Erster Einsatz für das erfolgreichste „Tatort“-Team, Professor Boerne (Jan Josef Liefers, 57) und Kommissar Thiel (Axel Prahl, 61), in diesem Jahr. Die beiden ermitteln jedoch in „Des Teufels langer Atem“ nicht in einem gewöhnlichen Mordfall: Thiel leidet unter Amnesie, kann sich an die letzte Nacht nicht mehr erinnern und steht unter Mordverdacht. Lohnt sich das Einschalten am Sonntagabend um 20:15 Uhr im Ersten?
Darum geht’s im „Tatort: Des Teufels langer Atem“
Völliger Blackout: Kommissar Thiel kann sich nach dem Aufwachen nicht erklären, wie er in diesem Hotelzimmer gelandet ist. Und was machen Prof. Boerne und der große Plüsch-Koala da an seiner Bettkante? Doch es kommt noch schlimmer: Ganz in der Nähe wurde eine Leiche im Wald gefunden. Es handelt sich um Thiels Ex-Chef aus seiner Zeit bei der Hamburger Mordkommission, den er seit Jahren nicht gesehen hat. Oder doch? Prof. Boerne ist fasziniert von Thiels Amnesie und begleitet ihn bei der Spurensuche.
Schnell gerät Thiel unter Mordverdacht: Hat er seinen Ex-Kollegen erschossen? Seine Dienstwaffe ist verschwunden und alle Indizien deuten auf ihn hin. Einst brachte der Münsteraner Ermittler das Opfer hinter Gitter, da er seine Frau zunächst geschlagen und später getötet haben soll. Die Sachlage scheint schnell klar: Ein anderer als Thiel kommt als Täter eigentlich nicht infrage… Doch warum kann er sich an überhaupt nichts erinnern?
Lohnt sich das Einschalten?
Natürlich! Dieser Münster-„Tatort“ ist sogar einer der besten seit langem. Witzig, spannend und skurril: Die Zutaten zu einem gelungenen Boerne-und-Thiel-Abend sind bei „Des Teufels langer Atem“ in den richtigen Mengen dosiert worden. Auch das Ensemble um die beiden Hauptdarsteller passt wie immer: Ohne „Vaddern“, Staatsanwältin Klemm und „Alberich“ geht natürlich nichts. Bemerkenswert: Die gegen Thiel ermittelnde Kommissarin Annika Kröger (toll gespielt von Banafshe Hourmazdi, 32) macht ihre Sache außerordentlich gut.
Kleine Abzüge in der B-Note gibt es für den eigentlichen Plot: Natürlich muss Thiel am Ende nicht lebenslang hinter Gitter, so viel ist ja schon von vornherein klar. Dennoch spielt der Film zulange mit der theoretischen Möglichkeit, dass Thiel wirklich für den Mord in Betracht kommt. Am Ende verkommt die eigentlich spannende Aufklärung des Falls (mit einigen ungeahnten Side-Effects) zu kurz und wird fast schon hektisch abgespult, um die 90 Minuten Sendezeit einzuhalten. Eine etwas andere Gewichtung wäre besser gewesen.