Um „Inspire Writing“ ging es bei der Eröffnung des Montblanc Hauses, die am Dienstagabend auf 3.600 Quadratmetern mit viel Prominenz in Hamburg gefeiert wurde. Eines der Highlights des Hauses, das im digitalen Zeitalter ein Statement für die Handschrift setzt und für das Nicolas Baretzki, CEO von Montblanc, den Besuchern „eine Entdeckungsreise“ verspricht, ist die „Autogrammbibliothek“ mit 30 originalen handschriftlichen Notizen großer Persönlichkeiten, darunter auch Ernest Hemingway, Albert Einstein, Frida Kahlo.
Auch Erfolgssänger Jamie Cullum (42), der am Festabend live auftrat, hebt seine Schriften auf. Der 42-Jährige bezeichnet sich selbst als „analogen Typ, der ohne Stift nicht aus dem Haus geht“: „Ich habe zu Hause Hunderte von Kisten mit meinen Notiz- und Tagebüchern“. Er folge der familiären Tradition seiner Mutter und Großmutter, die ebenfalls wie er „Gedanken aufschreiben mussten, damit sie herauskommen“. Das Schreiben sei für ihn „Therapie“ und „Anregung des Hirns“ zugleich, ohne die er nicht kreativ wirken könne.
„Das Schöne daran ist, sie lassen sich aufheben!“
„Früher haben wir uns immer kleine Nachrichten während unseres Drehs hinterlassen“, schwärmt hingegen Schauspieler Sabin Tambrea (37) von der romantischen Anfangszeit mit seiner heutigen Ehefrau Alice Dwyer (34). Die beiden lernten sich bei gemeinsamen Dreharbeiten kennen und lieben. „Heute“, so Tambrea, „liegt da eine Einkaufsliste“ und gibt zu, dass er den Nachrichten von damals – ausgelegt im Hotelzimmer – ein wenig hinterher trauere – ein „schöner Ausdruck von gegenseitigem Respekt“. Seine Frau ergänzt, „ein Mittel, sich gegenseitig zuzuwenden“, doch verloren seien die Nachrichten nicht. Dwyer erklärt vielsagend: „Das Schöne daran ist, sie lassen sich aufheben!“
Auch Schauspieler Trystan Pütter (41) schrieb vor einigen Jahren Liebesbriefe an seine Freundin – ohne diese jedoch abzuschicken. Seine Liebesbeziehung stand damals vor dem Scheitern. „Es war meine Therapie. Ich suchte eine Antwort auf für mich drängende Fragen und versuchte die Welt, um mich herum zu verstehen.“ Eine Essenz aus all seinen Briefen fand schließlich auch den Weg zur Adressatin, doch die Beziehung rettete das nicht. Pütter, der heute mit Schauspielerin Heike Makatsch (50) liiert ist, ist froh, dieses Kapitel hinter sich zu haben und nicht wieder zu diesem Mittel greifen zu müssen: „Ich hoffe mal, ich habe nie wieder Liebeskummer in meinem Leben!“
Für Regisseur Leander Haußmann (62) weckt das Schreiben in Verbindung mit Liebe positive Erinnerungen. Noch heute erinnert er sich nicht nur an seinen ersten Liebesbrief, sondern auch an den Namen seiner damals Angebeteten – und seinem Widersacher. „Es war in der fünften Klasse, wir Jungs schrieben beide Briefe, die wir heimlich mit verschwitzten Händen durch die Klasse reichten“. Haußmann verschönerte seine mit kleinen Zeichnungen und Verzierungen und vermutet: „Das gab den Ausschlag bei ihr für mich“. Und eine Belohnung in Form von „Händchen halten“ und einem „ersten, zarten Kuss“, so Haußmann stolz über seinen damaligen Liebeserfolg.
Daniel Brühls besondere Sammel-Leidenschaft
Schauspieler Daniel Brühl (43) outet sich als ehemaliger „Füller-Sammler“: „Gemeinsam mit meinem Bruder hatte ich während der Schulzeit bestimmt 20 historische Stücke, die wir auf Flohmärkten, in Antiquitätenläden oder auch bei der Verwandtschaft zusammengetragen hatten“. Wegen dieser habe er sich beinahe mit seinem damaligen besten Freund zerstritten. „Ich hatte ihm einen meiner Füller geliehen, doch er hat gedankenverloren auf ihm rumgekaut – wie Kinder das so machen – aber damals war ich richtig sauer auf ihn und konnte nicht fassen, was er gemacht hatte!“ Seine Ideen sammelt der Schauspieler allerdings auf einem Diktiergerät. „Auch nachts, wenn ich aufwache und Einfälle habe, spreche ich darauf – auch wenn ich sie am nächsten Tag wieder verwerfe, weil sie vielleicht doch nicht so genial waren, wie nachts gedacht …“
Auch Schauspielerin und Regisseurin Maggie Gyllenhaal (44) nutzt für ihre Ideen und Einfälle digitale Medien. Das Handy ist für sie das Medium, in dem sie „alles Wesentliche aufschreibt“, so Gyllenhaal. Den Wert des Schreibens habe sie erst vor Kurzem wiederentdeckt, als sie sich unter anderem daran erinnerte, wie viel Freude ihr Briefe als Jugendliche machten: „Vor allem, wenn sie in den blau-rot-weißen Umschlägen aus Übersee kamen!“.
Buchautor Benjamin von Stuckrad-Barre (47) schildert seinen kreativen Schreibprozess: „Zunächst notiere ich alles mit der Hand und schreibe auf alles, was gerade da ist: Zeitungen, Speisekarten …“. Im zweiten Schritt überträgt er seine spontanen Einfälle dann ins Notizbuch und von dort landen sie schließlich ausformuliert im Computer. „Dann wird noch mal ausgedruckt und mit rotem Stift korrigiert“. Beim Briefe schreiben laufe der Prozess dagegen andersherum. „Da formuliere ich am Computer vor, um alles zu ordnen und schreibe letztendlich das Ergebnis ordentlich mit Füller ab – am liebsten mit einer weichen, breiten Mine“.
„Kreativität fließt besser mit einem Stift“
Zur analogen Fraktion zählt dagegen Schauspieler und Regisseur Reggie Yates (38): „Kreativität fließt besser mit einem Stift“, befindet er und bezeichnet sich als „ständiger Notizbuchträger“ und bedauert aufgrund seines „engen Jacketts“ an diesem Abend keines eingesteckt zu haben. „Wie wir eben alle am Eingang gedrängt im Regen und Wind standen, das hätte ich mir sofort notiert“, lacht Yates. Momente wie diese – aus dem Leben gegriffen – flössen in seine Drehbücher ein.
Die Schauspielerin Emilia Schüle (29) nutzt das Schreiben derzeit vor allem fürs Französisch lernen, denn in dem Nachbarland, zu dem sie bislang noch wenig Bezug hatte, dreht die deutsche Schauspielerin immer öfter. Demnächst steht sie wieder in Paris vor der Kamera. Das Lesen sei ihr in der Regel wichtiger als das Schreiben, so Schüle. Als Kind sei sie eine „Leseratte“ gewesen, die mit ihrem Vater die Wette einging, 100 Bücher in kurzer Zeit zu lesen. Die 1992 in Ost-Russland geborene Schauspielerin blickt stolz auf ihr süßes Kind-Ich zurück: „Die Wette habe ich gewonnen und bekam dafür ein Kuscheltier!“.
Auch Schauspieler Jannis Niewöhner (30) wurde im Elternhaus in Bezug auf Wort und Text gut erzogen. Seine Mutter, eine Lehrerin, habe besonders viel Wert auf eine schöne Handschrift gelegt. Noch heute schreibe er mit einer „sauberen Schreibschrift“. Briefe schreibt er mit Füller: „Zuletzt habe ich einer Regisseurin für einen Film gedankt, den ich einfach toll fand!“. Da gebe er sich heute mehr Mühe als bei seinen ersten Briefen: „Liebesbriefe mit Ankreuzkästchen in der dritten Klasse“.