Premiere in der fünften Folge der 13. Staffel von „Die Höhle der Löwen“: Zum ersten Mal bekommt eine Gründerin einen Deal, der mit einem Umzug in eine andere Stadt verbunden ist. Zwei Gründer präsentieren ein Produkt, das niemandem schmeckt, für das sich aber gleich zwei Löwen interessieren und dann gibt es auch noch Beziehungstipps.
Die Konsumpsychologin und Innenarchitektin Chanté Nöhlen hat die Marktplatz-App „Interio Circle“ für gebrauchte Einrichtungsgegenstände entwickelt. Mit der kostenlosen App will sie mehr Menschen dazu animieren, die Welt ein bisschen fairer zu machen. Mit Hilfe von Bildern oder auch Videos können Inserate aufgegeben werden. Die Nutzer können auf der Marktplatz-Plattform suchen oder einfach nur stöbern, sofort kaufen oder handeln. Um die Plattform voranzutreiben, braucht Nöhlen 200.000 Euro und bietet 20 Prozent.
„Der Wunsch nach einem schönen Zuhause steigt immens, der Markt boomt, ich treffe genau den Nerv der Zeit“, stellt sich die Gründerin den Löwen vor. Kaufhauskönig Ralf Dümmel (56) will mehr Zahlen. Er bekommt sie: 98 Prozent des Erlöses gehen an die Verkäufer, zwei Prozent sollen für soziale Zwecke ausgegeben werden. Geld verdienen wollen die Gründer mit Werbung. Derzeit liegt der Umsatz bei 50 Euro.
„Der Mut, hier mit 50 Euro Umsatz aufzulaufen, ist schon der Hammer“
Carsten Maschmeyer (63) ist beeindruckt: „Den Mut zu haben, mit 50 Euro Umsatz hier aufzutauchen, ist schon der Hammer.“ Die Gründerin ist sich sicher: „Wir sind noch eine kleine Plattform, das skaliert nach oben.“ Maschmeyer schnappt sich Dagmar Wöhrl (68) und flüstert. Tillman Schulz (33) steigt derweil aus. „Du bist eine Wahnsinnsgründerin, aber für mich passt der Umsatz nicht.“ Dümmel folgt. „Ich bin dafür nicht der richtige Partner. Starker Auftritt, aber ich bin raus.“ Auch Nils Glagau (47) will nicht investieren, weil er das Produkt nicht wirklich vorantreiben könne.
Maschmeyer zögert, schwankt, zaudert. „Du hast eine Einschätzung, die habe ich noch nie gehört. Das musst du dir alles mit der Lupe anschauen. Das ist alles atomar klein.“ Wöhrl geht es ähnlich. „Es spricht so viel für dich. Aber es gibt auch andere Punkte, die man berücksichtigen muss. Du hast mit fast nichts eine sehr hohe Bewertung aufgerufen.“ Absagen wollen die beiden Unternehmer aber irgendwie auch nicht. Die Gründerin kämpft. Für einen Deal würde sie sogar umziehen. Dieser Kampfgeist bewegt Maschmeyer. Wieder tuschelt er mit Wöhrl. „Wären Sie bereit, nach Berlin oder München zu ziehen?“, will er wissen. Die Gründerin wohnt in Mönchengladbach, wäre bereit, auch wenn sie erst noch ihren Mann fragen müsste.
Am Ende gibt sich Maschmeyer einen Ruck, Wöhrl formuliert das Angebot der beiden. „Das ist nicht einfach, da braucht man viel Unterstützung. Mit 20 Prozent geht das nicht. Wir bräuchten hier 40 Prozent.“ Plus Umzug nach München oder Berlin. Die Gründerin telefoniert mit ihrem Mann. Nach langem, intensivem Ringen und drei Beratungsrunden sind sich Gründer und Investoren einig. Die Höhle der Löwen erlebt eine Premiere: Der erste Deal mit Umzug.
„Fruping“ schmeckt keinem Löwen, aber gleich zwei wollen zuschnappen
Löwenkäfig auf für Florian Hornig und Marcel Büttner. Die beiden besten Freunde haben „Fruping“ entwickelt, gewürzte Toppings für Früchte. Auf einer Reise durch Mexiko lernten die Studenten die Gewürze für Früchte kennen. Ihre WG wurde zur Versuchsküche und es entstanden „Fruping“-Frucht-Gewürzmischungen in den Geschmacksrichtungen Sweet Hibiskus, Dark Coconut, Lemon Chili. Sie kosten pro Dose 4,90 Euro, im 3er-Set knapp 15. Die Gründer wollen 70.000 Euro für 20 Prozent der Anteile.
Die Löwen dürfen alle drei Sorten probieren. Es hagelt Kritik. Bei der Banane schmecken die Löwen zunächst nur „Banane“ und kein Hibiskus-Gewürz. Nelke mag Maschmeyer gar nicht. Die Zimtnote „wirkt auf der Zunge fast betäubend“, findet Schulz. Bei „Fresh Chili“ hat Maschmeyer ein „Störgefühl“. Dümmel schmeckt nicht wirklich viel Chili heraus. Wöhrl hat sowieso immer eine Chili-Mühle in der Handtasche.
Die Gründer sind überrascht. „Wir staunen gerade, so ein Feedback haben wir noch nie bekommen.“ Bislang sind immerhin schon 2000 Stück verkauft. Kein überzeugendes Argument für Maschmeyer, der Unternehmer steigt gleich wieder aus, weil es ihm „gar nicht schmeckt“. Wöhrl zieht nach. „Ich glaube, die Zielgruppe ist nicht so groß. Wer Gewürze haben will, kann sie sich aus dem Gewürzschrank holen.“ Auch Glagau beißt nicht an. „Geschmacklich haben mich die Produkte nicht überzeugt, also bin ich raus.“
Jetzt schlägt die Stunde der beiden Handelsexperten. Schulz glaubt an „Fruping“, bietet 70.000 Euro, will aber 30 Prozent. Dann steigt Dümmel in den Ring: „Ich finde eure Geschichte toll, das Thema spannend und würde gerne mit euch auf die Reise gehen.“ Auch er bietet 70.000 Euro für 30 Prozent.
Im Kampf „alter Regal-Löwe gegen jungen Regal-Löwen“ entscheiden sich die Gründer schließlich für Dümmel.
Der „Homb“-Rucksack ist für Maschmeyer zu viel „Gebimmel und Gebammel“
Die Gründerinnen von Homb („hop on my back“), Nina Sommer und Stefanie Fischer, suchten nach einer Lösung für das Tragen von Kindern im Alltag. Sie entwickelten „Homb“, einen innovativen Rucksack mit integrierter Kindertragefunktion. „Homb“ bietet Platz für alles, was man unterwegs braucht, besteht aus recyceltem Polyester und ist für Kinder ab zwei Jahren und bis 25 Kilogramm geeignet. Die Gründerinnen benötigen 150.000 Euro und bieten 20 Prozent. 149 Euro soll der Rucksack „Homb“ kosten. „Das ist ja teurer als ein Kinderwagen“, entfährt es Judith Williams (51).
Maschmeyer ist nicht überzeugt. „Das bringt doch nur was, wenn man noch eine gewisse Strecke vor sich hat, sonst macht man das ganze Gebimmel und Geklingel nicht.“ Er steigt aus. Glagau auch. „Ich glaube, ihr habt eine kleine Nische, ich glaube nicht an die große Skalierung.“ Dümmel findet die Bewertung des Unternehmens sehr hoch. „Das ist eine süße Geschichte, aber die Zielgruppe ist klein, der Preis ist hoch, ich bin raus.“ Wöhrl schrecken die vielen Gurte ab. „Das ist sehr erklärungsbedürftig. Außerdem hätte ich Angst, dass sich mein Kind daran gewöhnt. Kinder sollen laufen, also bin ich raus.“ Bleibt Williams, die aber auch nicht anbeißt. „Das Produkt hat nicht die Marktmacht, um sich durchzusetzen, daher bin ich auch raus.“
Kein Deal für die enttäuschten Gründerinnen von „Hombs“.
Glagau freut sich auf das Lösen von Beziehungsproblemen
Jaane Henning, Johanna Lubig und Tom Haubner haben eine Beziehungs-App für Paare entwickelt. Die Idee kam den beiden Paartherapeutinnen während der Corona-Krise: Viele Paare mussten gezwungenermaßen viel Zeit miteinander verbringen – was oft zu Beziehungsproblemen führte. Mit Hilfe der Beziehungs-App für Paare „recoupling“ soll das nun besser werden: Die App für Paare ermutigt diese, an ihrer Beziehung zu arbeiten. „Dank uns schafft ihr es mit nur sechs Minuten eurer Zeit am Tag, eure Beziehung auf das nächste Level zu bringen“, stellen sich die Gründer vor. Um mehr Menschen zu erreichen, brauchen die Gründer 150.000 Euro und bieten 10 Prozent.
Wöhrl findet das Thema spannend, kann sich aber nicht vorstellen, dass es im Alltag funktioniert und steigt aus. Maschmeyer ist begeistert. „Der größte Stressfaktor im Leben ist neben dem Job das Privatleben. Ich habe schon eine Beziehung kaputt gemacht.“ Er holt Janna Ensthaler (38) zu sich. Während die beiden noch tuscheln, schnappt Nils Glagau plötzlich zu. „Ich glaube, da ist ein großer Markt, ich finde euch super und möchte euch begleiten.“ Er bietet 150.000 Euro für 15 Prozent.
Maschmeyer und Ensthaler wollen gemeinsame Sache machen und bieten 150.000 Euro für 20 Prozent. Die Gründer diskutieren, zögern. Maschmeyer legt nach und erhöht auf 200.000 Euro für 20 Prozent. Die Gründer beraten noch einmal, aber 20 Prozent abzugeben, ist ihnen zu viel. Überraschend bekommt Glagau den Zuschlag. Und Maschmeyer, der fest mit dem Deal gerechnet hatte, sieht ziemlich bedröppelt aus.
„eco-softfibre“ scheitert an seiner hohen Bewertung
Gründer von „eco-softfibre“ und Entwickler des nachhaltigen Schaumstoffs als Alternative zu Polyurethan-Schaumstoffen sind Christian und Bernd Wacker, Vater und Sohn aus Görlitz. Das Team von eco-softfibre hat sich bei der Herstellung des nachhaltigen Bio-Schaumstoffs auf die Verarbeitung von Lederfalzspänen spezialisiert, einem Nebenprodukt der Lederindustrie, das bisher entsorgt wurde. Das Material hat ähnliche physikalische Eigenschaften wie herkömmlicher Polyurethanschaum und ist biologisch abbaubar. Die Gründer brauchen Unterstützung bei Marketing und Vertrieb. Für 500.000 Euro bieten sie zehn Prozent der Firmenanteile.
„Wir haben ein neuartiges, umweltfreundliches Material entwickelt, das können nur wir“, stellen sich Vater und Sohn vor. „Einen ökologischen Weichschaum, der aus Lederfalzspänen hergestellt wird.“ Und bereits zum Patent angemeldet ist. Ein Quadratmeter kostet 200 Euro, ein Quadratmeter PU 20 Euro. Die Löwen dürfen den Stoff anfassen. „Flauschig, fast wie Marshmallow“, findet Williams. Maschmeyer findet das lobenswert, hinterfragt aber die Bewertung und erfährt, dass die Gründer staatliche Zuschüsse bekommen. Glagau legt los: „Toller Auftritt, tolle Alternative, nachteilig finde ich eure Bewertung, gefällt mir alles nicht so, deshalb bin ich raus“. Auch für Kaufhauskönig Dümmel kein geeignetes Investment.
Bei Maschmeyer überwiegen am Ende die Zweifel. „Ihr seid nicht gut genug aufgestellt, ich traue euch das als Team nicht zu, deshalb bin ich raus.“ Auch Schulz steigt nicht ein. „Ich finde Vater-Sohn-Geschichten toll, aber ich bin Investor, ich brauche ein fertiges Produkt.“ Mit der Absage von Williams ist auch die letzte Hoffnung geplatzt. „Es ist extrem schade, dass ihr nicht das richtige Team für die Erfindung zusammen habt, also bin ich raus.“ Kein Deal für „eco-softfibre“.
(sj/spot)
Bild: Chanté Nöhlen präsentiert mit „Interior Circle“ den ersten Online-Marktplatz für Second Hand-Interior. / Quelle: RTL / Bernd-Michael Maurer