Designer Steffen Schraut hält nichts von Mode-Diktaten. „Die einzige Frage, die sich eine Frau stellen sollte, ist: Fühle ich mich wohl in diesem Outfit?“, stellt er klar. Auch bei seiner neuen „Luxury with Love“-Kollektion für Frühjahr/Sommer 2023 bei QVC steht vor allem der „Wohlfühlcharakter“ im Vordergrund.
Das spiegelt sich auch im Lookbook zur Kollektion wider, für das Starfotograf Rankin (57) vier sehr unterschiedliche Models gemeinsam mit Schraut in Szene gesetzt hat. „Wir setzen bewusst auf Schnitte für alle Konfektionsgrößen und Körperfiguren, für alle Situationen und Styles. Mit den Shooting-Bildern möchten wir einmal mehr zeigen, dass meine Mode für jede Frau da ist“, erklärt der Designer, der seine Modelinie im zweiten Jahr exklusiv bei QVC verkauft.
Ihre neue Kollektion trägt das Motto „Move it like you mean it“. Was hat es damit auf sich?
Steffen Schraut: Es geht darum, dass sich Frauen in diesen Outfits wohlfühlen und authentisch sein können. Nur wenn dieses Selbstverständnis gegeben ist, haben wir Lust, in Bewegung zu sein. Dann kommen wir in den Flow und bringen unsere Persönlichkeit zum Ausdruck. Alle Teile, die ich designe, sollen sich mitbewegen. Frühling und Sommer stehen für Energie und Dynamik. Das soll meine Kollektion verkörpern und ermöglichen.
Was sind die Herzstücke der Kollektion?
Schraut: Herzstück der Kollektion sind luftige Kleider, Blusen und Hosen mit modernen Prints und strahlenden Farben, die sich in Kombination mit Blazer oder Sneakers zu Business- oder Alltagsoutfits stylen lassen. Frische Farbakzente und tropische Drucke sollen Vorfreude auf die wärmeren Temperaturen entfachen. Echte Hingucker sind die grünen Highlight-Pieces und die neuen Accessoires. Im Vordergrund steht aber der Wohlfühlcharakter meiner Kollektion.
In Ihrem Lookbook zur Kollektion zeigen vier sehr unterschiedliche Models, wie sich die einzelnen Teile immer wieder neu kombinieren lassen und gleichzeitig auch, dass Mode keine Grenzen kennt?
Schraut: Ja, genau das möchte ich mit der Kampagne zum Ausdruck bringen. Wir setzen bewusst auf Schnitte für alle Konfektionsgrößen und Körperfiguren, für alle Situationen und Styles. Mit den Shooting-Bildern möchten wir einmal mehr zeigen, dass meine Mode für jede Frau da ist. Die Grenzen sind oft nur in unseren Köpfen. Wir wollen nicht zu sehr auffallen oder tragen das, was wir kennen in den Kombinationen, die wir kennen. Warum nicht auch mal Farbe zeigen, Muster mutig mixen oder mit Accessoires spielen? Natürlich hat jede Frau ihre persönlichen Grenzen, aber die lernt sie nur kennen, wenn sie sie auch mal überschreitet. Die Mode selbst setzt keine Grenzen.
Inszeniert hat die Bilder Starfotograf Rankin. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Schraut: Der Vorschlag kam von QVC, aber ich war sofort begeistert, weil ich immer schon mal mit ihm arbeiten wollte. Ich mag seine Haltung, seine Projekte, seine Kreativität. Er ist sich sehr bewusst über die Macht der Bilder und übernimmt Verantwortung, indem er auf Vielfalt setzt und Botschaften transportiert. Zudem ist London einfach auch ein legendärer Fashion-Ort und eine Inspirationsquelle. Beim „Move like you mean it“-Shooting hat Rankin es geschafft, die individuelle Energie und Dynamik aus jedem Model herauszuholen. Viele kennen ihn von „Germany’s next Topmodel“, aber es lohnt sich, weitere Projekte von ihm anzusehen.
Wie sehr hinkt die Modebranche bei Themen wie Diversity und Body Positivity hinterher?
Schraut: Auf der einen Seite ist es gerade die Modebranche, die Themen wie Diversity und Body Positivity vorantreibt – zumindest, wenn wir von Designerinnen und Designern sprechen, die Zeichen setzen, wie Becca McCharen oder Brandon Maxwell. Die Modebranche hat die Macht, unser ästhetisches Empfinden und den Blick auf die Gesellschaft zu prägen. Allerdings sprechen wir bei der Modebranche auch über Strukturen, die über Jahrzehnte, zum Teil sogar Jahrhunderte gewachsen sind. Diese gilt es aufzubrechen. Hierfür braucht es mehr mutige Designerinnen und Designer und Models, die zeigen, dass unsere Welt divers und jeder Körper schön ist.
Während die Laufstege mit Transgender-Models und People of Color immer diverser werden, nimmt man es mit dem Abbilden der Realität bei den unterschiedlichen Körperformen nicht ganz so genau. Woran liegt das?
Schraut: Auch hier geht es oft um veraltete Strukturen und Prozesse. Auf den internationalen Laufstegen sind oft noch die Kleidergrößen 34/36 Standard. Es ist natürlich einfacher, für alle Models dieselbe Größe zur Verfügung zu stellen. Aber wir wissen alle, dass die wenigsten Frauen diese Größe tragen. Ich bin ich froh, dass es immer mehr Curvy Models gibt und Frauen, die auch öffentlich zu ihren Kurven stehen. Was die Mode angeht, sind die Laufstege immer ein Stück avantgardistischer und progressiver als die breite Masse. Aber wenn es um unterschiedliche Körperformen geht, sind es andere Menschen und Marken, die ein Zeichen setzen und die Modewelt revolutionieren. Das allgemeine Schönheitsideal ist im Wandel. Das sollte auch auf den Laufstegen sichtbar werden.
Welche Kleidungsstücke können kurvige Frauen besser tragen als schlanke und umgekehrt? Und welche Kleidungsstücke stehen jeder Frau ungeachtet der Konfektionsgröße?
Schraut: Grundsätzlich finde ich, dass es da keine Regeln gibt. Die einzige Frage, die sich eine Frau stellen sollte, ist: Fühle ich mich wohl in diesem Outfit? Luftige Kleider und Blusen gehen immer und sind super easy zu stylen und zu kombinieren. Bei Hosen ist die Skinny die optimale Passform. Sie passt zu jedem Körpertypen. Die Cargo ist definitiv sehr trendig, allerdings nur mit schmaler Passform schmeichelnd. Die High Waist ist stylisch, aber nicht vorteilhaft, ich bevorzuge dann eher eine weitere Form, die das Bein lässig umspielt und kaschiert.
Was raten Sie Frauen, die sich in Sachen Mode schwertun und ihren eigenen Stil noch nicht gefunden haben?
Schraut: Der erste Tipp ist, sich nicht von Fashion-Diktaten irritieren zu lassen. Nicht die Trägerin soll sich der Mode unterwerfen, sondern die Mode soll die Stärken der Trägerin hervorheben und sie zum Strahlen bringen. Deshalb einfach ausprobieren – Farben, Stoffe, Schnitte – und in sich hineinfühlen. Was sehe ich im Spiegel? Bin das ich oder fühle ich mich verkleidet? Die meisten haben Kleidungsstücke, die sie schon lange besitzen und gerne tragen. Das ist eine gute Orientierung für weitere Lieblingsstücke und den individuellen Stil. Denn wenn wir uns wohlfühlen mit unserem Outfit, verlieren wir alle Fragezeichen.
Welche Fashion-Trends sind denn in diesem Jahr besonders angesagt?
Schraut: 2023 wird das Jahr der Muster und Mixes: Streifen, Karos, Polka Dots, Animal Prints – alles darf getragen und am besten sogar kombiniert werden. Statement-Ketten begleiten uns im Frühjahr/Sommer definitiv weiterhin – neu inszeniert und in edlen Farben. Auch bei Schuhen, Taschen und generell bei Accessoires darf es etwas lauter sein, aber nie aufdringlich. Nach den Pandemie-Jahren möchte man im wahrsten Sinne des Wortes Statements setzen. Ich greife einige aktuelle Trends in meiner QVC-Kollektion auf. Sie dürfen gespannt sein.
Welche Farben liegen besonders im Trend?
Schraut: Schwarz feiert sein Comeback und wird mit poppigen Farbakzenten stylisch kombiniert. Dazu kommt die Trendfarbe Grün, am besten satt und leuchtend. Aber auch Pastelle werden im Frühjahr wieder sehr trendy sein – mit zartem Rosa, hellblauen Nuancen, frischem Mint und strahlendem Flieder. In meiner aktuellen „Luxury with Love“-Kollektion zeige ich, wie toll diese Farben nicht nur einzeln, sondern auch im Mix wirken.
Welchen Luxus im Kleiderschrank sollte sich jede Frau gönnen?
Schraut: Eine perfekte weiße Bluse. Sie ist zeitlos und wertet jedes Outfit auf. Mit einem leichten Cashmere-Cardigan können wir sommerliche Kleidungsstücke schon im Frühjahr oder bis in den Herbst hinein kombinieren. Auch mit einem gut geschnittenen Blazer oder trendigen Statement-Accessoires können Frauen sich selbst ein Gefühl von Luxus schenken.
Und was sind für Sie echte Fashion-No-Gos?
Schraut: Ich halte wie gesagt nicht viel von Fashion-Diktaten. Ich möchte niemandem verbieten, etwas zu tragen, worin er sich wohlfühlt. Ein No-Go ist für mich, sich Jahr für Jahr komplett neu einzukleiden, nur weil der aktuelle Trend es so vorgibt. Das ist weder nachhaltig noch ein Garant für guten Stil.