Autorin Sophie Passmann (28) und Schauspieler Tim Oliver Schultz (33) können – anders als ihre Charaktere in ihrer neuen Serie „Damaged Goods“ – auf sehr erfolgreiche Karrieren blicken. In der Serie hingegen wird Nola (Passmann) kurz vor der Doktorarbeit von der Universität geworfen. Kumpel Mads (Schultz) wohnt unterdessen in einem ausgebauten Van und ist trotz seines bestandenen zweiten Staatsexamens nicht als Jurist tätig. Stattdessen vertreibt er sich die Zeit mit One-Night-Stands.
Ab dem 11. Juli können Zuschauerinnen und Zuschauer auf Amazon Prime Video die Höhen und Tiefen von Nola, Mads und ihren Freunden Hennie (Leonie Brill), Tia (Zeynep Bozbay) und Hugo (Antonije Stankovic) mitverfolgen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verraten Tim Oliver Schultz und Sophie Passmann, was sie an ihren Rollen gereizt hat und wieso Schultz‘ Lederjacke zum Running Gag der Dreharbeiten geworden ist.
Ihr Charakter Mads ist ein echter Frauenheld, wirkt dabei aber nicht unsympathisch. War es eine Herausforderung für Sie, ihn so darzustellen?
Tim Oliver Schultz: Es ist immer eine Herausforderung, Figuren menschlich, nachvollziehbar und ganz natürlich darzustellen. Trotz ihrer Aktionen, die man als Zuschauer befremdlich oder sogar richtig abstoßend findet. Das ist meine Aufgabe als Schauspieler. Ich schaue mir dabei an, wo die Figur herkommt und was ich mit meiner eigenen Biografie füttern kann. Aber auch, was an ihr für mich total neu und herausfordernd ist.
Ich bin ein totaler Beziehungstyp und hatte immer lange Beziehungen. Ich bin wahnsinnig schlecht darin, Frauen anzusprechen, aufzureißen und nach Hause zu nehmen. Aber ich wollte es so darstellen, als könnte ich das – als könnte Mads das. Als wäre das ganz natürlich für ihn. Das war eine Herausforderung, die mir wahnsinnig viel Spaß gemacht hat. Und bis heute benutze ich das Auberginen-Emoji am allerliebsten (lacht).
Aber wahrscheinlich nicht zum Bewerten von One-Night-Stands, wie es die Frauen mit Mads in der Serie getan haben?
Schultz: (lacht) Natürlich nicht. Ich benutze das ironisch für mich. Man gibt der Figur immer selbst etwas, aber die Figur gibt einem im Gegenzug etwas von sich zurück, weil man sich so lange mit ihr beschäftigt. Ich liebe das alles sehr, was die Figur Mads mir als Tim gegeben hat.
Was hat Sie an der Rolle der Nola so überzeugt, dass Sie sich dafür entschieden haben, Ihre erste Schauspielrolle anzunehmen?
Sophie Passmann: Der erste Grund war: Ich habe die Drehbücher um 18:30 Uhr zugeschickt bekommen und sie um 20:30 Uhr alle fertig gelesen. Da habe ich gemerkt, dass ich wissen möchte, wie es mit allen fünf Figuren am Ende der Staffel aussieht. Das ist ein guter Gradmesser, wie gut man die Geschichte wirklich findet.
An Nola finde ich interessant, dass sie im Buch zwar auf eine Art sehr konkret angelegt ist – sie ist der rote Faden für die anderen Geschichten. Gleichzeitig hatte ich beim Lesen den Eindruck, es gibt ganz viel Raum, um diese Frau zu etwas zu machen, was ich gerne sehen würde. Ich habe in den letzten Jahren das Glück gehabt, dass Leute auf mich zugekommen sind und mich gefragt haben, ob ich Lust hätte bei Projekten mitzuwirken. Aber die waren immer sehr klischeehaft. Das war etwa die herbe Lesbe oder die coole Frau, die keinen Mann im Leben braucht. Ein bisschen „Tatort“-Kommissarinnen-Klischee von 2005 ungefähr. Da hatte ich überhaupt keine Lust drauf.
Bei Nola war genug im Drehbuch festgezurrt, um die Figur greifen zu können und gleichzeitig war noch ganz, ganz viel zur Verhandlung offen. Ich mochte das sehr, weil ich das Ziel hatte, Nola als eine Frau zu zeigen, die ich selbst gerne mit 18 oder 20 in einer Serie gesehen hätte. Die Aufgabe hat mich sehr gereizt. Und ich brauchte dringend Geld. (lacht)
Was waren Ihre Highlights bei den Dreharbeiten?
Passmann: Für mich, als nicht gelernte Schauspielerin ohne Schauspielerfahrung, war es ein Riesengeschenk, jeden Tag mit vier Schauspielern und Schauspielerinnen zusammenzuarbeiten, die unterschiedliche Backgrounds und Zugänge zu ihrer Arbeit haben. Ich konnte mir bei jedem etwas abschauen.
Antonije [Stankovic] und Zeynep [Bozbay] sind beide vom Theater. Und Leonie [Brill] und Tim haben beide wahnsinnig viel gedreht in ihrem Leben. Ich habe den beiden an einigen Drehtagen fasziniert zugeschaut, wie sie ganz intuitiv mit einer Kamera arbeiten und Sachen wissen, bei denen ich einen Monat brauchte, um sie zu verstehen. Das war quasi das krasseste Praktikum, das ich je gemacht habe.
Tim Oliver Schultz, woran erinnern Sie sich am liebsten zurück?
Schultz: Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht hat, mit dieser Clique zusammen zu sein, sich einzugrooven und sich gemeinsam Sachen zu trauen und Dinge auszuprobieren. Aber auch „Fuckboy“ und erfolgreich bei Frauen zu sein, war etwas, was mich total gereizt hat, ich aber nie so ausleben konnte. Mads dabei noch meine eigene Lederjacke anziehen zu dürfen, fand ich total spannend.
Passmann: Wir müssen über diese Lederjacke sprechen.
Was hat es damit auf sich?
Passmann: Tim hat seiner Rolle Mads seine persönliche Lederjacke gegeben. Ich hatte beim Fitting eine ganz ähnliche Idee, aber wurde gewarnt, dass Kleidung bei Drehs ziemlich beansprucht werden und schnell kaputtgehen kann. Tim hat sich trotzdem dafür entschlossen und hat dann netto 17-mal am Tag gesagt: „Bitte vorsichtig mit der Jacke sein, die ist von mir privat!“ (lacht)
Schultz: Zu meiner Verteidigung: Ich hatte meine Lederjacke am ersten Drehtag an und als es hieß, dass Mads eine bekommen soll, stand gefühlt die ganze Crew vor mir und hat gesagt: „Ja, die ist es!“ Dann habe ich am ersten Tag in der Drehpause irgendwelche lustigen Stunts gemacht und plötzlich hatte die Jacke einen Riss, der geklebt werden musste. Deswegen habe ich immer wieder betont, dass man vorsichtig mit ihr sein müsse. Das wurde zum Running Gag, den ich gerne mitgemacht habe – aber jetzt reicht es auch (lacht).