Pornograf“) nach, ehe mit „Der Wahnsinnige“ und „Der Patriarch“ der krachende Untergang Gucciones seinen Lauf nimmt.
Das bereits in den anderen Dokus porträtierte Triptychon aus „Sex, Macht und Ausbeutung“ ist auch in „Secrets of Penthouse“ allgegenwärtig. Zu Wort kommen darin unter anderem zwei Kinder des Gründers sowie zahlreiche „Penthouse Pets“ – das im Sprachgebrauch nicht so gängige Äquivalent zu den „Playboy Bunnys“. Gemeinsam geben sie intime Einblicke in ihr Leben im Dunstkreis des Machtmenschen Guccione, der für den Erfolg sogar willens war, Familienmitglieder über die Klinge springen zu lassen. Oder, wie es Sohn Nick in der Doku formuliert: „Ich hatte keinen Vater.“
Was „Secrets of Penthouse“ eindrucksvoll darlegt: Auch bei Guccione gingen magische Anziehungskraft und himmelschreiende Hybris Hand in Hand, bedingten sich gegenseitig. Ein 42-Zimmer-Palast im Herzen von New York City. Darin: Originale von Picasso an der Wand, ein goldener Flügel im Eck und, wohin der Blick auch fällt, leicht- bis unbekleidete Models.
Der „Imperator ohne Grenzen“
Mittendrin suhlte sich Guccione als „Imperator in seinem eigenen Reich, in dem er keine Verfehlungen begehen konnte.“ Auch nicht, wenn er seine „Pets“ untereinander um seine Gunst konkurrieren ließ, sie mit dubiosen Begründungen aufforderte, die Pille zu nehmen – oder ihnen Sodomie-Pornos zeigte. Eine der Fragen, die „Secrets of Penthouse“ mit seinen schockierenden Enthüllungen aufwirft: Verändert Geld nicht etwa den Charakter, sondern fördert ihn lediglich zutage?
Als Sinnbild für Gucciones Größenwahn gilt bis heute der von ihm produzierte Film „Caligula“ von 1979 mit „Uhrwerk Orange“-Star Malcolm McDowell (80) in der Titel- sowie Peter O’Toole (1932-2013) und Helen Mirren (78) in Nebenrollen. Die damals rund 35-jährige Mirren fasste den „teuersten Pornofilm, der je produziert wurde“, mit einem verschmitzten Lächeln als Mischung aus „Kunst und Genitalien“ zusammen. So harmlos stellte sich der Dreh laut einer Beteiligten jedoch nicht heraus: Weil es dem Streifen für Gucciones Geschmack an expliziter Erotik mangelte, griff er demnach selbst zur Kamera – und prostituierte hierfür kurzerhand einige seiner „Pets“.
Die ganze unfassbare Geschichte über den Aufstieg und Fall von „Penthouse“-Gründer Bob Guccione gibt es am 10. und 17. Januar jeweils ab 20:15 Uhr in Doppelfolgen auf Crime + Investigation zu sehen. Via Wow/Sky sowie den Channels von YouTube Primetime und Amazon Prime Video sind die vier Episoden auch per Stream verfügbar.
(stk/spot)
Bild: „Penthouse“-Gründer Bob Guccione mit seinem Sohn Nick. / Quelle: Crime + Investigation / A+E Networks