Ob als Fred Feuerstein auf der Leinwand oder als Dan Conner auf dem TV-Bildschirm – John Goodman ist bei seinen Fans vor allem in der Rolle als stämmiges Familienoberhaupt bekannt und beliebt. Doch stöbert man durch seine alten Werke, ist der US-Schauspieler, der am 20. Juni seinen 70. Geburtstag feiert, kaum wiederzuerkennen – und das nicht aufgrund seines fortschreitenden Alters. Goodman hat vor wenigen Jahren eine große Verwandlung hingelegt.
Goodman wurde 1952 in St. Louis, Missouri, geboren. Sein Vater starb, als Goodman zwei Jahre alt war – seine Mutter zog ihn alleine groß. Er studierte an der Missouri State University und nahm Schauspielunterricht, nachdem ein Lehrer ihm eine wichtige Rolle in einem Stück am Theater gegeben hatte. Um sich zu verwirklichen, zog es ihn 1975 mit 22 Jahren nach Manhattan, New York. Die Anfangszeit beschrieb er im Interview mit dem „Guardian“ 2015 als „Furcht einflößend“ und „überwältigend“. Er lernte zunächst das harte Geschäft des Schauspielbusiness kennen, lebte mit knappem Budget, rannte von Casting zu Casting und hielt sich mit Kellner- und Werbejobs über Wasser. 1985 gab er sein Broadway-Debüt, was ihm kleinere Filmrollen bescherte.
Dan Conner von nebenan
Beim TV-Publikum wurde Goodman schlussendlich mit „Roseanne“ (1988-1997) bekannt. Für die langjährige Arbeit an der Serie zog der Schauspieler von New York nach Los Angeles und spielte sich neben Hauptdarstellerin Roseanne Barr (69) alias Roseanne Conner als ihr Ehemann Dan in die Herzen der Fans. Die Serie über eine US-Arbeiterfamilie und deren alltäglichen Herausforderungen gehörte zu den beliebtesten Formaten der 90er Jahre, Goodman bescherte sie 1993 einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller einer Comedyserie.
Bereits 1987 konnte Goodman auch im Filmgeschäft endlich Fuß fassen. Er arbeitete für „Arizona Junior“ erstmals mit Ethan (64) und Joel Coen (67) zusammen. Es sollten zahlreiche gemeinsame Projekte folgen. Dazu gehört der Kultfilm „The Big Lebowski“ (1998), in dem Goodman den Vietnam-Veteranen und Choleriker Walter Sobchak mimt. Mit „Flintstones – Die Familie Feuerstein“ (1994) oder „Blues Brothers 2000“ (1998) wurde er auch einem breiteren Publikum bekannt.
Die Folgen des Ruhms gingen an Goodman nicht spurlos vorbei – er griff bereits in den Anfängen seiner Karriere zur Flasche. „Ich vermute, es ging los, als ich 1983, 1984 meine ersten Filmrollen hatte und Geld verdiente. Mein Traum, von der Schauspielerei leben zu können, hatte sich endlich erfüllt. Da fing ich an, mein Geld für Alkohol auszugeben“, erzählte er 2013 im Interview mit dem „SZ Magazin“. Während die Coen Brüder „einen Bogen“ um ihn gemacht hätten, hätte die Reputation der gemeinsamen Filme ihm geholfen, weitere Rollen zu bekommen, erklärte Goodman.
Ein letzter Biergarten-Besuch
Doch der Alkoholismus belastete nicht nur zunehmend sein Arbeits- sondern auch Privatleben. „Irgendwann stellte ich fest, dass das alles für die Menschen, die sich für mein Schicksal interessieren, nicht so lustig ist, meine Frau Annabeth, meine Tochter Molly, meine Freunde. Plötzlich war mein Selbstbild verheerend: Ich sah mich auf einmal als totales Schwein, das andere mit dem Krebs des Alkoholismus verseucht.“ Nach Dreharbeiten in Berlin und einem letzten Gang in den Biergarten sagte er 2006 dem Alkoholismus den Kampf an. Er werde zwar für den Rest seines Lebens Alkoholiker bleiben, „aber meistens bin ich so glücklich, dass ich weg bin vom Alkohol – da komme ich nicht mal in einer Bar auf den Gedanken zu trinken“.
Ein laut eigener Angabe „richtiger Lauf“ gelang Goodman in den 2010er Jahren. Er spielte in großen Filmen wie „The Artist“ (2011), „Argo“ (2012), „Hangover 3“ (2013), „Inside Llewyn Davis“ (2013) oder „Monuments Men“ (2014). Zwischendurch bekam er 2013 noch seinen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. 2016 sahnte er für den Thriller „10 Cloverfield Lane“ den Saturn Award als Bester Nebendarsteller ab. 2018 kehrte er nach mehr als zwanzig Jahren Pause mit der Kultsitcom „Roseanne“ zurück. Kurz nach dem Start der neuen Staffel schoss sich Roseanne Barr ins Abseits, als sie auf Twitter eine ehemalige Beraterin von Barack Obama (60) rassistisch beleidigte. Die Serie ging als „The Conners“ ohne sie und mit Goodman weiter. Im Mai 2022 wurde eine fünfte Staffel angekündigt.
John Goodman: „Ich wollte ein besseres Leben führen“
Ende Dezember 2021 überraschte Goodman bei der Premiere des Films „The Freak Brothers“ in Los Angeles mit einem deutlich erschlankten Äußeren, an dem er über die Jahre hinweg hart gearbeitet hat. 90 Kilogramm soll er bis zu diesem Zeitpunkt abgenommen haben. Nach einigen Jo-Jo-Effekt-Phasen und nachdem er 2010 mit knapp 180 Kilogramm seine persönliche Obergrenze erreicht hatte, fing er an, seine Gewohnheiten umzustellen. „Ich wollte ein besseres Leben führen“, sagte er damals dem US-Magazin „People“. Es habe ihm eine Menge „kreative Energie“ geraubt, „auf dem Hintern zu sitzen und zu überlegen, was man als nächstes isst“. Zunächst fing er an, die Anzahl seiner Mahlzeiten zu reduzieren. „Es war im Grunde einfach Portionskontrolle… Ich schob einfach alles in meinen Mund“, erinnerte sich Goodman im Gespräch mit dem „AARP Magazine“ 2018 an die Zeit vor seiner Verwandlung. Zudem stellte er Trainer und Ernährungsberater Mackie Shilstone ein.
Im Jahr 2016 hatte er angeblich bereits 45 Kilo abgespeckt, für den Schauspieler allerdings noch nicht genug. Stattdessen erweiterte er der „Sun“ zufolge sein Sportprogramm und stellte sicher, pro Tag auf knapp 10.000 Schritte zu kommen. Goodmans Trainingsplan demnach: Sechs Mal die Woche einmal morgens und einmal nachmittags jeweils 40 Minuten Cardio-Training – vervollständigt durch gelegentliche Krafteinheiten. Zu guter Letzt soll er seine Ernährung umgestellt haben – weg von Fast Food und Co. hin zu Fisch, Olivenöl, Gemüse, Nüssen und Früchten.