Das erste Startup im Staffelfinale von „Die Höhle der Löwen“ (20:15 Uhr, VOX und RTL+) richtet sich am Montagabend an die Kleinsten. Meltem Aktürk hat ihren Job als Investmentbankerin an den Nagel gehängt und „Sproutling“ gegründet, eine Matratze, mit der sie den Babyschlaf revolutionieren will. „Es ist erschreckend, dass immer wieder Babys im Schlaf sterben“, erklärt die Gründerin den Löwen. Herkömmliche Matratzen bestehen aus einem Schaumstoffkern und sind nicht luftdurchlässig.
Die „Sproutling“-Matratze ist atmungsaktiv und luftdurchlässig und bietet so Sicherheit, auch wenn sich Kinder auf den Bauch drehen. Die Matratze besteht aus Polymerfäden, die zusammengedrückt Hohlräume bilden. „Sproutling“ gibt es in zwei Größen, 253 Euro soll die kleine kosten. Ein Jahr lang hat Meltem gemeinsam mit Hebammen geforscht und entwickelt. Um ihre Marke auszubauen, braucht die Gründerin 100.000 Euro und bietet 12,5 Prozent. In den vergangenen Monaten hat sie 23 Matratzen verkauft, 9.600 Euro Umsatz gemacht.
Die Löwen dürfen anfassen. Alle finden, dass es sich gut anfühlt, doch Carsten Maschmeyer (64) wirft sofort das Handtuch. „Der Pitch war der Hammer.“ Investieren will er nicht, aber er lockt mit einem anderen Angebot. „Wenn es irgendwie nicht klappt, hast du einen Job bei mir.“ Dagmar Wöhrl (69) findet die Matratze faszinierend, aber: „Das ist nicht mein Bereich.“ Janna Ensthaler (39) stimmt ihr zu. „Ich habe das Gefühl, ich kann dir nicht genug helfen, deshalb bin ich raus.“
Auf Nachfrage erfahren die Löwen, dass das atmungsaktive Material bereits in anderen Matratzen verwendet wird – für Nils Glagau (47) ein No-Go. „Wenn ein Großer kommt, könnte der das nachmachen, deshalb bin ich leider raus.“ Bleibt noch Kaufhauskönig Ralf Dümmel (56), dem die Unternehmensbewertung gar nicht gefällt. War’s das für die „Sproutling“-Matratze? Nein. Plötzlich dreht Dümmel den Spieß um: „Wo ist deine Schmerzgrenze?“, will er von der Gründerin wissen.
Meltem muss telefonieren und bietet Dümmel schließlich 30 Prozent an. Doch Dümmel hat sich vorher seine eigene Schmerzgrenze notiert, er will 25 Prozent – und bleibt dabei. 100.000 Euro für 25 Prozent der Firmenanteile. Der ungewöhnliche Deal ist eingetütet.
Maschmeyer über Gründerduo: „Sie wollten nur die Werbung“
Annika Krause und Thorben Stieler wollten dem Alltagswahnsinn entfliehen. „Wir haben viel gearbeitet, waren kaum draußen, haben ein bisschen den Bezug zur Natur verloren.“ Dann beschäftigten sie sich mit Wildkräutern. Das junge Paar stellte Tinkturen für den Eigenbedarf her, experimentierte in der Küche. 2018 kündigten sie ihre Jobs und gründeten „Kruut“. Thorbens Vater ist Gärtnermeister und über ihn stießen sie auf das Kräuterelixier Oxymel, das aus drei Zutaten besteht: rohem Blütenhonig, naturtrübem Apfelessig und grünen Wildkräutern.
„Kruut“ ist bereits erfolgreich, derzeit gibt es die Sorten Ruhe, Kraft und Wohlbefinden. Im vergangenen Jahr setzten die beiden 1,5 Millionen Euro um. Um groß durchzustarten, brauchen die Gründer 400.000 Euro und geben dafür zehn Prozent ab. Die Löwen dürfen probieren, ein Esslöffel wird in Wasser aufgelöst. Den Löwen schmeckt’s. Ensthaler steigt als erste aus. „Ich bin begeistert von den Produkten, aber der Deal ist mir nicht attraktiv genug, deshalb bin ich raus.“ Glagau tuschelt mit Dümmel, Dümmel tuschelt mit Wöhrl. Maschmeyer nicht. „Ich glaube diese Zahlen nicht, ich akzeptiere die Bewertung nicht, daher bin ich raus.“
Während Dümmel sich Glagau schnappt, schlägt Wöhrl zu. „Ich glaube an euch, an das Produkt, an die Idee dahinter. Ich biete euch 400.000 für 20 Prozent.“ Glagau zieht mit. „Ihr seid spitze, ich finde die Marke stylisch. Ich habe lange darauf gewartet, mit Ralf einen Deal zu machen.“ Jetzt ist es soweit. Glagau und Dümmel bieten zusammen 400.000 für 24 Prozent.
Das Gründerpaar berät sich. Währenddessen raunt Dümmel Glagau zu, dass er es auch für 20 Prozent machen würde. Klar ist, dass der Kaufhauskönig „Kruut“ unbedingt ins Regal stellen will. Annika und Thorben kehren zurück. Sie wollen hart bleiben und bei ihren 10 Prozent nicht nachgeben. Dümmel sagt: „Scheiße. Wir wären ja verhandlungsbereit gewesen, aber ohne Angebot zurückkommen, das geht nicht. Also leider nein.“ Glagau folgt.
Wöhrl kämpft noch. „Ich finde es wirklich schade, denn irgendwann kommt der Punkt, an dem man Erfahrung braucht. Die Erfahrung hätte ich euch gerne gegeben, aber unter 15 Prozent kann ich das nicht machen. Das Gründerpaar berät sich noch einmal und kommt mit einer Absage zurück. „Für unser Bauchgefühl können wir nicht mehr als 10 Prozent geben. Deshalb müssen wir leider absagen.“ Kein Deal für „Kruut“. Die Löwen bleiben ratlos zurück. Maschmeyer hakt nach. „Wenn man nicht verhandelt, will man Werbung. Es gibt zwei Möglichkeiten: Sie bereuen es oder sie wollten nur die Werbung.“
Glagau und Dümmel jagen das Zebra
Ramtin Randjbar-Moshtaghin kommt aus Hannover, ist Orientexperte, spricht vier Sprachen und hat für die Löwen etwas „Erfrischendes“ mitgebracht: „Zebra Ice“. Das Eis besteht nur aus Fruchtpüree oder -saft, ist daher laktose- und glutenfrei, vegan und muss nicht gekühlt werden. Es kann ohne Kühlung transportiert und gelagert werden. Der Eisliebhaber muss es für 12 Stunden in den Kühlschrank stellen, um es zu Hause kalt genießen zu können. Derzeit gibt es zwei Sorten: Mango-Maracuja und Guave-Erdbeere. Um die Internationalisierung voranzutreiben, braucht der Gründer 100.000 Euro und bietet zehn Prozent der Firmenanteile.
Die Löwen dürfen probieren und schlecken begeistert. Das Eis schmeckt. Der Preis auch: 99 Cent kostet das „Zebra-Eis“. Doch dann entdeckt Maschmeyer einen Pferdefuß: „Die Verpackung ist aus reinem Plastik.“ Für Ensthaler ein No-Go: „Solides Produkt, aber die Verpackung sollte man anfassen, Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiges Thema, deshalb bin ich raus.“ Als sich herausstellt, dass der Gründer bereits andere Produkte auf dem Markt hat, steigt Judith Williams (51) aus. „Ich kann die Marke noch nicht greifen, daher bin ich raus.“ Auch Maschmeyer. „Mir fehlt der Fokus, deshalb bin ich raus.“
Glagau will investieren. „Ich finde das Eis lecker, biete 100.000 für 20 Prozent. Dümmel will unbedingt investieren. „Ich brenne. Ich finde das Eis lecker, habe beide aufgegessen. Ich will es unbedingt.“ Auch er bietet 100.000 für 20 Prozent. Der Gründer will anrufen, Dümmel zittert. Welcher Löwe bekommt das Zebra? Dümmel erhält den Zuschlag.
Bei „Hiddencontact“ treten alle Löwen auf die Bremse
Marius Wald und Jari Klose haben mit „Hiddencontact“ einen QR-Kontaktpunkt entwickelt, den sich Autofahrer hinter die Windschutzscheibe kleben können. Nach einer Registrierung verbirgt sich hinter dem QR-Code eine Eingabemaske für Nachrichten. Hilft, wenn das eigene Auto in einen Unfall verwickelt wurde und der Fahrer selbst nicht anwesend war. Der Nutzer von „Hiddencontact“ erhält die Nachricht dann über einen Messenger.
Die beiden Gründer wollen sich als Dienstleister etablieren und den Nutzerkreis erweitern. Sie brauchen 100.000 Euro und bieten 20 Prozent ihrer Firmenanteile an. Seit 16 Monaten arbeiten sie an der Idee, der Launch war erst vor wenigen Wochen. „Hiddencontact“ soll zwischen 5,99 und 8,99 Euro kosten.
Glagau tritt zuerst auf die Bremse: „Clevere und einfache Lösung, aber ihr löst das Problem der Verbreitung nicht, ist für mich noch nicht so ausgereift, deshalb bin ich raus.“ Wöhrl folgt. „Das reicht nicht mal für eine Million, das ist fast nicht machbar, also für mich kein Investment, ich bin raus.“ Tillman Schulz sieht es ähnlich. „Dafür müsste man einen unglaublichen Bekanntheitsgrad haben, das kostet, da reicht nicht mal eine Million, deswegen bin ich raus.“ Auch Dümmel steigt aus. Bleibt Maschmeyer. „Das funktioniert nur, wenn ihr es ganz groß macht. Bisher habt ihr nichts. Nur Nebel in der Windschutzscheibe, daher bin ich raus.“ Kein Deal für „Hiddencontact“.
Gründer nehmen zwei Löwen mit in den „Bildungsurlaub“
„27 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland haben Anspruch auf fünf zusätzliche Urlaubstage. Und keiner weiß es“, beginnen die Gründer Lara Körber und Anian Schmitt ihren Pitch. In Deutschland gibt es das Recht auf Bildungsurlaub. Der Anspruch umfasst fünf bis zehn Tage für Weiterbildungen, die als Bildungsurlaub zertifiziert sind. Mit „Bildungsurlauber.de“ haben die Gründer eine Plattform geschaffen, die verschiedene Kurse anbietet, derzeit 14.000.
Über die Website können die Nutzer die Antragsformulare herunterladen und ausgefüllt bei ihrem Arbeitgeber einreichen. Um noch mehr Möglichkeiten bieten zu können, braucht das Duo 150.000 Euro und bietet zehn Prozent. Derzeit setzen die beiden 8.000 Euro im Monat um. Provisionen bekommen sie von den Kursanbietern. Sofort ein Thema für Maschmeyer: „Bei euren Minisätzen ist eure Unternehmensbewertung mutig.“ Trotzdem tuschelt er mit Ensthaler. Dümmel steigt aus. „Das ist für mich kein Geschäftsmodell, ich bin raus.“
Glagau will einsteigen. „Ich verstehe eure Vision, ich glaube, wir wären ein guter Multiplikator.“ Er will 20 Prozent für die 150.000. Wöhrl zieht nach. „Das richtige Thema zur richtigen Zeit, ich wäre gerne dabei, ich biete euch 150.000 und will 15 Prozent.“ Maschmeyer und Ensthaler bieten mit. „Viele Firmenchefs werden uns dafür hassen“, beginnt Maschmeyer. „Aber die beschissenen Firmen werden uns hassen, die guten werden uns lieben, wir würden für einen Presserummel sorgen, aber wir wollen 20 Prozent.“
Die Gründer beraten sich. Sie würden den Deal mit dem Löwen-Duo gerne machen, wollen aber nur 15 Prozent abgeben. Maschmeyer geht auf 18 Prozent, der Deal steht für „Bildungsurlauber.de“.
Das war’s. Der letzte Deal der Staffel. Jetzt gehen die Löwen erst einmal in den Bildungsurlaub…
(sj/spot)
Bild: Carsten Maschmeyer und Janna Ensthaler in der „Höhle der Löwen“. / Quelle: RTL / Bernd-Michael Maurer