Politische Äußerungen von Günther Jauch (65) liest und hört man selten. Auch wenn sich der Moderator im Gespräch mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ als „durch und durch politischer Mensch“ sieht. Doch in Sachen Impfen nimmt er kein Blatt vor den Mund. „Mir fehlt jedes Verständnis für Leute, die sich nicht impfen lassen wollen“, so Jauch überdeutlich. Ihm zufolge wäre die Impfung „im Prinzip die Lösung, wenn sich alle konsequent impfen lassen würden“.
Die Impfverweigerer würden in seinen Augen eine ganze Gesellschaft in Geiselhaft nehmen. Es wäre „unfassbar, wie viele Tote es gibt, wie unser Gesundheitssystem überfordert wird, wie Leute, die dringend Operationen brauchten, nicht drankommen.“ Er habe es so oft erlebt: „Viele, die gar keine echte Sorge vor dem Impfen haben, sagen einfach mal: ‚Wir zeigen es denen da oben, wir sind keine Schafe, die sich zum Impfarzt führen lassen.'“
Corona-Pandemie sei katastrophal für Kinder
Seine persönlichen Einschränkungen in den zwei Jahren Corona-Pandemie seien „nicht so ein Problem“, da er nicht mit drei Kindern in einer Zweizimmerwohnung leben müsse: „Ich durfte raus, und ich kann mich gut selbst beschäftigen.“ Er und seine Frau hätten außerdem gleichzeitig Corona gehabt. So seien sie „wenigstens zu zweit“ gewesen, sonst hätte der eine dem anderen das Essen vor die Tür stellen müssen. „Katastrophal“ sei es jedoch für Kinder: „Was in der Schule passiert ist, wird nicht leicht nachzuholen sein.“
Auch über seinen verstorbenen Vater Ernst-Alfred Jauch (1920-1991) und dessen Erfahrungen als Soldat im Zweiten Weltkrieg spricht Jauch offen. „Wie alle anderen, die überlebt haben, ist er nach dem Krieg nach Hause gekommen, ohne je psychisch behandelt zu werden“, erzählt der Moderator, „die sollten einfach ihr Leben leben.“ Sein Vater sei 19 Jahre alt gewesen, als der Zweite Weltkrieg begann, und sofort eingezogen worden. Drei Mal sei er schwer verwundet worden.
So denkt Günther Jauch über seinen verstorbenen Vater
„Er ist auf Minen getreten, wurde von einem Lastwagen überrollt und von Gewehrkugeln durchsiebt“, so Jauch. Zwei Jahre habe er im Lazarett gelegen: „Diesem Jahrgang ist die komplette Jugend gestohlen worden. Im Nachkriegsdeutschland sollten die dann einfach funktionieren.“ Sein Vater habe über den Krieg geredet, seine Mutter habe das aber nicht gemocht: „Sie war zehn Jahre jünger. Sie hat im Luftschutzkeller gesessen, als die Sirenen heulten – das war ihre Erinnerung.“
Ihm selbst sei als Kind nicht bewusst gewesen, welche Nähe seine Generation zu dieser „dunkelsten Zeit“ hat. Er habe sein Leben „immer als bunt empfunden und weit weg von Nazideutschland.“ Sein Vater sei hingegen wie aus einer anderen Zeit gekommen. Auf die Frage, ob er womöglich nicht alles wisse, was sein Vater erlebt oder getan habe, erklärt Jauch: „Das kann gut sein, richtig nachgefragt habe ich zu wenig.“ Ihm sei allerdings die Prämisse „Nie wieder“ sehr präsent.