Aufwendig produzierte historische Mehrteiler kommen beim Publikum an und nun fügt das Erste diesem Subgenre ein neues Kapitel hinzu. Die Miniserie „Ein Hauch von Amerika“ wird in Doppelfolgen ab Mittwoch (1.12., 4.12. und 8.12.) jeweils um 20:15 Uhr ausgestrahlt. Wer gleich mehr sehen möchte, für den sind alle Folgen schon jetzt in der Mediathek verfügbar.
Emanzipation und Rassismus im Nachkriegsdeutschland
Die Nachkriegsserie erzählt vom Aufeinanderprallen zweier Welten, als US-Soldaten Anfang der 1950er Jahre in der pfälzischen Provinz stationiert werden und damit den Weg der Dorfbevölkerung zu individueller Freiheit und Kapitalismus ebnen. Kulturell sind die „German Krauts“ und die amerikanischen GIs, die den Deutschen den „American way of life“ näherbringen wollen, anfangs allerdings noch meilenweit auseinander. Dass „in dieser ländlichen Region die großen politischen Themen der Zeit verhandelt werden, die heute das Fundament unserer Gesellschaft bilden“, hat Elisa Schlott besonders an dem historischen Mehrteiler gereizt, wie die Hauptdarstellerin im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt.
Das facettenreiche Sittengemälde bettet hochaktuelle Themen wie Emanzipation und Rassismus in einen großen historischen Kontext und eine spannende Story ein. Die Miniserie spielt zwar in Deutschland, erzählt aber auch vom Rassismus der damaligen Zeit in den USA. „Die Amerikaner bringen eine moderne Gesellschaft nach Deutschland und das Prinzip der Freiheit. Aber Amerika ist durch die damalige Rassentrennung keine freie Gesellschaft, viele Rechte gelten nur für Weiße. Das führt zu Konflikten unter den stationierten GIs. Auch weil Schwarze GIs sich in Deutschland freier fühlten als zu Hause in Amerika“, erklärt Schlott den Zusammenhang.
Der israelische Regisseur Dror Zahavi (62, „Tatort: Franziska“) thematisiert aber nicht nur den US-Rassismus in der Serie. Es geht auch um die Judenverfolgung im Nationalsozialismus, die viele Deutsche nach dem Krieg unter den Teppich kehren wollten, und die Entnazifizierung der Bevölkerung. „Unserem Regisseur Dror Zahavi ist es wichtig, jegliche Formen von Rassismus zu erzählen und gegen sie anzugehen“, erklärt Schlott zu den beiden großen Themen.
Eine enge Freundschaft und eine ungewöhnliche Liebe
Im Mittelpunkt der Serie stehen zwei Beziehungen. Zum einen die Frauenfreundschaft zwischen der Bauerntochter Marie Kastner (Schlott) und der Tochter des Bürgermeisters, Erika Strumm (Franziska Brandmeier, geb. 1993). „Erika und Marie sind füreinander Familie. Sie haben dieselben Wurzeln, auch wenn die Familie von Erika durch das Naziregime gesellschaftlich aufgestiegen ist“, sagt Schlott.
Außerdem geht es um die Liebesgeschichte zwischen Marie und dem Schwarzen Soldaten George Washington (Reomy D. Mpeho). „Marie und George kommen aus komplett unterschiedlichen Lebensrealitäten und haben doch eines gemeinsam: Sie stehen ganz am Ende der Klassengesellschaft. Das verbindet die beiden, auch wenn ihre Beziehung von Außen nicht akzeptiert wird“, so Schlott.
„Die Figur der Marie war für mich insofern sehr spannend, als ich eine große charakterliche Entwicklung erzählen konnte“, sagt die Schauspielerin. Besonders das Innenleben der Figur sei für sie bedeutend gewesen. „Um mir dieses erschließen zu können, habe ich mit einer Familienaufstellung gearbeitet. Auch die körperliche Arbeit auf einem Bauernhof einmal selbst zu erfahren, war wichtig für mich. Dadurch hat sich der Pragmatismus dieser Figur für mich erschlossen“, erklärt sie weiter.
Auf das natürliche Styling Ihrer Figur im Vergleich zu den sexy Styles der Freundin Erika angesprochen, sagt die Schauspielerin: „Marie hat keine Zeit für Styling. Darum sehen wir sie die meiste Zeit mit einer praktischen Flechtfrisur, um die Haare aus dem Gesicht zu bekommen. Mit der Veränderung von Maries Ansichten, wandelt sich aber auch ihre optische Erscheinung.“
So kam Elisa Schlott zur Schauspielerei
In der Miniserie sind neben Elisa Schlott auch Dietmar Bär (60), Anna Schudt (47), Jonas Nay (31), Julia Koschitz (46), Nina Gummich (30), Samuel Finzi (55) oder Philippe Brenninkmeyer (57) zu sehen. Die Arbeit mit Schauspielstars dürfte der Hauptdarstellerin vertraut sein. Denn schon im preisgekrönten DDR-Flucht- und Familientrennungsdrama „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ (2007) spielte sie eine der beiden kleinen Töchter der Titelfigur (Veronica Ferres, 56).
Dass sie schon als Jugendliche Filmluft schnupperte, hat sie sich im Übrigen selbst zu verdanken. „Ich habe mich selbstständig über das Internet bei einer Kinderagentur für Film und Fernsehen angemeldet. Dann kamen die ersten Castings und mein erster Film wurde zugesagt“, erzählt die inzwischen mehrfach ausgezeichnete Künstlerin von ihrem eher ungewöhnlichen Karrierestart.
Und was haben ihre Eltern dazu gesagt? „Meine Eltern haben mich immer unterstützt“, sagt sie. Auch Ihre Halbschwestern Emilia (geb. 2005) und Helena Pieske (geb. 2007) sind Schauspielerinnen. Wer da wohl wem Tipps gibt? „Meine Schwestern sind sehr talentiert und selbstständig. Aber wenn sie Fragen haben, habe ich immer ein offenes Ohr für sie. Und Tipps von meinen Schwestern bekomme ich regelmäßig“, plaudert Elisa Schlott aus dem Familiennähkästchen.
Apropos Zuhause: Der Mehrteiler wird in der Adventszeit ausgestrahlt. Ob es da bei Elisa Schlott wohl recht viel glitzert und funkelt? Anscheinend eher nicht: „Ich finde die Vorweihnachtszeit sehr gemütlich. Ich bin nur kein Fan von Weihnachtsdeko. Die ist bei mir sehr dezent“, sagt sie.