Vom Kellner zum Theaterschauspieler, zum Komiker, zum breit gefächerten Hollywood-Star. So lässt sich Steve Carells Karriereverlauf ganz gut beschreiben. Der US-Amerikaner feiert am 16. August seinen 60. Geburtstag. Ein Rückblick zeigt, wie er sich vom witzigen Improvisationskünstler zu einem der gefragtesten Charakterdarsteller der heutigen Zeit entwickelte.
Als jüngster von fünf Brüdern wuchs Steve John Carell in Acton, Massachusetts auf. Seine Mutter hatte polnische Vorfahren, sein Vater deutsche und italienische. Der Name Carell hieß früher eigentlich Caroselli – die Familie ließ ihn jedoch in den 1950ern ändern. Carell wurde römisch-katholisch erzogen und durchlief ein unauffälliges Schulleben. In seiner Freizeit spielte er Eishockey und Lacrosse und Querpfeife. 1984 machte er seinen Studienabschluss in Geschichte.
Seinen ersten Job hatte Carell bei der amerikanischen Post. Und er kellnerte. Eines Tages durfte er Musiker Alice Cooper (74) bedienen, wie er bei Jimmy Fallons (47) „The Tonight Show“ preisgab. Fallon scherzte zuvor, dass Carell ein Doppelgänger von Cooper sei. „Er ist der netteste Mensch der Welt“, verriet Carell daraufhin über den „Poison“-Interpreten.
Steve Carell und Stephen Colbert: Ein Dreamteam
Die schauspielerische Karriere begann Steve Carell bei einem Kindertheater, später wurde er für Musicals und TV-Werbungen gecastet. Ab 1991 spielte er mehrere Theaterstücke mit der legendären Improvisationsgruppe The Second City. In diesem Ensemble war der heutige Late-Night-Show-Host Stephen Colbert (58) Carells Zweitbesetzung. SIe wurden gute Freunde. Gemeinsam waren sie auch in der „The Dana Carvey Show“ und der „The Daily Show“ zu sehen. 2019 spielten sie in Colberts „The Late Show“ ihre alten Sketche nach.
2005 unterzeichnete der Schauspieler einen Deal, der sein Leben von heute auf morgen verändern sollte. Er verpflichtete sich für ein Remake der britischen Serie „The Office“ (früher zu Dt.: „Das Büro“). Als exzentrischer Chef eines mittelständischen Papierversorgungsunternehmens, Michael Scott, war er sechs Jahre lang in der Hauptrolle zu sehen. Doch der Erfolg der Mockumentary ließ erstmal auf sich warten…
Wie „The Office“ vom Flop zum Hit wurde
Die erste Staffel von „The Office“ floppte. Dennoch verlängerte der Sender NBC die Verträge. Grund dafür: Steve Carells bahnbrechender Erfolg mit der Komödie „Jungfrau (40), männlich, sucht …“. In dem Film von 2005 spielt er an der Seite von Paul Rudd (53), Seth Rogen (40) und Catherine Keener (63). Wie der Name des Films verrät, ist seine Figur Andy Stitzer eine männliche, 40-jährige Jungfrau, dessen Freunde versuchen, ihm eine Sexpartnerin zu verschaffen. Diese Aufgabe stellt sich als schwieriger heraus als gedacht. Für seine Darbietung bekam Carell 2006 einen MTV Movie Award verliehen.
Dieser Boom verhalf auch „The Office“ zu besseren Quoten. 2006 erhielt der US-Amerikaner, der übrigens in Massachusetts einen Gemischtwarenladen führt, einen Golden Globe und einen Television Critics Association Award für seine Rolle als Michael Scott. Carell spielte von 2005 bis 2011 in der Serie mit und erhielt in dieser Zeit sechs Emmy-Nominierungen. Trotz des massiven Erfolgs hat er selbst kaum Folgen von „The Office“ gesehen, wie er in einem Interview mit „BuzzFeed Celeb“ erklärte.
Carell sucht nach „Menschlichkeit“ in seinen Rollen
Steve Carell spielte im Laufe seiner Karriere aber nicht nur komödiantische Rollen. In „Beautiful Boy“ (2018) mimte er den mitleidenden Vater eines drogensüchtigen Teenagers (gespielt von Timothée Chalamet, 26). „The Big Short“ (2015) zeigt ihn als zynischen Investmentunternehmer Mark Baum. Im Sportdrama „Foxcatcher“ (2014) ist Carell als Millionär und Kapitalgeber John E. du Pont zu sehen.
Wie sich Carell für eine Rolle entscheidet, erklärte er 2018 in einem Interview mit „Esquire“: „Ich hoffe einfach, dass ich die Menschlichkeit in den Personen finde, die ich spiele. Wenn ich sie nicht finden kann, würde ich die Rolle nicht übernehmen.“ In den vergangenen Jahren widmete er sich tatsächlich mehr ernsteren Filmgenres, anstatt auf seinem Fachgebiet der Komödie zu wandeln.
Eine andere besondere Aufgabe hat er nun auch schon seit mehr als zehn Jahren inne. Carell synchronisiert in den englischen Fassungen der „Ich – Einfach unverbesserlich“-Filme und deren „Minions“-Ableger den Superschurken Gru. Niemals hätte er sich 2010 vorstellen können, dass die Faszination des Publikums mit Gru und den gelben, urkomischen Minions so groß werden würde. „Als der Film rauskam, hat niemand damit gerechnet, dass er so erfolgreich und beliebt werden würde“, sagte er zu „BuzzFeed Celeb“.
Ryan Gosling im Biopic von Steve Carell?
Mit 60 Jahren blickt Steve Carell nun auf eine beispiellose Karriere zurück. Er schaffte den Sprung vom Comedy-Star zum versatilen Charakterdarsteller und hat sogar eine Oscar-Nominierung bekommen. Würde man ein Biopic über Steve Carell drehen, wüsste er auch schon, wer die Hauptrolle übernehmen sollte: Ryan Gosling (41)! Obwohl sein Leben die „langweiligste Geschichte aller Zeiten“ sei, würde er Gosling in diesem hypothetischen Szenario casten. „Nur wegen meines Egos“, lachte Carell. Für die sehenswerte Komödie „Crazy, Stupid, Love“ (2011) standen sie zusammen vor der Kamera.
Zuletzt war Carell als junger Gru in „Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ zu hören. Sein nächstes Projekt ist ein Wes-Anderson-Film: „Asteroid City“ mit Tilda Swinton (61), Jeff Goldblum (69) und Tom Hanks (66). Wann die Romanze erscheinen soll, ist allerdings noch nicht bekannt. Wie er in vielen seiner Interviews betont, wird der Familienvater in seinen Drehpausen wieder viel Zeit mit seiner Ehefrau Nancy (56) und seinen Kindern, Tochter Elisabeth Anne (21) und Sohn John (18), verbringen. Vielleicht hilft er seinem jüngsten Spross ja gerade bei den College-Bewerbungen auf die Sprünge…