Der spannende, historische Politthriller „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“ von Regisseurin und Drehbuchautorin Claudia Garde (geb. 1966, „Tatort: Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes“, „Ottilie von Faber-Castell – Eine mutige Frau“) erzählt von rivalisierenden Geheimdiensten und einem dunklen Familiengeheimnis zur Zeit des Kalten Kriegs. Im Mittelpunkt steht die junge Toni Schmidt, die als Fremdsprachensekretärin Zeugin der Rivalität zwischen dem Bundesamt für Verfassungsschutz und dem Bundesnachrichtendienst-Vorläufer Organisation Gehlen wird. Die zentrale Frage, ob die Nazis von gestern ins Gefängnis gehören oder nicht, wird in der Serie vor allem durch die beiden Figuren der Zeitgeschichte und ihre gegensätzlichen Haltungen dazu, verkörpert: Otto John (1909-1997) und Reinhard Gehlen (1902-1979).
Darum geht es in „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“
Die 20-jährige Toni Schmidt (Mercedes Müller, 26) kehrt nach einem Sprachaufenthalt in London 1954 – mitten im Kalten Krieg – in die damalige Bundeshauptstadt Bonn zurück. Ihre Familie hat sich keine zehn Jahre nach Kriegsende in scheinbarer Idylle eingerichtet. Tonis Vater Gerd (Juergen Maurer, 55) ist ein erfolgreicher Bauunternehmer, man genießt den neuen Wohlstand zwischen Kühlschrank und Fernsehapparat zu Zeiten des „deutschen Wirtschaftswunders“. Doch Toni will mehr: Sie bekommt eine Stelle als Fremdsprachensekretärin bei der Organisation Gehlen, dem Auslandsgeheimdienst und der Vorläufer-Organisation des heutigen Bundesnachrichtendienstes BND.
Otto John (Sebastian Blomberg, 50), der als Leiter des Bundesverfassungsschutzes unter anderem untergetauchte Kriegsverbrecher aufspürt, wird bereits in London auf Toni aufmerksam. John ist überzeugt, dass Tonis Chef Reinhard Gehlen (Martin Wuttke, 60) Altnazis unterstützt und seine Arbeit massiv behindert. Kurzentschlossen setzt John seinen besten Mitarbeiter Wolfgang Berns (Max Riemelt, 38) auf Toni an, um sie als Spionin für seinen Nachrichtendienst anzuwerben.
Die ambitionierte junge Frau gerät zwischen die Fronten der Geheimdienste. Sie stößt nicht nur auf skrupellose Machenschaften und dunkle Geheimnisse, sie kommt auch Wolfgang emotional immer näher. Doch wem kann sie wirklich vertrauen?
Dieser Cast macht die Serie zum Highlight
Einmal mehr wartet eine Miniserie mit einem hochklassigen Schauspielensemble auf. Allen voran zu nennen, sind Mercedes Müller, Sebastian Blomberg, Juergen Maurer, Max Riemelt, Martin Wuttke und Katharina Marie Schubert (45, sie spielt Tonis Mutter).
Die Berliner Schauspielerin Mercedes Müller stand erstmals 2003 für den Kinofilm „4 Freunde und 4 Pfoten“ vor der Kamera. In der vielfach ausgezeichneten Literaturverfilmung „Tschick“ (2014) von Regisseur Fatih Akin (49) spielte sie die verwahrloste Jugendliche Isa Schmidt, in die sich der Hauptdarsteller verliebt. Seit 2019 spielt Mercedes Müller die Rolle der Polizistin Emma Walsh im „Irland-Krimi“ und 2020 glänzte sie als Brauereitochter Clara Prank in der Miniserie „Oktoberfest 1900“. Ebenfalls in ihrer Filmografie finden sich diverse Sonntagskrimis, viele weitere Krimis, die Miniserie „Tannbach“ (2018), „Club der roten Bänder“ (2016) oder die Tragikomödie „Extraklasse“ (2018).
Schauspieler Sebastian Blomberg kam in Bergisch Gladbach zur Welt, ist ein gefeierter Theaterstar, wurde 2008 aber auch mit dem Adolf-Grimme-Preis für seine Darstellung im Fernsehfilm „Guten Morgen, Herr Grothe“ über den Alltag an deutschen Hauptschulen ausgezeichnet. Seit dem zweiten Fall (2018) von Heike Makatsch (51) als Mainzer „Tatort“-Kommissarin Ellen Berlinger, spielt Blomberg ihren sensiblen Kollegen Hauptkommissar Martin Rascher.
Der österreichische Schauspieler Juergen Maurer trägt die Haare in „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“ etwas länger und erinnert somit gar nicht an seine Paraderollen, den Immobilienmakler Georg „Schorsch“ Schneider in der Hit-Serie „Vorstadtweiber“ (2015-2022) oder den Kommissar Joe Jessen, den er in der Krimireihe „Neben der Spur“ (2015-2022) verkörpert.
Katharina Marie Schubert ist eine vielfach ausgezeichnete Schauspielerin, die bei ihrem Debüt im Ensemblefilm „Shoppen“ (2006) auffiel. Es folgten Filme wie „Friedliche Zeiten“ (2008), „Ein Geschenk der Götter“ (2014), „Wellness für Paare“ (2016), „Zuckersand“ (2017) oder der preisgekrönte „Tatort: Anne und der Tod“ (2019). Mit „Das Mädchen mit den goldenen Händen“ feierte die gebürtige Gifhornerin, Niedersachsen, Anfang 2022 ihr Regiedebüt.
Max Riemelt kam in Ost-Berlin zur Welt und konnte in seiner bisherigen Schauspielerlaufbahn seit dem „Shooting Star des europäischen Films“ (2005) schon viele weiter Auszeichnungen einsammeln. Unter anderem bekam er sie für „Der rote Kakadu“ (2006), „Die Welle“ (2008), „Im Angesicht des Verbrechens“ (2010) oder den Kinofilm „Kopfplatzen“ (2019). Zuletzt war er in „Ein Taxi zur Bescherung“ (2022) und 2022: Alle reden übers Wetter“ (2022) zu sehen.
Martin Wuttke ist ein ehemaliger „Tatort“-Star. Von 2008 bis 2015 löste der gebürtige Gelsenkirchener als Kommissar Andreas Keppler zusammen mit der Schauspielerin Simone Thomalla (57) als Kollegin und Ex-Partnerin Eva Saalfeld diverse Mordfälle in und um Leipzig. Das Ermittlerduo Saalfeld und Keppler verabschiedete sich im verflixten siebten Jahr Ende April 2015 mit dem „Tatort: Niedere Instinkte“. 2022 feierte er im Frankfurt-Krimi „Tatort: Leben Tod Ekstase“ sein Sonntagkrimi-Comeback als umstrittener Psychoanalytiker und einziger Überlebender einer Psycholyse-Sitzung. Wuttke war unter anderem außerdem in internationalen Produktionen wie „Inglourious Basterds“ (2009), „Cloud Atlas“ (2012) oder „A Most Wanted Man“ (2014) zu sehen.
Der historische Hintergrund
Die Serie beruht laut Sender auf wahren Begebenheiten im Spannungsfeld des Kalten Kriegs. Der Jurist Otto John war Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 und von 1950 bis 1954 der erste Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz. Er beklagte den angeblich wachsenden Einfluss früherer Nazis in der Bundesrepublik und nannte hier auch Reinhard Gehlen, den Präsidenten der BND-Vorläuferorganisation. Als John im Juli 1954 in der DDR auftauchte, sorgte er für einen der größten politischen Skandale der jungen Bundesrepublik.
„Die Serie […] führt uns in eine Epoche, in der die Grundsteine für die weitere Entwicklung unseres Landes gelegt werden, eine Epoche, die unser gesellschaftliches Selbstverständnis bis heute prägt. Mit anderen politischen Vorzeichen gilt das nicht nur für den hier erzählten Westen Deutschlands“, erklärt Jörg Schönenborn, ARD Koordinator Fiktion und WDR Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung, dazu.
Und er fügt hinzu: „Zuallererst bietet sie als Thrillerserie hochspannende Unterhaltung; die historischen Zusammenhänge sind aber genau recherchiert, diese Serie kann uns also auch über ein weniger bekanntes Kapitel der Geschichte der jungen Bonner Republik aufklären.“
Die Miniserie spielt im Jahr 1954. Dazu erklärt Alexander Bickel, Leitung PB Fiktion WDR: „Der Krieg ist vorbei, überwunden ist er noch lange nicht. Die Behaglichkeit des einsetzenden Wohlstands in Westdeutschland verführt dazu, sich den Dämonen der Vergangenheit zu verweigern. Doch kann der schöne Schein nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Menschen schwer traumatisiert sind, dass die NS-Ideologie die Köpfe noch immer belegt. Unbeschwert nach vorne schauen nur jene, die jung sind, oder unverbesserliche Idealisten. Die anderen richten sich ein in der Verdrängung; oder sie gehören zu jenen, die […] jetzt davon profitieren, dass es auch in der Bonner Republik ohne die alten Seilschaften nicht geht.“
Die Ausstrahlungstermine
Die sechs Teile der Miniserie „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“ werden in Doppelfolgen ausgestrahlt. Episode eins und zwei werden am heutigen Dienstag (17.1.) ab 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Einen Tag später, am 18. Januar, folgen die Episoden drei und vier. Die letzten beiden Folgen zeigt der Sender am Dienstag, den 24. Januar.
Drei Dokumentationen zum Hintergrund
Die Miniserie „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“ wird von drei Dokumentationen begleitet. „Alte Freunde, neue Feinde – Die Doku“ läuft am Auftakttag der Serie im Anschluss an die erste Doppelfolge, also am 17. Januar um 21:45 Uhr im Ersten. „Ständige Vertreter – Die Bonner Kanzler“ und die sechsteilige Dokuserie „Die Spioninnen – Im Auftrag der DDR“ sowie alle anderen Inhalte sind ab sofort in der ARD Mediathek zu sehen.