Jeder, der am 4. Dezember 2010 die ZDF-Sendung „Wetten, dass..?“ aus der Düsseldorfer Messe sah, wird diese Bilder wohl nie vergessen: Der junge Schauspielstudent und Kunstturner Samuel Koch (38), damals 23 Jahre alt, stürzte beim Versuch, im Vorwärtssalto mit Sprungstiefeln über ein fahrendes Auto zu springen.
Koch war als Wettkandidat angetreten und wollte nacheinander über fünf Autos springen, die ihm entgegenfuhren. Der erste Sprung gelang, beim zweiten Anlauf brach er ab, der dritte klappte wieder. Doch dann das Unglück: Beim vierten Wagen, der ausgerechnet von seinem Vater gelenkt wurde, stieß er mit dem Kopf gegen das Autodach. Koch blieb regungslos auf dem Hallenboden liegen. Eine Tragödie, die Millionen Menschen live am Bildschirm verfolgten. Schnell war klar, dass er sich schwer verletzt hat. Co-Moderatorin Michelle Hunziker (48) hielt sich geschockt die Hände vors Gesicht, rief nach einem Arzt. Die Sendung wurde schnell unterbrochen, dann schließlich ganz abgebrochen. Moderator Thomas Gottschalk (75) erklärte: „Alles andere wäre falsch.“ Koch brach sich viermal das Genick und ist seitdem querschnittsgelähmt.
Das Unglück schockierte nicht nur die Zuschauer, sondern brachte auch das Moderatoren-Duo dazu, aufzuhören – und leitete damit das Ende der großen Samstagabendshow ein, die ihre Leichtigkeit verloren hatte und selbst von Nachfolger Markus Lanz (56) nicht mehr gerettet werden konnte. Es veränderte natürlich vor allem Kochs Leben, teilte es in ein davor und danach. Der sportliche junge Mann war plötzlich ans Bett gefesselt, wurde ein Jahr lang in Kliniken behandelt. Doch er gab sich nicht auf. Er trainierte fleißig, arbeitete mit Physiotherapeuten – und verfolgte auch im Rollstuhl seine Karriere als Schauspieler weiter.
Er arbeitet als Schauspieler, Autor, Redner
2014 bestand er an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover die Schauspielprüfung. Das Studium dort hatte er zwei Monate vor seinem Unfall begonnen. Er wirkte in zahlreichen Produktionen mit, unter anderem war er 2014 in der Fernsehserie „Sturm der Liebe“ und im Film „Honig im Kopf“ zu sehen. Zudem drehte er für das „Großstadtrevier“ sowie die Filme „Draußen in meinem Kopf“ und „Sachertorte“. Auch auf der Theaterbühne ist er aktiv, arbeitete etwa am Staatstheater Darmstadt und Nationaltheater Mannheim. Aktuell gehört er zum Ensemble der Kammerspiele München. Dort möchte er nicht nur als Schauspieler auf der Bühne stehen, sondern auch erste Regie-Erfahrungen sammeln.
Mit seinem Schicksal geht Koch, der auch als Redner unterwegs ist, offen um. So hat er sich etwa für „37 Grad“ bei seinem Kampf für sein „Leben danach“ filmen lassen und Bücher wie „StehaufMensch!“ und „Zwei Leben“ geschrieben. in Interviews hat er auch darüber gesprochen, wie ihm sein christlicher Glaube durch die schwere Zeit geholfen hat.
Bald wird er zum ersten Mal Vater
Die Lebenslust hat Samuel Koch nicht verloren, im Gegenteil, er hat sich mit bemerkenswerter Neugier, Tatendrang und auch Humor zurückgekämpft. Dazu dürfte auch sein privates Glück beitragen: Seit 2016 ist er mit Schauspielkollegin Sarah Elena (40) verheiratet, die er bei den Dreharbeiten zur ARD-Telenovela „Sturm der Liebe“ kennengelernt hat. Dieses Jahr soll für das Paar noch ein großer Traum in Erfüllung gehen. Wie der 38-Jährige der „Bild“-Zeitung bestätigte, ist Nachwuchs unterwegs. „Wir sind sehr freudig aufgeregt und danken bereits jetzt für alle guten Wünsche“, sagte der werdende Vater. Das Baby wird um den 20. Dezember herum erwartet.
Trotz des bevorstehenden Familienglücks bleibt der folgenschwere „Wetten, dass..?“-Abend auch nach 15 Jahren stets präsent. Auch juristisch ist er noch Thema. Erst im September erzielte Koch vor dem Bundessozialgericht in Kassel einen Teilerfolg. Der Fall, in dem es um eine Unfallversicherung geht, wird zurück an das Landessozialgericht Baden-Württemberg verwiesen, das neu prüfen muss. Koch hatte 2020 beantragt, seinen Unfall als Arbeitsunfall anzuerkennen und damit finanzielle Unterstützung zu bekommen. „Mein Papa ist an seine Rente gegangen, um meine Pflege mitzufinanzieren“, berichtete er vor Gericht in Kassel.
In seinen Träumen ist er oft noch Fußgänger
Er selbst hat die Hoffnung auf ein Leben ohne Rollstuhl noch nicht aufgegeben und setzt dabei auf die fortschreitende neurologische Forschung. Wie er 2024 in einem „Express.de“-Interview verriet, kann er im Kopf oft noch gehen: „In meinen Träumen bin ich meist noch Fußgänger und relativ fit – oder eine seltsame Mischung davon. Allerdings hat sich in letzter Zeit schon mal der Rollstuhl in meine Träume geschlichen. Und dann bin ich in der Lage, auf den Armlehnen dieses Rollstuhls Handstand-Akrobatik zu betreiben – so wie früher.“ Das seien für ihn „sehr schöne Träume“.
(ae/spot)
Bild: Samuel Koch beim Familienzauber im Bayern-Park am ersten Advents-Wochenende. / Quelle: ©Bayern-Park



