„Wednesday“, „The Crown“, „Andor“: Die Serien-Highlights des Jahres

„Wednesday“, „The Crown“, „Andor“: Die Serien-Highlights des Jahres

Das Jahr 2022 hielt für Serien-Fans einige Highlights parat. So endete mit „Better Call Saul“ der überaus beliebte „Breaking Bad“-Ableger, die „Star Wars“-Serie „Andor“ brachte frischen Wind in die weit, weit entfernte Galaxis, und Netflix-Serien wie „Wednesday“ und „Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“ sorgten für Furore. Im Folgenden die 14 Serien-Highlights des zurückliegenden Jahres.

„Andor“

Die „Star Wars“-Serie „Andor“ ist ein Prequel zum populären Prequel-Film „Rogue One: A Star Wars Story“ aus dem Jahr 2016 – und bringt etliche Neuerungen in die weit, weit entfernte Galaxis. In „Andor“ geht es nämlich nicht um Jedi-Meister, Lichtschwertduelle, schurkische Sith-Lords oder die Macht. Vielmehr wird hier eine Rebellion gezeigt, die sich aus den Unzufriedenheiten der Menschen am Boden, an den ganz gewöhnlichen Orten der Galaxie entzündet.

Demgegenüber steht in „Andor“ ein Imperium, das in erster Linie bürokratisch daherkommt – und dadurch an vielen Stellen noch viel böser und erdrückender wirkt als der Superschurke Darth Vader. Dazu kommt noch das teilweise originell langsame Erzähltempo: Ein Gefängnisausbruch oder ein Überfall auf eine imperiale Basis erstrecken sich in „Andor“ gleich mal über mehrere Episoden – wodurch ein nie zuvor gekannter, geerdeter Realismus in die „Star Wars“-Galaxie Einzug hält.

„Better Call Saul“ Staffel sechs

Eine der beliebtesten Serien der vergangenen Jahre ist 2022 zu Ende gegangen. In der AMC-Show „Better Call Saul“, in Deutschland auf Netflix verfügbar, verkörpert Bob Odenkirk (60) den aus „Breaking Bad“ bekannten sympathischen Winkeladvokaten Saul Goodman. Die sechste und finale Staffel erreichte nun, was zahlreichen anderen Serien verwehrt blieb: Nicht nur verbanden Schöpfer Vince Gilligan (55) und sein Team die Prequel-Show im Finale auf elegante Art mit „Breaking Bad“, auch erhielt „Better Call Saul“ sein ganz eigenes, würdiges Ende rund um Anwalt Saul und Publikumsliebling Kim Wexler (Rhea Seehorn, 50), das noch weit über die Originalserie hinausgeht.

Da bleibt unter Fans im Grunde lediglich noch die nicht unerhebliche Frage zu klären, ob das Prequel sogar die Mutterserie übertroffen hat.

„Wednesday“

Fans der „Addams Family“ waren durchaus besorgt, als der Streamingdienst Netflix ein Reboot in Serienform ankündigte, das sich ganz auf Tochter Wednesday Addams (Jenna Ortega, 20) im Teenager-Alter konzentriert. Denn schon zu oft in den vergangenen Jahren wurden solcherlei Neuauflagen den legendären Originalen schlicht nicht gerecht. Im Fall der Teenie-Horror-Comedyserie „Wednesday“ waren diese Sorgen jedoch gänzlich unbegründet.

Denn Gothic-Legende Tim Burton („Sleepy Hollow“, 64), der die ersten vier Episoden von „Wednesday“ inszeniert hat, verleiht der Netflix-Serie seine unverwechselbare, düstere Handschrift, während beliebte „Addams Family“-Figuren wie das eiskalte Händchen oder Onkel Fester (Fred Armisen, 56) in tragenden Rollen brillieren.

Vor allem ist „Wednesday“ aber die Jenna-Ortega-Show. Die erst 20-jährige Hauptdarstellerin, eines der größten Talente ihrer Generation, legt in der Netflix-Serie eine geradezu magnetische Performance hin. Besondere Ortega-Momente wie ihr unvergleichlicher Tanz in Folge vier gehören unzweifelhaft zu den Serien-Höhepunkten des Jahres.

„The Boys“ Staffel drei

Amazons brillante Superhelden-Satire „The Boys“ nahm auch in Staffel drei zu keinem Zeitpunkt den Fuß vom Gaspedal. Mit dem von „Supernatural“-Star Jensen Ackles (44) verkörperten Soldier Boy wurde ein spannender neuer Held eingeführt, während die Boys um Hughie (Jack Quaid, 30) und Billy Butcher (ein diabolischer Karl Urban, 50) selbst zu mit übermenschlichen Kräften ausgestatteten Superhelden wurden. Wie bislang in jeder Staffel persiflierte und dekonstruierte die Show dabei das allgegenwärtige Superhelden-Genre – und bot daneben beißende, gnadenlos ehrliche Gegenwartskritik.

Die vierte „The Boys“-Staffel ist auch bereits bestellt. Zuvor wird 2023 noch der Serienableger „Gen V“ auf Amazon Prime Video erscheinen.

„Stranger Things“ Staffel vier

Ohne die Retro-Mystery-Serie „Stranger Things“ würde es den Streamingdienst Netflix in seiner heutigen Form wohl kaum geben. Für Staffel vier, die nach der langen Wartezeit von rund drei Jahren auf Netflix erschienen ist, machte der kalifornische Streaming-Gigant dann auch entsprechend viel Geld locker. 30 Millionen US-Dollar soll dem „Wall Street Journal“ zufolge eine einzelne Episode aus Staffel vier gekostet haben, was dann bei neun Folgen die unfassbar anmutende Summe von 270 Millionen Dollar ergibt.

Folgerichtig mutierte „Stranger Things“ in der vierten Staffel zu einer veritablen Blockbuster-Show – mit der großen Kino-Leinwand würdigen Effekten und extralangen Episoden. Die Netflix-Zuschauer dankten es mit einem Streaming-Rekord. Rund 1,36 Milliarden Stunden der vierten Staffel wurden in den ersten 28 Tagen nach Erscheinen gestreamt– eine absolute Bestmarke für englischsprachige Netflix-Serien. Ganz nebenbei entfachte Staffel vier die weltweite Liebe für Achtziger-Jahre-Ikone Kate Bush (64) wieder, und machte aus der Figur Eddie Munson (Joseph Quinn, 28) ein neues Metal-Idol. Mit der bereits bestellten fünften Staffel wird die Serie enden.

„Severance“

Die bitterböse Arbeitsplatz-Satire „Severance“, zu sehen auf dem Streamingdienst Apple TV+, geht von einer formidablen Prämisse aus: Wie wäre es, wenn man das „Arbeits-Ich“ vom restlichen Bewusstsein abtrennen könnte? Die acht oder mehr täglichen Stunden, die ein Angestellter dann am ungeliebten Arbeitsplatz verbringt, würden nicht mehr ins Gewicht fallen. Doch in „Severance“ geht es davon ausgehend nicht nur um die vermeintlich neu gewonnene Freiheit, die dieses Verfahren bietet, sondern auch um das Schicksal der „Innies“, jener Hälfte des eigenen Ichs, das nach wie vor am Arbeitsplatz erscheinen muss.

„Severance“ ist eine große und bedeutende Allegorie auf das unpersönliche Arbeitsleben in Konzernen oder anderweitigen riesigen Organisationen, das hier als wenig einfühlsam und stellenweise schlichtweg grausam beschrieben wird. Denn aus der eingangs erwähnten Prämisse ergibt sich für die „Innies“ ein ganz neues hypothetisches Szenario: Wie wäre es, wenn man den Arbeitsplatz niemals verlassen könnte?

„Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“

Das True-Crime-Genre floriert seit Jahren – in Dokumentarserien, Podcasts und fiktionalen Projekten über grausame Serienmörder. In der Netflix-Miniserie „Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“ geht es nun um den realen Serienkiller Jeffrey Dahmer (verkörpert von Evan Peters, 35), der zwischen 1978 und 1991 ganze 17 junge Männer tötete und ihre Leichen zerstückelte. Zuschauer erleben demzufolge in verstörenden Szenen, wie Dahmer seine Opfer zunächst in seine Wohnung lockt und unter Drogen setzt, um danach unvorstellbar grausame Handlungen an ihnen vorzunehmen.

Daneben zeigt die Serie „Dahmer“ aber auch viel mehr als das. Die Untätigkeit und Inkompetenz der Behörden und besonders der Polizei ist frappierend – und liegt in einem in den Institutionen der Vereinigten Staaten tief verwurzelten strukturellen Rassismus begründet. Besonders der Perspektive der Opfer wird in „Dahmer“ viel Screentime eingeräumt. Zwei einzelne Episoden, die sich um Jeffrey Dahmers gehörloses Opfer Tony Hughes (Rodney Burford) sowie seine hilflose Nachbarin Glenda Cleveland (Niecy Nash, 52) drehen, bleiben auch lange nach Serienende noch in Erinnerung.

„House of the Dragon“

Mit „House of the Dragon“ startete 2022 endlich das mit Spannung erwartete erste Spin-off zur Blockbuster-Serie „Game of Thrones“. Die Fantasy-Serie für Erwachsene bietet – wie der Vorgänger – ein Ensemble aus profilierten Darstellern wie Paddy Considine (49), Matt Smith (40) und Rhys Ifans (55), die auf Newcomer und Entdeckungen wie Milly Alcock (22) und Emma D’Arcy (30) stoßen. Sie alle verkörpern komplexe und vielschichtige Figuren, die die höfischen Intrigen und nihilistischen Machtspiele der Hauptstadt King’s Landing navigieren müssen.

Und das Beste an „House of the Dragon“: Anders als bei der Mutterserie „Game of Thrones“ hat George R.R. Martin (74) die Buchvorlage bereits beendet. Eine ähnliche Enttäuschung wie bei der achten „Game of Thrones“-Staffel dürfte Zuschauern daher erspart bleiben. Den Fantasy-Konkurrenzkampf mit der gleichzeitig angelaufenen Amazon-Serie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ hat die Show daneben mit Leichtigkeit gewonnen.

„The Crown“ Staffel fünf

Nach zweijähriger Wartezeit kehrte im November die Royal-Serie „The Crown“ mit der fünften Staffel zurück. Dieses Mal ging es um die für die britische Monarchie äußerst turbulenten 1990er Jahre, und besonders das bittere Ende der Ehe von Prinzessin Diana (Elizabeth Debicki, 32) und Prinz Charles (Dominic West, 53). Nicht alle Kritiker waren von der fünften Staffel so begeistert wie von den vorherigen. Gegenwind gab es nach dem Tod von Queen Elizabeth II. (1926-2022) auch aus dem Umfeld des Königshauses.

Allen historischen Ungenauigkeiten und überbordenden Spekulationen über tatsächliche Ereignisse zum Trotz bot auch die fünfte „The Crown“-Staffel einmal mehr süchtig machendes Prestige-TV – im besten Sinne des Wortes. In den USA geht die Awards-Saison zwar gerade erst los, doch bei den bedeutenden Golden Globe Awards ist Staffel fünf gleich vier Male nominiert, darunter als „Beste Drama-Serie“. Elizabeth Debicki begeisterte zudem als Prinzessin Diana – und ist ebenfalls für einen Golden Globe als „Beste Nebendarstellerin“ nominiert.

„Star Trek: Strange New Worlds“

Zahlreiche „Star Trek“-Fans haderten in den vergangenen Jahren mit dem neueren Film- und Serienuniversum, in dem vor allem Action und Spektakel im Vordergrund zu stehen scheinen. Die Serie „Strange New Worlds“ kehrt nun jedoch zum episodischen Format von Klassikern wie „Raumschiff Enterprise“ (1966-1969) und dem Nachfolger „Star Trek: The Next Generation“ (1987-1994) zurück. Pro Folge besucht die USS Enterprise hier einen neuen, bislang unbekannten Planeten, oder stößt auf anderweitige Wunder und Überraschungen in den Weiten des Weltraums.

„Star Trek: Strange New Worlds“ kehrt somit zu den Wurzeln des Franchises zurück und besinnt sich auf bewährte Tugenden wie den Entdeckergeist und einen optimistischen Humanismus. Ein großartiger Cast, smarte Drehbücher und in Christopher Pike (Anson Mount, 49) der womöglich beste Captain einer Enterprise seit Jean-Luc Picard schaden da nicht. In Deutschland beim neuen Streamingdienst Paramount+ verfügbar. Staffel zwei ist auch bereits bestellt und wird kommen.

„The White Lotus“ Staffel zwei

Die zehnfach Emmy-prämierte HBO-Show „The White Lotus“ gehörte zu den Serien-Überraschungen des Jahres 2021. Staffel zwei spielt jetzt als Anthologie-Serie an einem gänzlich neuen Schauplatz. Das Figurenarsenal wird beinahe komplett ausgetauscht. Thematisch geht es jedoch auch in der zweiten Staffel um menschliche Abgründe, Sex und Klassenverhältnisse, wobei die von Mike White (52) erschaffene Serie besonders oft mit Gegensätzen und Abstufungen operiert, um verschiedene Lebensentwürfe zu zeigen und voneinander abzugrenzen.

So steht beispielsweise in Staffel zwei die Familie Di Grasso für unterschiedliche Aspekte toxischer Männlichkeit, die erst in der dritten Generation vollends überwunden werden. Die befreundeten Paare Daphne (Meghann Fahy, 32) und Cameron Sullivan (Theo James, 38) sowie Harper (Aubrey Plaza, 38) und Ethan Spiller (Will Sharpe, 36) leben indes ganz unterschiedliche Formen einer klassischen Zweierbeziehung, in denen sich jeweils etliche Zuschauerinnen und Zuschauer wiedererkennen dürften.

„Peacemaker“

In der Amazon-Serie „The Boys“ wird das derzeit allgegenwärtige Superhelden-Genre komplett auf die Schippe genommen. Die DC-Serie „Peacemaker“, in Deutschland bei RTL+ verfügbar, beschreitet hier einen leicht anderen Weg. In den acht Episoden aus Staffel eins wird das Genre zwar ebenfalls mit viel Selbstironie aufs Korn genommen, doch daneben bleibt die Geschichte rund um den von Ex-Wrestler John Cena (45) verkörperten Antihelden auch eine durchaus ernstzunehmende Superhelden-Serie.

Für diesen Genre-Mix ist als Serienschöpfer und Regisseur DC-Mastermind James Gunn (56) verantwortlich, den die meisten wohl als Filmemacher hinter Marvels „Guardians of the Galaxy“-Filmen kennen dürften. Sehenswert nicht nur für Superhelden-Fans. Eine zweite Staffel ist auch bereits bestätigt.

„Ms. Marvel“

Die Streaming-Serie „Ms. Marvel“ sticht aus einem eher durchwachsenen Jahr für die Marvel Studios heraus. Auf der einen Seite wird hier eine klassische Origin-Geschichte rund um die junge Heldin Kamala Khan (Iman Vellani, 20) erzählt. Kamala wird im Sommer 2023 an der Seite von Brie Larsons (33) Captain Marvel im Kino-Blockbuster „The Marvels“ zurückkehren.

Daneben ist Hauptfigur Kamala jedoch auch die Tochter pakistanischer Einwanderer. So zeigt die Marvel-Serie das ganz gewöhnliche Alltagsleben von muslimischen Einwanderern in den USA zwischen Tradition und Moderne – und das ist für eine Superhelden-Serie aus dem Hause Marvel dann doch wieder ungewöhnlich.

„Pam & Tommy“

In der Hulu-Miniserie „Pam & Tommy“ verwandeln sich Lily James (33) und Sebastian Stan (40) auf geradezu unheimliche Weise in „Baywatch“-Star Pamela Anderson (55) und Mötley-Crüe-Drummer Tommy Lee (60). Das hedonistische Privatleben der beiden Sex-Symbole wird ausgiebig gezeigt. Aus der Klatschpresse war das Paar zur Mitte der 1990er Jahre nicht wegzudenken. Als dann ein Sex-Tape von Lee und Anderson in Umlauf gerät, explodiert das damals noch relativ junge Internet förmlich. Mit viel Zeitkolorit und augenzwinkerndem Humor erzählt die in Deutschland auf Disney+ verfügbare Serie vom Aufstieg des kulturellen Voyeurismus, der online im Grunde in leicht abgewandelter Form bis zum heutigen Tag anhält.

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