Ein Abend zwischen seinen bekanntesten Rollen, Katzengeschichten und ernsteren Tönen. Vor wenigen Monaten hatte Hape Kerkeling (56) seinen ersten TV-Auftritt seit Jahren absolviert – und nun stand er erstmals wieder auf der TV-Bühne. In „Ein Abend mit Hape Kerkeling“ bei VOX (auch bei RTL+) las er nicht nur aus seinem Buch „Pfoten vom Tisch! Meine Katzen, andere Katzen und ich“ vor und sang zwei Lieder aus seinem neuen Album „Mal unter uns …“. Das Allround-Talent schlüpfte auch kurzzeitig in Rollen wie die des Horst Schlämmer und beantwortete auch zahlreiche Fragen der Journalistin und Moderatorin Dunja Hayali (47) sowie des Publikums.
Hape Kerkeling suchte professionelle Hilfe
„Fast jede Frage“ könne das Publikum stellen, scherzte er zu Beginn. Und dieses Angebot ließen sich die Anwesenden auch nicht entgehen. „Junge, du weißt nicht, was für eine geile Zukunft dich erwartet“, hätte er etwa seinem jüngeren Ich gesagt, wenn er es heute treffen würde, erklärte Kerkeling.
Er hat aber auch sehr schwierige Zeiten hinter sich. „Ja, ich bin ganz ehrlich, natürlich“, erzählte Kerkeling, der schon als Kind seine Mutter verloren hatte, auf die Frage, ob er später eine Therapie in Anspruch genommen habe. „Also ohne professionelle Hilfe […], da sollte man auch nicht vermessen sein und glauben, dass man das alleine gewuppt bekommt“. Er habe im Alter von etwa 30 Jahren therapeutische Hilfe gesucht, die „sehr hilfreich“ gewesen sei. Außerdem sei es einer der Gründe gewesen, öffentlich über den Selbstmord seiner Mutter zu sprechen. „Es ist dann wirklich geteiltes Leid.“
Seine Großmutter war für ihn sehr wichtig in seinem Leben. Darum sang Kerkeling vor gerührtem Publikum auch seinen Song „Glaub an Dich“. „Ich seh‘ sie lachen, wenn ich die Augen schließ‘ auch noch nach Jahren. Die stolze Frau mit silbergrauen Haaren“, heißt es darin unter anderem. Er habe sich schon „ausgeheult“ gehabt, bevor er das Lied einsang. Zwar habe er immer noch „dieses wehmütige Gefühl“, wenn er den Song singe, „aber es hat ja keiner was davon, wenn ich schluchzend in Tränen ausbreche“. Er denke an die Zeit, in der seine Oma noch lebte, „als sie fit war, als sie lustig war. Dann nimmt das für mich viel von der Traurigkeit.“
Das ist Heimat für ihn
„Wo mein Mann ist, ist für mich Heimat“, sagte Kerkeling. Das sei das Wichtigste. Sonst sei der Begriff „sehr dehnbar“. Er fühle sich im Ruhrgebiet zuhause, aber auch in Italien oder Hamburg. Reisen seien für ihn allerdings sehr wichtig. Während der Pandemie sei er zum ersten Mal im Leben 16 Monate am Stück an einem Ort gewesen. „Reisen gehört für mich zum Leben dazu.“ Man könne sich wohl auch nur zuhause fühlen, wenn man wisse, wie es ist, nicht zuhause zu sein.
Über seine Auszeit
Seine Auszeit sei weniger ein Lösen von ihm selbst oder von möglichen Zwängen gewesen, in die man sich vielleicht hineinmanövriere, wie Hayali fragte. „Der große Erfolg von ‚Ich bin dann mal weg‘, der war völlig unerwartet“, erklärte Kerkeling. „Da habe ich wirklich auch eine Zeit gebraucht, um das überhaupt selbst für mich einzuordnen und zu begreifen.“ Während er weiter gearbeitet habe, habe er erst herausfinden müssen, wie er damit umgehen könne. Insofern sei diese Auszeit für ihn wichtig gewesen.
Auch bei den ernsten Themen konnte Kerkeling sich nicht immer zurückhalten. „Das Tragische erträglich machen, dafür gibt es Komik“, erklärte er. „Aber Komik kann nur durch Tragik entstehen.“ Er liebe das, was er mache „und ich möchte es weiter lieben“. Deshalb habe er stets versucht, weder sich selbst noch dem Zuschauer auf den Keks zu gehen. Es habe eine Phase gegeben, in der er sich gedacht habe, dass er seine Auftritte reduzieren müsse. So werde er es sicherlich auch weiterhin machen, „aber das heißt nicht, dass ich nicht ab und im Fernsehen, auf der Leinwand oder wo auch immer erscheine. Mir macht das einfach zu viel Spaß.“
Und genau das merkte man Kerkeling auch an. In ihm steckt ein Entertainer. Er habe den Abend vor Publikum „sehr genossen“ und führte zum Abschluss seinen Song „Wenn der Vorhang langsam fällt“ auf. Darin singt er: „Und wenn der Vorhang langsam fällt. Sekundenlang, ein kleines Leben. Und ich glaub‘, hier war der Mittelpunkt der Welt, der süße Klang vom Applaus wird still. Und wie ich so hinterm Vorhang steh‘, vom Rausch beseelt, vor Glück betrunken. Und ich glaub‘, dass ich euch wiederseh‘. Wenn der liebe Gott das will.“ Kerkeling und das Publikum wollen dies zumindest sicherlich, wie sich am Montagabend zeigte.
Hilfe bei Depressionen und Suizidgedanken bietet die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111