Wieviel Realität steckt im neuesten Hessen-„Tatort: Murot und das Prinzip Hoffnung“? Der Film taucht ab in die Frankfurter Philosophen-Szene. Dieser gehörte auch der Titelheld, LKA-Hauptkommissar Felix Murot (Ulrich Tukur, 64), vor seiner Polizeikarriere zu Studienzeiten an. Immer wieder ist zu hören, dass die Bankenmetropole in früheren Jahren aufgrund der „Frankfurter Schule“ in Philosophen-Kreisen bekannt gewesen sei. Wahrheit oder Erfindung des Drehbuchautors?
Den Begriff der „Frankfurter Schule“ gibt es in der Tat. Und wie auch im Plot des Krimis angedeutet, war Frankfurt in früheren Jahren nicht berühmt für Wolkenkratzer und Finanzkraft sondern für tiefgehende Erklärungsansätze unseres Seins. Unter der „Frankfurter Schule“ versteht man eine Gruppe einflussreicher Philosophen und Wissenschaftler, die bereits vor dem zweiten Weltkrieg Theorien von Hegel, Marx und Freud weiterentwickelten.
Bis heute werden Ideen der „Frankfurter Schule“ an Universitäten gelehrt
Die Zentrale für die Ideen und Lehren war das Institut für Sozialforschung an der dortigen Goethe-Universität. Der übergeordnete Begriff „Frankfurter Schule“ etablierte sich erst später, in den 60er-Jahren, rund 20 Jahre nach dem Höhepunkt des dortigen Philosophie-Treibens. Die Denker entwickelten die angesehene „Kritische Theorie“. Eine Gesellschaftstheorie, die vor allem in dem Werk „Dialektik der Aufklärung“ in den 40er-Jahren zu Papier gebracht wurde.
Die „Kritische Theorie“ der „Frankfurter Schule“ ist eine international anerkannte Philosophie-Bewegung, die bis heute an Universitäten gelehrt, besprochen und diskutiert wird. Aus dem Namen „Frankfurter Schule“ leitet sich zum einen der Name des Zeichner- und Satiriker-Kollektivs „Neue Frankfurter Schule“ ab, die später das „Titanic“-Magazin hervorbrachte. Zum anderen lehnt sich die Bezeichnung „Hamburger Schule“ der 90er-Jahre-Musikbewegung an der Philosophie-Strömung an. Hierzu zählte unter anderem die Indie-Band Tocotronic.